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Bad Neustadt
Geburten in Rhön-Grabfeld: Zu wenige Babys sorgen für hohe Verluste
Die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe des Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt hatte 2020 ein Defizit von 773 221 Euro.  Wie reagiert der Landkreis Rhön-Grabfeld darauf?
Die Geburtsstation auf dem Rhön-Klinikum Campus arbeitet defizitär, wie fast alle Kliniken, die unter 800 Geburten pro Jahr verzeichnen. 
Foto: Arno Burgi/dpa | Die Geburtsstation auf dem Rhön-Klinikum Campus arbeitet defizitär, wie fast alle Kliniken, die unter 800 Geburten pro Jahr verzeichnen. 
Martina Harasim
Martina Harasim
 |  aktualisiert: 09.02.2024 22:45 Uhr

Die Geburtshilfestation auf dem Rhön-Klinikum Campus arbeitet defizitär. Unterm Strich stand vergangenes Jahr ein Minus von 773 221 Euro. Der Konzern möchte, dass der Landkreis diesen Verlust ausgleicht. Das wird er auch tun, wurde in der Sitzung des Kreistags am Mittwochabend mehrheitlich beschlossen. Aber nicht für das komplette Jahr 2020, sondern nur für November und Dezember. Der Grund: Der Antrag wurde vom  Klinikbetreiber erst spät im Jahr gestellt. 

Den Verlustausgleich gibt es nur für zwei Monate

Zugestimmt wurde einem Verlustausgleich in Höhe von 133 095 Euro. Davon trägt der Landkreis Rhön-Grabfeld 19 964 Euro. Der Hintergrund: 85 Prozent des Defizits gleicht der Freistaat gemäß der Richtlinie zur "Förderung der Geburtshilfe in Bayern" aus, den Rest muss der Landkreis schultern.

Bei Krankenhäusern, in denen wie in Bad Neustadt jährlich unter 800 Babys auf die Welt kommen, sind Defizite nicht ungewöhnlich, das weiß der Gesetzgeber. Um die geburtshilfliche Versorgung in Krankenhäusern im ländlichen Raum zu sichern, gewährt der Freistaat Bayern den Landkreisen diese Zuweisungen, die bei einer Million Euro pro Jahr gedeckelt sind.

Gemeinsames Ziel: Geburtsstation im Landkreis erhalten

Alle im Kreistag vertretenen Fraktionen waren sich einig, dass man Müttern in Rhön-Grabfeld auf jeden Fall die Möglichkeit bieten will, in einem Krankenhaus wohnortnah zu entbinden. Nachdem die Geburtshilfe-Station in Bad Kissingen bereits geschlossen wurde, wären Schweinfurt, Würzburg  und Meiningen die nächsten Anlaufstationen.

In manchen Wortbeiträgen diente der Landkreis Bad Kissingen als abschreckendes Beispiel: Ein Kreisrat wies darauf hin, dass im dortigen Landkreis öfters mal ein Kind im Auto oder Rettungswagen das Licht der Welt erblicken würde, weil die Eltern es nicht mehr in die Klinik schaffen –nicht das Timing dieser Babys sei schlecht, sondern der Weg in den Kreißsaal zu weit.

Geld vom Staat für private Konzerne?

Die Diskussion, ob man einem Privatkonzern staatliche Gelder zukommen lassen sollte oder nicht, waren eher weltanschaulicher Natur. So stimmte Matthias Freund (Die Linke) gegen den Antrag, weil Rhön Gewinne privatisiere und Verluste sozialisiere.

 Yatin Shah (Grüne) sagte: "Geburtshilfe muss wohnortnah erfolgen." Er fand es allerdings bedauerlich, dass Geburtshilfe und die Menschen, die diese leisten, von politischer Seite wenig wertgeschätzt würden. "Wie kann es sein, dass so miese Fallpauschalen gezahlt werden?", fragte er. Karl Graf Stauffenberg (FDP) fasste die Mehrheitsmeinung zusammen, als er sagte, man könne über die politischen Defizite durchaus jammern, dennoch führe an der Übernahme der Verluste durch den Landkreis kein Weg vorbei. 

