Alle hatten ihren Spaß – Publikum wie Politiker. Beim Selfie mit Ludwig Hartmann, dem Landtags-Vizepräsidenten, beim Pläuschchen mit Hubert Aiwanger, dem stellvertretenden Ministerpräsidenten, oder beim Prosit mit Bruder Elisäus: Das 16. "Fränkische Derbläggn" in der mit 500 Menschen vollbesetzten Rudi-Erhard-Halle in Burglauer (Lkr. Rhön-Grabfeld) war ein Fest der guten Laune.
Nach dem Bieranstich brachte Oliver Tissot das Publikum als moderner Hofnarr mit scharfem Wortwitz und schneller Beobachtungsgabe in Stimmung. "Wie schlau ist das denn!", lachte er, als die Burschen des Heimatvereins drei Bierfässer auf die Bühne trugen unter den Klängen des Defiliermarschs. "Der wird nur gespielt, wenn der Ministerpräsident da ist. Söder hat abgesagt, Aiwanger traut sich noch nicht rein. Da habt ihr den Fässern die Ehre erwiesen. Welch Parallelen zur Politik: Das Holz muss erst verbogen werden. Und irgendwann wird es innen hohl!"
Wieder hatten viele Politikerinnen und Politiker aus Bundes-, Landes- und Kommunalebene den Weg ins Lauertal gefunden. Sie alle waren für eine launige Leviten-Lesung bestens gerüstet.
Tissots spritzigen Auftritt feierte das Publikum begeistert. Gerade da kam Hubert Aiwanger verspätet an. "Der hat solange draußen gewartet, bis er sich im Beifall sonnen kann!", sagte der Nürnberger Wortakrobat.
Aiwanger war erst beim Requiem für Alois Glück
Aiwanger entschuldigte sich mit seiner samstäglichen Querfahrt durch Bayern. Vom Requiem für Alois Glück in München am Vormittag zum Bayerischen Jagdverband nach Weiden. Dort sei er erst um 18 Uhr los gekommen. "Doch nach Burglauer wollte ich unbedingt. Das hier ist immer sein Geld wert", sagte er zu Burglauers Bürgermeister Marco Heinickel.
Das bewies Fastenprediger Fredi Breunig. Er las den Politikern als Bruder Elisäus zum 16. Male die Leviten. "Und zwar auf Augenhöhe. Hart in der Sache, aber ohne jemand zu verletzen. Nicht so wie am Nockherberg", so Innenstaatssekretär Sandro Kirchner hernach.
Der Fastenprediger sieht die Welt aus den Fugen geraten
Bruder Elisäus sieht die Welt aus den Fugen geraten. Trotz der Fastenpredigten werde die Stimmung Jahr für Jahr schlechter. Im Sport tauge Deutschland nichts mehr, und wegen Fachkräftemangel habe Arbeitsklamotten-Hersteller Engelbert Strauß einen Used-Look ins Sortiment aufgenommen. Die Bundestagsabgeordneten fragte er, ob sie die Cannabis-Legalisierung bis ins Detail durchgedacht haben. Denn das Gesetz bringe eine rückwirkende Straffreiheit mit sich. Das bedeute, dass 15.000 Akten händisch durchgesehen werden müssten – allein in NRW.
Den Grünen und Ludwig Hartmann empfahl er, nach der Leistungsentschärfung bei den Bundesjugendspielen das Prinzip Korridor nicht auch noch auf Mathe anzuwenden: "Wo kommen wir hin, wenn ein Grundschüler bei der Aufgabe 3+3 als Ergebnis 'so zwischen 5 und 7' ausrechnet. Und das stimmt dann auch noch."
Bruder Elisäus: "Steffen Vogel schaut aus wie ein stolzer Pfau"
Hubert Aiwanger schrieb Elisäus ins Stammbuch, dass er auf Profilierung so scharf sei, dass es schon richtig wehtue. Insgesamt wurde der bayerische Wirtschaftsminister in der Rhön jedoch nicht so derb angepackt wie am Nockherberg.
Den unterfränkischen CSU-Bezirksvorsitzenden Steffen Vogel, mit rosarotem Anzug im Publikum ("Er schaut aus wie ein stolzer Pfau!"), tadelte Elisäus für dessen juristische Tipps bei den Bauern-Demos. Lob hatte der Fastenprediger für den Premicher Kirchner und die Aschaffenburgerin Gerlach parat: "Die machen solide Arbeit!"
Für Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach gab es noch eine Freude: Sie durfte sich ins Goldene Buch der Gemeinde Burglauer eintragen und wurde vom ausrichtenden Heimatverein zur Fränkin mit Rückgrat ausgezeichnet. "Ich sehe diese Ehrung als Vorschuss für anstehende Herausforderungen und habe viel Energie aus dieser wunderbaren Veranstaltung mitgenommen", sagte sie.
Hubert Aiwanger freute sich indes über die innige Heimatverbundenheit in der Rhön: "Beim Kreuzberg-Lied habe ich viele nasse Augen gesehen!"
Was hat das mit unserer fränkischen Kultur zu tun?
Die Buben marschieren mit ihren drei Fässern in Bayerischen Lederhosen ein, und dabei wird noch begeistert geklatscht zu den Klängen "Gott mit Dir du Land der BAYWA"
"Leberkäs Haweii "halt.
Franken schafft sich ab!