So richtig kann der Stockheimer Klaus Arnold noch nicht realisieren, was er da am Wochenende beim Frankfurter Ironman geschafft hat. "Ich bin immer noch völlig überwältigt von den Ereignissen. Die Aufholjagd im Wettkampf, das harte und zeitraubende Training, die Strapazen – das alles hat sich im Nachhinein gelohnt", sagt Arnold. Und wie. Der 49-Jährige, der für den TSV Mellrichstadt startet, erreichte bei 347 Startern der Altersklasse M45 bis M49 Rang zehn und wurde 141. von 2449 Teilnehmern.
Klaus Arnold wird Zehnter und profitiert von zwei Absagen
Dies bedeutet für Arnold nach der offiziellen Auswertung zudem ein Ticket für die Teilnahme am legendären Ironman in Kona auf Hawaii. "Insgeheim hofft man natürlich, dies zu erreichen. Da aber nur wenige Startplätze pro Altersklasse zur Verfügung stehen und das Niveau sehr hoch ist, ist das extrem schwer", sagt Arnold. Letztlich profitierte er auch von der Absage zweier Athleten, die vor ihm platziert waren. Denn in seiner Altersklasse wurden nur acht Tickets vergeben.
Bereits vor zwei Jahren hatte sich Klaus Arnold für den Ironman in Frankfurt angemeldet, durch Corona wurde die Veranstaltung aber verschoben. Erfahrungen sammelte der Vater einer Tochter bislang bei der Challenge im mittelfränkischen Roth. Die Vorbereitung auf den Wettbewerb in Frankfurt habe Arnold aus dem Bauch heraus gemacht. "Das war sicher nicht immer profihaft", lacht er. "So hat mein Freund Marcus Enders die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als ich neulich den Würzburger Marathon gelaufen bin." Geschadet hat das wohl aber nicht.
In Frankfurt wurde der Ausdauersportler von René Kuhlmann aus Herschfeld und dessen Frau Katrin Bock unterstützt und supported. Beide verteilten sich an der Strecke und gaben den jeweiligen genauen Stand durch. Um 6.35 Uhr erfolgte der Startschuss am Langener See. "Wunderschön gelegen, mit Sandstrand", sagt Arnold. Am Sonntag hatte der Athlet im Trikot des TSV Mellrichstadt dafür freilich kein Auge. "Ich war ganz schön nervös am Start, doch nach 200 Metern habe ich meinen Rhythmus gefunden und bin solide geschwommen".
Klaus Arnold holt Tagesschausprecher Thorsten Schröder auf der Marathonstrecke schnell ein
Nach 3,8 Kilometern stieg der 49-Jährige mit einer Schwimmzeit von 1:07 Stunden aus dem Wasser. Somit war Arnolds am wenigsten geliebte Disziplin zu seiner vollen Zufriedenheit überstanden. Gut lief es zunächst auch auf dem Rad, doch im Verlauf der 183 Kilometer langen Strecke waren 1600 Höhenmeter zu bewältigen. "Da habe ich eine knappe Viertelstunde auf meine Wunschzeit verloren und weiß nicht wo." Mit einer Zeit von 5:07 Stunden und einer Platzierung jenseits von Platz 60 wechselte der Stockheimer auf die Laufstrecke, seine Lieblingsdisziplin.
Im Wechselzelt wurde kurz vor ihm Tagesschausprecher Thorsten Schröder per Ansage lautstark angekündigt. Dies war genug Motivation für Klaus Arnold, den prominenten Starter schnell einzuholen. "Ich habe ein zügiges Anfangstempo angeschlagen, war ein paar Minuten neben ihm und wir hielten ein kleines Pläuschchen im Laufschritt", berichtet Arnold. Somit begann die Aufholjagd und auf den vier zu absolvierenden Runden schnappte er sich einen Konkurrenten nach dem anderen.
Bis Kilometer 35 lief es trotz des schwülheißen Wetters prima, dann kam die schwerste Phase. "Die Verpflegung an der Strecke war phänomenal, dennoch haben meine Beine ganz schön weh getan. Es war echt zäh, aber ich habe um jede Sekunde gefightet." Die Anstrengungen lohnten sich, denn mit einer Marathonzeit von 3:16 Stunden und einer Gesamtzeit von 9:39:59 Stunden sprang er noch auf den zehnten Rang.
Erst am Montag erreicht Klaus Arnold die Nachricht von der Qualifikation für Hawaii
Überwältigt von diesem Ergebnis flossen im Ziel die Tränen. "Auf dem Handy hatte ich über 150 Nachrichten. Wahnsinn, wie viele das auf der Ironman-App mitverfolgt haben." Lebensgefährtin Antje saß währenddessen mit Kindern und Eltern auf dem heimischen Sofa und fieberte per App und TV mit. "Ich habe sie gleich nach der Zielankunft angerufen. Da wusste ich noch gar nichts von der Nominierung für Hawaii im Oktober. Diese sensationelle Neuigkeit kam dann erst am Montag. Das ist einfach die Krönung für jeden Triathleten", sagt Arnold.
Ein teures Vergnügen wird die Reise nach Übersee allerdings schon. Allein die Startgebühr beträgt 1200 Dollar. Hinzu kommen Kosten für Flug, Auto, Miete und Verpflegung. Doch all das trübt die Vorfreude des Stockheimers überhaupt nicht. Nun seien erst einmal für ein paar Tage Regeneration angesagt, dann folgen ganz lockere Einheiten. "Auch wenn man beim Ironman auf Hawaii Weltmeister in der Altersklasse werden kann, da setze ich mir nur ein Ziel: Gut und gesund durchkommen und mit einem Lächeln durchs Ziel laufen", so Arnold.
