Als Zelt würde die 15 mal 15 Meter messende Konstruktion aus Glas und Aluminium mit einer Höhe von gut sieben Metern auf dem Betriebsgelände der Firma Eschenbach bestimmt niemand bezeichnen. Auch wenn das Dach aus Planen besteht und das Messegebäude jederzeit auf- und abgebaut werden kann.
Das neue Stichwort heißt Temporäre Architektur
In der Produktpalette des Familienunternehmens nimmt diese Art von Systemen eine immer größere Bedeutung ein. Deshalb entschloss man sich in der Führungsetage des Unternehmens, den angestammten Namen Zeltbau Eschenbach mit dem Begriff Temporäre Architektur zu ergänzen, wie Firmenchef Alexander Eschenbach den Mitgliedern des IHK-Gremialausschusses bei deren Frühjahrssitzung auf dem Firmengelände erläuterte.
Firma baute Zeltstadt bei der Fußball-WM in Südafrika
Die Firma mit 190 Beschäftigten, die weltweit Aufträge erhält und beispielsweise 2010 bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika für die FIFA eine Zeltstadt errichtet hatte, kämpft aber auch mit Problemen, die viele andere mittelständische Unternehmen derzeit haben: dem Fachkräftemangel. Es werde immer schwieriger, junge Leute zu finden, die bereit seien, auf Montage zwei oder drei Wochen am Stück durchzuarbeiten, weil dies eben viele Aufträge verlangen würden, betonte Eschenbach.
Gut 45 Mitarbeiter sind in diesem Bereich tätig, noch einmal die gleiche Anzahl wird hinzugebucht. Die normale betriebliche Arbeitszeit beträgt neun Stunden pro Tag, außerdem wird jeden zweiten Samstag gearbeitet.
Bis zu 370 Events pro Jahr bestückt die Firma mit ihren Zeltkreationen, allein im Mai und Juni werden 170 Zelte für verschiedene Veranstaltungen des Autokonzerns BMW gebraucht. Dazu kommen 70 bis 80 Industrielagerhallen und vieles mehr.
Reizvolle Aufgaben locken auch Fachleute in die Provinz
Dass auch Firmen in der Provinz reizvolle Aufgaben für qualifizierte Menschen bereithalten, bestätigt der Ingenieur Stefan Oppenberg, der mit seiner Familie vor zwei Jahren von München nach Bad Königshofen umgezogen ist, um hier die technische Betriebsleitung bei der Firma Eschenbach zu übernehmen. Ihm oblag es auch, zusammen mit Disponent Stefan Stahl, die Ausschussmitglieder über das Firmengelände zu führen.
50 Prozent des Umsatzes macht Zeltbau Eschenbach mit der Vermietung
Stahl ist unter anderem dafür zuständig, dass die in vielen Hallen gelagerten Einzelteile für die einzelnen Aufträge möglichst fehlerlos zusammengestellt werden. Denn gut 50 Prozent des Umsatzes erlöst Eschenbach durch Vermietung von Zelten, die in so gut wie jeder Größenordnung zu haben sind.
CareerLink der Uni Würzburg schafft Kontakt zu Studenten
„Händeringend“, wie sich Alexander Eschenbach ausdrückte, sucht die Firma auch Studenten aus dem technischen Bereich, die Interesse haben, hier ein Praktikum zu absolvieren, um vielleicht einmal später einzusteigen. Möglich, dass der Chef auf dem neuen Karriere- und Jobportal „CareerLink“ der Uni Würzburg fündig wird, das Thorsten Stegh, der Geschäftsführer der Uni Würzburg für Bildungs- und Campusdienstleistungen vorstellte. Sorgen um den Fachkräftemangel macht sich auch IHK-Präsident Otto Richter, der in seiner „Halbzeitbilanz“ davon sprach, dass bis 2021 gut 50 000 Fachkräfte hierzulande fehlen werden. Insbesondere im Gastronomiebereich „gehe gar nichts mehr“, stellte er fest. Junge Ausbildungsscouts sollen jetzt in Klassenzimmern Schüler von den Vorteilen der Dualen Ausbildung überzeugen.
Die meisten Firmen in Rhön-Grabfeld sind zufrieden mit dem Standort
Auf den Standortreport Mainfranken 2016 ging Elena Fürst, Referentin für Konjunktur und Statistik bei der IHK Würzburg-Schweinfurt, ein. Immerhin 72 Prozent der im Rhön-Grabfeld ansässigen Unternehmen würden sich hier wieder ansiedeln, auch wenn die von den an der Umfrage teilnehmenden Betrieben vergebene Gesamtnote mit 2,81 etwas unter dem allgemeinen Durchschnitt liege. Arbeitsmarkt- und Ausbildungszahlen erläuterte kurz Mathias Plath, der Bereichsleiter Recht und Steuern.
Am Ende der gut dreistündigen Sitzung wurde noch Oliver Föst von Optimal GmbH in Niederlauer eine Urkunde zum 25-jährigen Firmenbestehen ausgehändigt.