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Bad Neustadt
Geburtshilfe am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt: Für die schönsten Momente im Leben braucht es eine Menge Geld
Die Geburtshilfe am Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt macht jedes Jahr Verluste, Bayern und der Kreis Rhön-Grabfeld fangen diese auf. Wie geht es in Zukunft weiter?
Der symbolische Klapperstorch auf der Geburtshilfe-Station am Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt. Damit hier Kinder zur Welt gebracht werden können, beteiligen sich Freistaat und Landkreis Rhön-Grabfeld an den hohen Kosten.
Foto: Katrin Maria Schmitt/Rhön-Klinikum Campus | Der symbolische Klapperstorch auf der Geburtshilfe-Station am Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt. Damit hier Kinder zur Welt gebracht werden können, beteiligen sich Freistaat und Landkreis Rhön-Grabfeld an den ...
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 10.02.2024 12:11 Uhr

Der erste Schrei der Tochter oder des Sohns - für viele Eltern ist die Geburt des eigenen Kindes einer der schönsten Momente im Leben. Da ist es beruhigend, wenn keine langen Fahrten bis zur nächsten Geburtshilfestation nötig sind. Im Landkreis Rhön-Grabfeld können Mütter ihr Kind im Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt zur Welt bringen.

Selbstverständlich ist das nicht. Einige Geburtshilfe-Abteilungen, darunter Bad Kissingen, schlossen in den vergangenen Jahren. Ein Grund: Die Kosten. "Geburtshilfestationen unter 800 Geburten im Jahr arbeiten in der Regel nicht kostendeckend, da hier die Fallpauschalen der Krankenkassen nicht kostendeckend sind", erklärt ein Sprecher des Landratsamtes auf Nachfrage der Redaktion. 

Die Geburtshilfe am Rhön-Klinikum Campus macht einen großen Verlust

Das trifft auf das ländliche Rhön-Grabfeld zu. Alleine 2020 machte die Geburtshilfe-Abteilung am Rhön-Klinikum 773.221 Euro Verlust. Da hilft es nichts, dass die Geburtszahlen zuletzt angestiegen sind. 2021 kamen 590 Kinder am Campus in Bad Neustadt zur Welt. Zum Vergleich: 2019 waren es 491 Neugeborene. "Unsere Bürgerinnen im Landkreis Rhön-Grabfeld sollen ganzjährig rund um die Uhr die Möglichkeit haben, ihre Kinder in einer Klinik vor Ort zur Welt zu bringen", sagt Landrat Thomas Habermann. Eine Aussage, die ohne Fördermittel wackeln könnte.

Sie wackelt aktuell nicht. Denn die Geburtshilfe am Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt profitiert seit Ende 2020 vom bayerischen Förderprogramm "Zukunftsprogramm Geburtshilfe". Der Kreistag des Landkreises Rhön-Grabfeld hatte damals die Rahmenbedingungen geschaffen, damit eine eventuelle Schließung verhindert werden kann beziehungsweise gesichert ist.

Woher kommen die Fördermittel für die Geburtshilfe in Bad Neustadt?

Konkret flossen für den Betrieb im November und Dezember 2020 knapp 133.100 Euro an Fördermitteln. 85 Prozent kamen vom Freistaat, die restlichen fast 20.000 Euro vom Landkreis Rhön-Grabfeld. Im Juli 2022 hatte der Kreistag beschlossen, auch das anteilige Defizit für 2021 zu übernehmen. "Gleichzeitig wird für diesen Zeitraum ein Förderantrag gestellt, sodass sich der Freistaat Bayern beteiligen wird", so das Landratsamt.

Worte, die man am Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt gerne hören dürfte. Man begrüße das bundesweit führende bayerische Geburtshilfe-Förderprogramm, "zumal die Versorgung mit geburtshilflichen Leistungen an Krankenhäusern steten Veränderungen unterworfen ist und dies auch künftig sein wird", heißt es auf Nachfrage von der Klinik. So unterstütze der Freistaat die Landkreise bei den Bemühungen, eine wohnortnahe Geburtshilfe auf hohem Niveau zu erhalten. 

Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt bekennt sich zur Geburtshilfe

Daneben bekennt sich der Rhön-Klinikum Campus zu seiner Geburtshilfe mit der Möglichkeit, Kinder dort ganzjährig rund um die Uhr zur Welt zu bringen: "Wir kommen unserem regionalen Versorgungsauftrag im Bereich der Geburtshilfe weiterhin uneingeschränkt nach", so das Unternehmen. Und weiter: "Dies werden wir heute und in Zukunft erfüllen." Aktuell sei die Belegabteilung der Geburtshilfe am Campus personell stabil aufgestellt.

Der einzige Kreißsaal im Landkreis Rhön-Grabfeld befindet sich am Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt.
Foto: Katrin Maria Schmitt/Rhön-Klinikum Campus | Der einzige Kreißsaal im Landkreis Rhön-Grabfeld befindet sich am Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt.

Ob und wer in Zukunft Geburtshilfestationen wie in Bad Neustadt finanziell unterstützt, ist aber noch offen. Das bayerische Förderprogramm läuft zum Ende des Jahres aus. Eine Ministeriumssprecherin erklärte auf Nachfrage der Redaktion, dass geplant sei, das Förderprogramm in seiner jetzigen Form über den 31.12.2022 hinaus zu verlängern.

Derzeit würden die Vorbereitungen getroffen. "Die Veröffentlichung soll voraussichtlich im Herbst und so rechtzeitig erfolgen, dass eine nahtlose Weiterführung des Programms sichergestellt ist."

Reagiert nun die Bundespolitik auf das Problem der Geburtshilfen?

