"39,41" - Für diese Antwort muss Alexander Eschenbach keine Sekunde überlegen. Denn diese Zahl dokumentiert in Prozent den Umsatzrückgang bis zum 30. Juni im Vergleich zu 2019. Dabei hatte der Firmenchef noch im September/Oktober viel investiert und wartete voller Vorfreude auf 2020. "Das wird unser Jahr", war er überzeugt, dass sein Familienunternehmen, das er seit 2013 leitet, sich gegen die ganz großen auf dem Markt gut behaupten wird. "Und dann zieht einer im März den Stecker", erklärt Eschenbach der Runde aus FDP-Leuten, die auf der von einer Markise beschatteten Hochterasse des Verwaltungsgebäudes Platz genommen haben.
Im gebührenden Abstand natürlich, denn es herrscht ja Corona-Pandemie, weswegen die Geschäfte ja auch schlecht laufen. FDP-Kreisvorsitzender Karl Graf von Stauffenberg hatte das Treffen organisiert, zu dem neben dem Bad Neustädter FDP-Ortsvorsitzenden Hartmut Schmutz auch der Hösbacher Bundestagsabgeordnete Karsten Klein gekommen waren. Wie man sich denken kann, ist die Situation für ein Unternehmen, das zu einem guten Teil davon lebt, dass andere Veranstaltungen ausrichten oder feiern, in diesen Zeiten alles andere als rosig. So war zumindest die Überlegung von Stauffenberg. Die gut 160 Mitarbeiter sind alle in 50 Prozent Kurzarbeit. Allein 4,1 Millionen Euro Einnahmen aus unterschriebenen Verträgen seien verloren gegangen, sagt Eschenbach.
Zelte für die Landesgartenschau in Überlingen bleiben ein Jahr stehen
Immerhin - mit den Veranstaltern der Landesgartenschau in Überlingen am Bodensee ist es Eschenbach gelungen, eine Einigung zu erzielen. Dort hatte seine Firma im Januar und Februar Zelte für die Großveranstaltung aufgebaut. Die stehen immer noch und sollen jetzt kommendes Jahr genutzt werden, wenn die Gartenschau wieder auf der Agenda steht. Eschenbach spricht von zähen Verhandlungen, denn ursprünglich habe man unter Hinweis auf höhere Gewalt nichts zahlen wollen. Einen dicken Fisch hat er überdies mit dem Zeltbau auf 7600 Quadratmeter für Europas größte Fahrradmesse in Köln an Land gezogen, nachdem der Veranstalter vergebens nach Hallen Ausschau gehalten hatte. Außerdem haben (wir berichteten) Würzburger Studenten in Eschenbach-Zelten Seminararbeiten geschrieben. Das war es dann aber auch schon weitgehend mit den größern Aufträgen. "Es sind die Industrie- und Lagerzelte, die uns retten", betonte Eschenbach.
Verlängerung der Kurzarbeit, wenn die zweite große Welle rollen sollte
Nicht klagen will Eschenbach über seine Hausbank, die sich bereits im März in Kreditfragen an ihn gewandt hat und die Bundesregierung. Die beantragte Soforthilfe - am Ende waren es 50 000 Euro - lagen bereits fünf Tage nach Beantragung auf seinem Konto. Die hätten wohl die meisten großen Betrieb in Bad Königshofen bekommen, mutmaßt der Firmenchef. Graf Stauffenberg, der eine Eventmanufaktur betreibt, musste drei Monate auf seine Hilfe warten, wie er anmerkte. Kritische Töne kamen derweilen vom FDP-Abgeordneten Klein, der betonte, dass die Regierung bei der Bekämpfung der Pandemie schon viel eher in die Regionalisierung hätte gehen müssen. Alle waren sich darüber einig, dass es keinen zweiten allgemeinen Lockdown geben dürfe. Auf Kleins Frage, was er sich denn bei einer zweiten großen Pandemie-Welle von der Regierung wünsche, favorisierte Eschenbach eine Verlängerung der Kurzarbeit. Aber selbst wenn alles wieder normal läuft, werde es wohl mindestens drei Jahre dauern, bis die Firma wieder auf dem Stand von 2019 sei.
Die Chancen für die FDP bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr wieder ins Parlament einzuziehen, stehen nach Ansicht Kleins sehr gut. Auch wenn die Partei derzeit bei Umfragen um die fünf Prozent herumpendelt, wie Eschenbach bemerkte. Auch eine Regierungsbeteiligung hält Klein für möglich. Bei den anstehenden Fragen bezüglich der Finanzen und wie die Wirtschaft wieder in Schwung kommt, werde die FDP wieder mehr Gehör finden, ist er überzeugt.