Keine Volks- und Bürgerfeste, keine Messen und keine anderen größeren Veranstaltungen, bei denen viele Menschen zusammenkommen, und das bis mindestens bis Ende August diesen Jahres: Das Corona-Virus und die vielen Versuche, es einzudämmen, wird noch lange für Einschränkungen im öffentlichen Leben sorgen. Für etliche Wirtschaftsbereiche führen die tiefen Einschnitte zu massiven Umsatzeinbußen. Besonders betroffen ist auch die Zunft der Zeltbauer und Zeltverleiher, denen viele für das laufende Jahr fest eingeplanten Aufträge abhanden gekommen sind.
Keine Veranstaltungen mehr
Auch das in Bad Königshofen ansässige Familienunternehmen Zeltbau Eschenbach, das zu den europäischen Marktführern für Zeltsysteme und temporäre Bauten zählt und aktuell rund 160 Mitarbeiter beschäftigt, stand quasi von einem Tag auf dem anderen vor neuen großen Herausforderungen. „Uns sind binnen kurzer Zeit praktisch alle Vermietungen weggebrochen“, so Firmenchef Alexander Eschenbach. Als er gehört habe, dass auch das Oktoberfest ausfallen soll, sei er erst mal sprachlos gewesen. Selbst wenn im Herbst wieder größere Veranstaltungen möglich wären, könne das die im Frühjahr und Sommer zu verzeichnenden Ausfälle nicht mehr wettmachen.
„Wir haben deshalb schon am 1. April Kurzarbeit eingeführt“, so Eschenbach, dessen Familienunternehmen vor fast 50 Jahren mit der Vermietung von Festzelten begann und heute mehrere Niederlassungen in Deutschland hat. Immerhin gibt es nach seinen Worten im Verkaufssegment, das einen großen Teil des Gesamtumsatzes ausmacht, in den kommenden Wochen und Monaten noch etliche Aufträge abzuarbeiten.
Große Hoffnung setzt er zudem auf eine neue Geschäftsidee, über die er auf der Homepage und der Facebook-Seite des Unternehmens unter der Überschrift „Klassenzimmer von Eschenbach“ informiert. Hintergrund: Um die wohl noch länger geltenden Auflagen des Kontaktverbotes einzuhalten, werden möglicherweise immer mehr Gemeinden und Kommunen auf mobile räumliche Erweiterungen bestehender Einrichtungen wie zum Beispiel Schulen zurückgreifen, um die erforderlichen zwei Meter Abstand einzuhalten. Eschenbach ist optimistisch, dass Unterricht in Zelten in den nächsten Wochen und Monaten durchaus zur Realität werden könnte.
Zelte als Zwischenlager
Auch das nur wenige Kilometer von Bad Königshofen seit über 25 Jahren in Großeibstadt angesiedelte Zeltbauunternehmen Bühler mit seinen aktuell 58 Mitarbeitern leidet unter der Corana-Krise. „Wir haben sicherheitshalber Kurzarbeit beantragt“, so Ute Krais, die im Unternehmen, das Hersteller und Vermieter von Klein- und Großzelten, Bühnen und Zeltzubehör ist, für den Vertrieb die Verantwortung trägt. „Viele Feste und andere Veranstaltungen sind leider auf Eis gelegt worden“, so die Mitarbeiterin des Unternehmens. Sie hofft, dass die Maßnahmen im mittleren Fest- und Veranstaltungsbereich vielleicht schon bald wieder gelockert werden könnten.
Ute Krais ist zuversichtlich, dass Bühler die Krise meistern wird: „Wir sind breit aufgestellt und trotz Corona ist der Auftragseingang noch überraschend gut.“ So profitiere ihre Firma von aktuellen Überproduktionen in der Industrie, die oftmals nicht abgeführt werden könnten. „Unsere Zelte und Leichtbauhallen dienen den betroffenen Unternehmen dann als Zwischenlager.“ Immerhin scheint auch ein größerer Auftrag trotz der Absage des Events noch nicht verloren: Auf dem Gelände der Landesgartenschau in Ingolstadt, die wegen Corona abgesagt wurde, hat Bühler vor der Krise Zelte aufgestellt. Sollte die Gartenschau auf das nächste Jahr verschoben werden, wird Bühler sie laut Ute Krais „einmotten“ und bis zur Gartenschau-Eröffnung 2021 einfach stehen lassen.
Auch die Haltec Hallensysteme GmbH mit Sitz in Hemer, die Hallen, Lager- und Festzelte für Industrie und Gewerbe herstellt und in Bad Neustadt eine für das Marketing und den Vertrieb zuständige Niederlassung mit sieben Mitarbeitern hat, ist von der Corona-Krise betroffen. „Bei uns ist die Situation noch nicht dramatisch“, so Uwe Schmitt, Leiter der Haltec-Marketing-Abteilung. Das liege daran, dass die Vermietung von Zelten im Unternehmen keine Rolle spielt, sondern der Schwerpunkt vielmehr auf dem Bau und den Verkauf von Stahl- und Lagerhallen liegt. Dennoch werde auch bei Haltec an den insgesamt 25 Standorten mit ihren 280 Mitarbeitern bereits kurzgearbeitet.