 
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  • rhönfuchs
    Musste der Landkreis die Kreisklinik damals finanziell unterstützen? Waren doch auch öffentliche Gelder.
    Wurde hingenommen, gutes Gefühl das Krankenhaus vor Ort zu unterstützen.
    Sind wir doch dankbar dafür, ein solches medizinisches Angebot vor der Haustür zu haben.
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  • zwrecht@aol.com
    nach den letzten Zahlen (siehe veröffentlichte Bilanzen der Kreisklinik) war das Ergebnis ausgeglichen: +-Null. Korrigiert man davor die Zahlen um Sondereffekte wie Einrichtung der Palliativstation, Kosten für den Anschluß an das Fernwämenetz des Landkeises, Kostenübernahmen-Kostenverrechnungen an die 100%ige Tochter das MVZ, welches Mio-verluste schreibt) war das Ergebnis stets ausgeglichen. Im Jahr 2020 waren es über 500 Geburten. Zuvor waren es weniger. Trotz der hohen Zahl der Geburten solche hohe Verluste? Der Rest der Klinik macht dagegen Gewinn? Dort würden Verluste auch nichts bringen, würden ja auch nicht ersetzt werden. Diese Zahlen werden doch hoffentlich einer externen betriebswirtschaftlichen Überprüfung standhalten. An den zu niedrigen Fallpauschalen soll es liegen? Die sind für alle gleich. Demnach würden die Geburtsstation im Leo in Schweinfurt 1,5 Mio Verlust machen ? Das hab ich noch gar nicht gehört.
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  • wstu
    Ist es wirklich so schlimm, als Geburtsort Meiningen in Thüringen , zu lesen ? Die "ewig gestrigen" sterben nicht aus !
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  • eboehrer@gmx.de
    Es macht sicher auch etwas aus, dass etliche Schwangere zur Geburt ihrer Kinder nach Meiningen fahren.
    Verstehe ich sowieso nicht. Vielleicht sollten sie auch bedenken, dass dann später bei Bewerbungen grundsätzlich als Geburtsort Meiningen in Thüringen zu lesen ist. ...
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  • poetry2000@web.de
    Der Geburtsort spielt im späteren Leben überhaupt keine Rolle mehr.
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  • moritzmuehle@t-online.de
    Und was ist daran so schlimm?
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  • Inschenioer
    Meiningen ist doch ganz nett. Und nach der Geburt kann man gleich ins Theater gehen.😉

    Nein. Ist dann einfach so, dass Meiningen als Geburtsort in der Geburtsurkunde steht. Genau so wie heutzutage im Einzelfall auch Kinder nur mit Hebamme zu Hause zur Welt kommen. Darf auch sein. Wir haben da dankenswerterweise Wahlfreiheit. Und wer sich mit Neonatologie sicherer fühlt, der entbindet halt in Schweinfurt.

    Seid froh, dass ihr nicht in München wohnt: da muss man auch gleich nach der Zeugung in der Wunschklinik anmelden 😉
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  • Margarete-wuestner@web.de
    Genau, in den Großstädten muss man Kinder schon gleich nach der Geburt für Kita u Kindergarten anmelden!
    .....Defizit, Verlustausgleich, Förderung für den ländlichen Raum, staatliche Gelder, Aktien/Gier usw.
    Für mich gibt es nur eine Erklärung für die Geburtenrückgänge im ländlichen Raum: In den Großstädten ist die Arbeit u Unis angesiedelt, junge Menschen ziehen in die Grosstädte, der ländliche Raum stirbt aus.
    Wir brauchen gutbezahle Arbeit, um jungen Menschen einen Anreiz zu geben im ländlichen Raum Familien zu gründen!
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  • zwrecht@aol.com
    Die Berechnung des Verlust für diesen Klinik-Zweig wurde hoffentlich überprüft! Insgesamt machte die Klinik sogar im letzten Jahr Gewinn. Bedeutet also, dass der für die Aktionäre ausschüttbare Gewinn nun durch diese Zahlung steigt. Dankeschön lieber Landkreis. Muss ich mir doch ein paar Aktien besorgen, denn die können ja praktisch keine nicht ausgeglichenen Verlust machen ! Also immer Gewinn. Man sollte sich schämen. Die Kreisklinik wurde als Gesamtpaket verkauft und nun sollen selbst berechnete Teilverluste vom Landkreisbürger bezahlt werden.
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
    -gzw-

    zu ihrem Kommentar zur allgemeinem Kts.:

