
Am Ausbau der Staatsstraße 2292 zwischen Frickenhausen und Bastheim, der seit August 2016 läuft, üben die Grünen nun massive Kritik, wie aus einer Pressemitteilung der Partei hervorgeht. Bei einem Ortstermin haben der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach und – stellvertretend für ihre achtköpfige Kreistagsfraktion – die Kreisräte Eberhard Räder (Bastheim) und Birgit Reder-Zirkelbach (Kleineibstadt) von einem „brutalen Eingriff in das nun leider zerstörte Frickenbachtal“ gesprochen. In Zeiten eines fortschreitenden Klimawandels dürfe es „Straßenbau wie vor 50 Jahren nicht mehr geben“, forderte Räder zu einem Umdenken auf. „Das muss das letzte Bauwerk dieser Dimension gewesen sein“, ergänzte Knoblach unter Hinweis auf die Ortsumgehung von Sulzfeld. Sie müsse in der geplanten Dimension unbedingt verhindert werden, heißt es in der Mitteilung.
Flächen für Gewerbegebiete und Straßenbau
Knoblach, Grüne-MdL und Biolandwirt aus Garstadt, habe die Baustelle bei Bastheim im Rahmen seiner Initiative gegen den ungebremsten Flächenfraß besucht, den er „als eines der größten regionalen Umweltprobleme unserer Zeit“ betrachtet. Was den Flächenverlust betrifft, stehe Bayern nach wie vor an der Spitze aller Bundesländer. Jeden Tag verschwänden im Freistaat elf Hektar Wald, Wiesen und Ackerland unter Beton und Asphalt, der Großteil für nicht nötige neue Gewerbegebiete und den Straßenbau. „Alles ist so eingetreten, wie es nach dem 2018 abgelehnten Volksbegehren ‚Betonflut eindämmen‘ zu befürchten war, aber wir müssen uns endlich besinnen“, sagte Knoblach auf der Baustelle.
Kreisrat Räder bestätigte diese Ausrichtung auch für Rhön-Grabfeld. Im vergangenen Jahr habe der Landkreis 10 Millionen Euro und damit ein Drittel der Gesamtinvestitionen in den Straßenbau investiert. Gegen den Ausbau einer kurvenreichen, wegen des Verkehrs vielleicht zu schmalen Straße wie das bei der Staatsstraße 2292 der Fall war, habe man nichts einzuwenden, erklärte das Grüne Trio. Aber einen solchen „Gigantismus mit skipistentauglichen Böschungsbauten wie auf diesem einen Kilometer darf es einfach nicht mehr geben“, so die Grünen-Politiker.
Mobilitäts- statt Straßenbauamt
Laut Räder werde der überzogene Ressourcenverbrauch im Frickenbachtal von immer mehr Bürgern aus den betroffenen Gemeinden kritisiert. Knoblach verlangte ein Umdenken bei den Planern, den allerdings die Politik einleiten müsse. Ein erstes Zeichen wäre, die Straßenbau- in Mobilitätsämter zu verwandeln. „Wir brauchen eine Verkehrswende, Straßenbau muss an Bedeutung verlieren“. Knoblach will dafür als Parlamentarier initiativ werden. Er setze auf einen Mittelweg beim Ausbau, „statt ein Tal so kaputt zu machen“.
In diesem Zusammenhang streiften die Grünen auch die derzeit noch im Planfeststellungsverfahren befindliche Ortsumgehung von Sulzfeld im Grabfeld. Dort mache die künftige Asphaltfläche zwar „nur“ sieben Hektar aus, der Gesamtflächenverlust inklusive Ausgleichsmaßnahmen für die Landwirtschaft aber 25 Hektar, erklärte Knoblach. „Nach Frickenhausen darf kein weiterer brutaler Eingriff in Natur, Landschaft und Landwirtschaft folgen“.