Mit dem ersten Sud in einem Topf auf dem heimischen Herd von Cornelia "Conny" und Günter Federlein in Niederlauer fing alles an. Seit 2006 brauen die Federleins im Brauhaus in der Ortsmitte. Inzwischen hat sich ihr "Lauertaler Urstoff" vom Geheimtipp zu einem etablierten und beliebten Hausbrauerbier entwickelt. Doch nun könnte dem Lauertaler Urstoff das Aus drohen: Die Federleins haben den Sudbetrieb im Brauhaus beendet, ein Grund dafür ist die Energiekrise.
Malzmühle, Sudpfanne, Rührwerke und was sonst nötig ist zum Brauen: Die Ausstattung des Brauhauses, das sich im untersten Stock des Bürgerhauses von Niederlauer befindet, ist voll funktionsfähig. "Der Nachfolger kann reinkommen und sofort loslegen", bestätigt Conny Federlein. Rund eineinhalb Jahre lang hatten sie und ihr Mann mit Unterstützung von Freunden und Familie das Sudhaus des Brauhauses, das etwa im Jahr 1880 erbaut wurde, renoviert.
Hobby-Brauer trinken selbst wenig Bier
Dabei sind die Federleins eigentlich gar keine regelmäßigen Biertrinker. "Ich glaub', wir trinken das wenigste. Im Sommer beim Grillen schon mal, aber sonst eigentlich kaum", sagt Conny Federlein und lacht. Dennoch: Das Bierbrauen als neue Herausforderung reizte sie und ihren Mann. Wohl auch, weil Günter Federlein sich beruflich um die Automatisierung von Brauereianlagen kümmerte.
Sein Kollege, ein Braumeister, zeigte dem Paar, wie das Brauen in einem Brauhaus funktioniert. Im Frühjahr 2006 wurde der erste Sud angesetzt. Im Niederläurer Brauhaus gibt es allerdings keine Möglichkeit, die Würze zu vergären. Auch Lagerfläche ist knapp. Conny und Günter Federlein ließen deshalb die Vergärung bei der Brauerei von Werner Lang in Waltershausen durchführen, dort wurde auch das Fassbier abgefüllt. Die Brauerei Göller in Zeil übernahm das Abfüllen und Pasteurisieren des Flaschenbiers. Anschließend klebten die Hobby-Brauer selbst die Etiketten auf.
Brauhausfest in Niederlauer machte das Bier bekannt
2008 veranstalteten Conny und Günter Federlein erstmals das Brauhausfest in Niederlauer. Es wurde mit den Jahren immer größer und beliebter. Und das Bier, ein nicht filtriertes, nicht so stark gehopftes und malzbetontes dunkles Kellerbier, auch dadurch bekannter. 2022 übernahmen die Niederläurer Vereine unter der Federführung von Altbürgermeister Richard Knaier das Brauhausfest, da es von Familie Federlein mit Freunden und Bekannten nicht mehr zu stemmen war.
Der Lauertaler Urstoff wurde direkt, im Edeka Herschfeld und bei Gastronomen wie der Schmiede in Bad Neustadt, der Pizzeria Nino in Burglauer oder im Biergarten Strahlungen verkauft. Nach Aussage von Conny Federlein hat das Hausbrauerbier viele Stammkunden, die sich immer über einen Plausch gefreut hätten, wenn sie ihnen das Bier lieferte. "Die Entscheidung, aufzuhören, hat uns viel Überwindung gekostet", sagt die Hobby-Brauerin.
Inflation und Energiekrise trieben die Kosten nach oben
Sie sei aber unausweichlich gewesen. Auch, weil die körperliche Arbeit immer anstrengender wurde für Conny und Günter Federlein, die beide Anfang 60 sind. Sie mussten beispielsweise Fässer heben oder den Treber nach dem Brauen mit Eimern aus dem Bottich schaufeln. Außerdem stiegen die Kosten durch Energiekrise und Inflation. Für das Malz habe er im Frühjahr 2022 bereits 100 Euro mehr gezahlt als im Jahr zuvor, sagt Günter Federlein.
"Für einen Sud von rund 15 Hektolitern waren sechs Fahrten zwischen Niederlauer, Waltershausen und Zeil nötig, mit insgesamt fast 1000 Kilometern", rechnet Federlein vor. Bei den heutigen Spritpreisen hätte das Paar deshalb zwanzig Euro pro Kiste Bier verlangen müssen. Günter Federlein: "So viel zahlt keiner, gerade jetzt, wo jeder nach seinem Geld schauen muss. Und drauflegen wollen wir nicht". Hinzu kommt, dass die Brauerei Lang den Lauertaler Urstoff künftig nicht mehr für die Federleins in Fässer abfüllen wird.
Bürgermeister von Niederlauer hofft auf Nachfolger
Die Gemeinde Niederlauer, die Eigentümerin des Brauhauses ist, hat Conny und Günter Federlein das Inventar abgekauft. "Es wäre sehr schade, wenn der regelmäßige Betrieb im Brauhaus aufhört, es ist ja alles zum Brauen da", sagt Bürgermeister Holger Schmitt. "Wir würden uns freuen, wenn jemand das Brauhaus komplett pachten oder für einzelne Sude nutzen möchte. Vielleicht findet sich eine Gruppe von mehreren Personen, die dann die Arbeit unter sich aufteilen", hofft Holger Schmitt.
Sollte sich kein Nachfolger finden, wollen die Federleins ab 2023 noch einmal jährlich zum Brauhausfest einen Sud brauen. Neuen Nutzern des Brauhauses würden sie beratend zur Seite stehen, sie einarbeiten und unterstützen, versichern Conny und Günter Federlein.
Wer Interesse hat, im Niederläurer Brauhaus zu brauen, kann sich unter (09771) 68070 oder buergermeister@niederlauer.de bei Bürgermeister Holger Schmitt melden.