    Rückblende:
    "Die Rot-Grüne Gesundheitspolitik 1998 - 2003"

    Artikelauszug (letzter Absatz):
    Der Entwurf der CDU/CSU für eine Gesundheitsreform geht noch über die von SPD und Bündnis 90/Die Grünen vorgesehenen Privatisierungsmaßnahmen hinaus. Es sieht eine
    Ausgliederungs des Zahnersatzes aus der Erstattungspflicht der Krankenkassen(2001:3,7 Mrd EUR) sowie eine durchgängige zehnprozentige Zuzahlung zu GKV-Leistungen bis zu einer Höhe von zwei Prozent des Bruttoeinkommens vor.
    Näheres:
    www.bpb.de/apuz/27462/rot-gruene-gesundheitspolitik-1998-2003?p=3

    Für diese Reform waren die Kreistagsmitgleider der letzten zwei Perioden nicht verantwortlich.

    Damit die Geburtshilfe im LK verbleibt erfolgte Zustimmung der jetzigen KR-Mitglieder

    Evtl. hilft Ihnen zur "Vorgeschichte" der genannte Link weiter.
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  • Inschenioer
    Aber für den Verkauf der Klinik schon… Und genau da liegt der Hase im Pfeffer! Krankenhäuser dürfen maximal als gGmbH geführt werden, sonst wandern die Krankenkassenbeiträge direkt in den Geldbeutel der Investoren!

    Nix dagegen, dass angeblich privatwirtschaftliche Unternehmen effizienter wirtschaften. Aber bestimmte Bereiche darf man nicht privatisieren. Das sollte man nach den 90er und frühen 2000er Jahren gelernt haben.
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
    -Inschenioer-

    zu ...."aber bestimmte Bereiche darf man nicht privatisieren".....

    Ihnen u.a. als Vorgeschichte zur Kts.:

    1.
    -SPIEGEL-, Ausgabe: 34/1989 berichtet am 20.08.1989 unter dem Titel:
    -Aktien-
    "Sanfter Weg"
    -Medizin als Geldanlage-erstmals geht ein deutsches Krankenhaus an die Börse-
    Näheres über o.g. SPIEGEL-Ausgabe
    www.spiegel.de/wirtschaft/sanfter-weg-a-1723a7b0-0002-000-000013494564

    2.
    Deutsches Ärzteblatt 2009; 106(19):A-924 / B-790 / C-766
    "Öffentliche Krankenhäuser: Die Grenzen der Privatisierung"
    Artikelauszug:
    Der Staat darf sich nicht mit dem vorgergründigen Argument, er überlasse das Gesundheitswesen zunehmend dem Wettbwerb, aus seiner grundgesetzlichen
    Verantwortung für die öffentliche Daseinsvorsorge zurückziehen.
    Näheres über genanntes Ärzteblatt
    www.aerzteblatt.de/archiv/64543/Oeffentliche-Krankenhaeuser-Die-Grenzen-der-Privatisierung

    Somit steht Ihnen und anderen es "frei" zu urteilen, inwieweit diese Grenzen
    überschritten wurden.
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
    und nun stellt sich die Frage:

    Von wem, weshalb und zu wessen "Heimvorteil" kam dieses Aktiengeschäft überhaupt auf den Markt?

    Die Aktienkäufer sollten sich bezugnehmend ggü. ihren Mitmenschen ohne Aktienbeteiligung das Sprichwort "Gier frißt Hirn" in Erinnerung bringen. weil als Folge
    deren Behandlung zum Aktienvorteil sprichwörtlich "auf der Strecke bleibt"
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