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Bad Königshofen
Vom 20. Juli 1944 zum aktuellen Liberalismus
Karl Graf Stauffenberg stellte sein Buch "Aus Verantwortung" in Bad Königshofen vor. Er hat es zusammen mit einem Journalisten verfasst.
Aus seinem Leben berichtet Karl Graf Stauffenberg in seinem mit einem Journalisten gemeinsam verfassten Buch 'Aus Verantwortung'.
Foto: Regina Vossenkaul | Aus seinem Leben berichtet Karl Graf Stauffenberg in seinem mit einem Journalisten gemeinsam verfassten Buch "Aus Verantwortung".
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 18.03.2020 02:10 Uhr

 "Ich bin ein gelbes Schaf unter schwarzen", sagte Karl Graf Stauffenberg bei seiner Buchlesung in der Buchhandlung Schiller in Bad Königshofen. Im November 2019 veröffentlichte er sein Buch "Aus Verantwortung - Was der moderne Liberalismus mit dem 20. Juli 1944 zu tun hat", erschienen im Lau-Verlag. Wie er zu seiner liberalen Einstellung kam und welche Familiengeschichte dahintersteht, das beschreibt Stauffenberg.

Als sich Mitte Juli das Attentat seines Großvaters Claus Schenk Graf von Stauffenberg zum 75. Mal jährte, meldete sich bei Karl Stauffenberg der freie Journalist Armin Fuhrer, der bereits zahlreiche Bücher zu politischen Themen verfasst hat, und bot an, ein Buch zu schreiben, das Stauffenberg unter seinem Namen veröffentlichen könnte. Das lehnte dieser ab und man einigte sich darauf ein Buch gemeinsam zu verfassen, in dem viele Themen in Interviewform beleuchtet werden. Mehrere Kapitel daraus las Stauffenberg am Mittwochabend vor und beantwortete die Fragen der Gäste.

Fragile Demokratie

"Geschichte wiederholt sich nicht, aber man kann aus ihr lernen", schreiben die Autoren im Vorwort. Die Demokratie sei für viele Menschen heute eine Selbstverständlichkeit, ein Rückblick zeige jedoch, wie fragil ein demokratisches Gebilde ist und dass es stets gegen seine Feinde verteidigt werden muss. Gelebter Liberalismus bedeutet für Stauffenberg Handeln aus Verantwortung. Mit seiner Auffassung von Verantwortung für die Gemeinschaft, in der er lebt, und für sich selbst, befindet er sich in einer Reihe mit dem Großvater, der durch sein Attentat vielen Menschen das Leben gerettet hätte, und mit seinem Vater Franz Ludwig Schenk Graf von Stauffenberg, der für die CSU 1972 bis 1984 im Deutschen Bundestag war, 1984 bis 1992 im Europäischen Parlament. Auch die Vorfahren mütterlicherseits waren politisch aktiv, der Großvater Karl Theodor zu Guttenberg war ebenfalls CSU-Politiker. Liberalismus bedeutet für Karl Stauffenberg auch, dass er jedem die Freiheit zugesteht, einer Religion seiner Wahl anzugehören, aber auch keinen Glauben zu haben. Er selbst wurde katholisch erzogen, entwickelte aber schon mit 13 Jahren eine Skepsis gegenüber den Glaubensgrundsätzen.

Im ersten Teil des Buches geht es vor allem um seinen eigenen Lebensweg und den seiner Familie. Der Leser erfährt, dass Karl Stauffenberg 1970 in München geboren wurde und 13 glückliche Kindheitsjahre überwiegend in Beuerberg, im Voralpenidyll, verbracht hat. Dann kam er auf ein Internat im Sauerland. Während seiner Abwesenheit zogen die Eltern um ins Schloss Kirchlauter. Über seine Schulzeit legt Stauffenberg gern den "Mantel des Schweigens", er ging nach der 10. Klasse von der Schule ab. Später absolvierte er eine Ausbildung zum Hotelfachmann, die ihm jetzt, als Leiter der eigenen "Gräflichen Eventmanufaktur" zugutekommt.

Wohnen im Schloss

Wie ist es in einem Schloss zu wohnen? Stauffenberg berichtet, wie es dazu kam, dass er mit seiner Familie jetzt in einer Hälfte des Wasserschlosses Irmelshausen wohnt. "Das klingt alles sehr romantisch, aber ich kann versichern, es ist viel Last und Frust, für so ein Haus sorgen zu müssen", merkt er an. Auch über schlimme Ereignisse, die er in seiner Jugend erlebte, schreibt Stauffenberg ganz offen, er hat gelernt, damit umzugehen und sich nicht in Despressionen zu verlieren. Unter anderem wurde er von Neonazis verprügelt, weil er in ihren Augen der Enkel eines "Verräters" ist.

Um "Gegenwart, Zukunft und Verantwortung" geht es im zweiten Teil des Buches. Immer wieder als Enkel des Hitler-Attentäters angesprochen, kam Stauffenberg nicht daran vorbei sich mit politischen Themen auseinanderzusetzen. "Von einem Stauffenberg wird einfach erwartet, dass er eine politische Haltung und etwas zu sagen hat", schreibt der Autor. Heute sei es ihm ein Anliegen, sich politisch zu äußern. Er möchte in einer liberalen Gesellschaft leben, die auf dem Individualismus des einzelnen Menschen beruht. Als eine Verpflichtung, aber nicht als Privileg empfindet Karl Stauffenberg seinen bekannten Namen. 

 
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