Es könnte auch vonseiten der Bundespolitik Bewegung in die Thematik kommen. Laut Landratsamt Rhön-Grabfeld habe diese das Problem der defizitären Geburtshilfe mittlerweile erkannt und arbeite an einer Anpassung der von den Krankenkassen gewährten Fallpauschalen.

Das Förderprogramm "Zukunftsprogramm Geburtshilfe"

Ende 2017 wurde das Förderprogramm vorgestellt. Über zwei Fördersäulen will man Landkreise und kreisfreie Städte unterstützen, die Geburtshilfe auf hohem Niveau und flächendeckend - gerade im ländlichen Raum - zu sichern. 
Eine Säule sieht die Unterstützung, Stärkung und Sicherung der geburtshilflichen Hebammenversorgung und Wochenbett-Hebammen vor. Bis zu 40 Euro Förderung gibt es pro neugeborenes Kind, um so Verbesserungen vornehmen zu können. Ein Thema, welches sich auch der Landkreis Rhön-Grabfeld nach eigener Aussage auf die Fahnen geschrieben hat.
Eine zweite Säule soll das Defizit einer Geburtshilfeabteilung im Krankenhaus ausgleichen. Der Freistaat übernimmt bis zu 85 Prozent des entstandenen Defizits, maximal eine Million Euro pro Haus.
Das Förderprogramm werde seit Bestehen im gesamten Freistaat sehr gut angenommen, so das Fazit einer Ministeriumssprecherin.
Quelle: chü/Bayerisches Gesundheitsministerium

 
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  • zwrecht@aol.com
    Das Leo in Schweinfurt kommt mit seinen Geburten und den Erstattungen durch die Krankenkassen ganz gut zurecht und hat diese letztes Jahr sogar um zwei Geburtsstationen erweitert. Der Campus ist am Ende aufgrund ihrer Eigentümerstruktur zu Gewinn verpflichtet. Wer privatrechtlich strukturierte Aktiengesellschaften als Krankenhausbetreiber zulässt, darf sich nicht wundern, wenn die das machen, wofür sie gemacht wurden: Gewinn! Nicht die Gesundheitsvorsorge und Krankheitsbekämpfung ist der Zweck einer AG, sondern Gewinn erzielen und diesen Gewinn dann an die Eigentümer abliefern. Wer sein kommunales Krankenhaus an solche Betreiber verkauft, darf sich nicht wundern. Danach wird noch weiter abgezockt. Warum? Weils möglich ist. Die Geburtsstation, hat schon vorher Minus gemacht ? Möglich! Und die Chirurgie macht Gewinn? Ist doch normal! Das eine läuft besser, das andere schlechter. Und unser Landkreis zahlt ! Warum? Es ist das Geld der Bürger, nicht seins ! Den gibts ja gar nicht !
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  • Funkenstern
    Nicht in Ordnung ist diese unsägliche Bezahlpolitik der Krankenkassen, deren Gehaltsgefüge komplett aus dem Ruder gelaufen sind. Somit ist das Geld der Beitragszahler unsinnig verschwendet und am Zweck vorbei versenkt.
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  • zwrecht@aol.com
    Die Krankenkassen sind doch der falsche Ansprechpartner! Deren Fallpauschalen sind eher zu wenig für eine Geburt. Ne Herz-OP, ne Beatmung ist da viel rentabler ! Unsinnig ist da eher derjenige, der das ganze System und den Systemfehler durch Zuschüsse weiter unterstützt und fördert. Krankenhäuser sind lt. Gesundheitssystem dafür da, bedarfsgerecht die Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen. Schafft das ein Krankhaus oder ein Betreiber nicht, dann muss ein Schritt auch rückgängig gemacht und Alternativen gesucht werden. Dann wieder zurück zu den Anfängen, Ausgliedern, Zentralisieren, verstaatlichen und wieder Eigeninitiative. Das Leo in Schweinfurt kann das besser. Der Eigentümer ist dort, wen überraschts, die Kommune. Personal ist auf dem Neuschter Berg Mangelware. Nur zu gerne würde man nicht so rentable Bereiche abstoßen oder lässt es sich gut bezahlen. Die Stadt Bad Neustadt merkt gerade, mit wem man da Geschäfte machen will: das Kurhaus gehört einer AG! Das wird kosten!
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  • karlheinz.lottig@gmx.de
    Wie wär's denn, wenn einmal ein gewiefter Rechnungspruefer, der auch etwas von "kreativer" Buchhaltung und Kostenzuordnung zu diversen Konten versteht, den Zahlen-Summs des Rhoen-Klinikums und die Forderungen durchleuchtet, bevor einfach bezahlt wird.
    Aber dies anzustoßen, dafuer fehlt unseren Kommunal-Politikern wieder mal "der*******in der Hose".
    Es lebe der unantastbare "heilige Münch".
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  • andreas.stoehr@gmail.com
    Die Geburtshilfe war schon nicht Kostendeckend, als die Rhön Kreisklinik zum Landkreis gehörte, zur Info. Fakt ist das die DRG´s die Kosten halt nicht decken.
    Hier mal ein Beispiel
    https://www.dhz-online.de/Backend2/ckeditor/kcfinder/upload/images/1604_Selow-Tab.jpg

    Nur so als Hinweis, ein Handwerker auf diese Zeit gerechnet ist teurer
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  • mueller
    Riesige Gewinne in anderen Bereichen: diese werden privatisiert und die Verluste werden der Allgemeinheit aufgebürdet. Und das alles finanziert aus Krankenkassenbeiträgen. Ich finde das nicht in Ordnung.
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