Droht der Grundschule in Untereßfeld das Aus? Wenn der Stadtrat von Bad Königshofen dem Beschluss der Verwaltung folgt, nach Fertigstellung einer neuen Grundschule die Schülerinnen und Schüler aus Gabolshausen und Untereßfeld mit aufzunehmen, dann würde dies wohl das Ende bedeuten.
Auf die nachdrückliche Bitte von Sulzdorfs Bürgermeisterin Angelika Götz und ihrem Amtskollegen Michael Custodis aus Trappstadt, denen in der Stadtratssitzung Rederecht eingeräumt worden war, kam das Gremium überein, die Abstimmung bis zur nächsten Sitzung am 8. Dezember zu vertagen. Bis dorthin sollen Gespräche geführt werden, um für alle einen gangbaren Weg zu finden, wie Custodis erklärte. Kann ein Schulverbund die Lösung sein?
Derzeit gehen laut der Untereßfelder Schulleiterin Anja Erhart auf die vier Klassen umfassende Grundschule 87 Schüler, von denen allein 24 aus den beiden Bad Königshöfer Stadtteilen stammen, die anderen kommen aus Trappstadt und Sulzdorf. Allerdings prognostiziert das Schulamt für die kommenden Jahre sinkende Schülerzahlen. Auch für den Schulverband Milzgrund, wo die Klassenbildung bereits 2023/24 mit nur 13 Schülern stark gefährdet sei.
"Ausleihen" von Schülern für die Untereßfelder Grundschule ist rechtlich nicht möglich
Dort und auch in Untereßfeld hat man sich aber auf die Zusage des Stadtrates verlassen, mit Schülern auszuhelfen, falls es Schwierigkeiten mit der Klassenstärke geben sollte. Um so überraschter waren die Teilnehmenden eines Gesprächs auf Einladung des staatlichen Schulamtes am 27. Oktober, als sie dort von Schulrat Karl-Heinz Deublein erfuhren, dass "eine Ausleihe" von Schülern rechtlich gar nicht möglich sei. Insofern empfanden Custodis und Götz das jetzt mit Eile angegangene Vorhaben der Stadt wie einen Schlag vor den Kopf.
Bad Königshofen braucht eine neue Grundschule
Zuvor hatten Angelika Wilimsky und Dr. Roland Köth deutlich gemacht, dass kein Zweifel daran bestehen könne, dass Bad Königshofen eine neue Grundschule braucht. Nachdem die Stadt das in Nachbarschaft zur Grabfeldschule gelegene Mehrgenerationenhaus St. Michael kaufen wird, in dem jetzt noch ehemalige afghanische Ortskräfte untergebracht sind, besteht auch wieder die Chance zu einer zeitnahen Realisierung des Vorhabens.
"Wir müssen hier eine Schule bauen für die nächsten 30 oder 50 Jahre", so Köth weiter. Für ihn ist klar, dass die Untereßfelder Schule einmal aufgegeben wird wegen der demoskopischen Entwicklung. "Für uns war immer klar, die Schule so zu lassen, solange es die Schülerzahlen zulassen", unterstrich Angelika Wilimsky.
Warum die Stadt Bad Königshofen schon jetzt eine Entscheidung treffen muss
Bei einem Zuschussantrag müsse die Stadt Bad Königshofen auch aufgrund der neuen Zahlen und Prognosen bereits jetzt eine Entscheidung treffen, wie er mit den Schülern aus seinem Stadtgebiet umgehen möchte und wie viele in die Planung des Raumprogramms miteinbezogen werden sollen, erklärte Bürgermeister Thomas Helbling. Zudem müsse mit deutlichen Steigerungen der Umlagen für die Schulverbände gerechnet werden.
Der Lehrermangel wird immer dramatischer
Ein weiteres Argument sah Helbling in der ab 2026 allgemein gültigen Verpflichtung, eine Ganztagsbetreuung anzubieten. Zumal man im Schulverband Untereßfeld sich dazu entschieden habe, keine großen Investitionen mehr für die Schule vorzusehen.
Schulrat Deublein hatte bei der Besprechung, an der auch Landrat Thomas Habermann teilgenommen hatte, darauf hingewiesen, dass die Schüler in Bad Königshofen mit unterrichtet werden könnten und der Lehrermangel immer dramatischer werde. Eine Entscheidung, die aber frühestens in drei Jahren greifen könne, betonte Helbling. Denn so lange dauere es mindestens, bis die neue Schule gebaut sei.
Was sind Argumente für den Erhalt der Grundschule Untereßfeld?
Argumente zum Erhalt der Untereßfelder Schule führten Michael Custodis und Angelika Götz ins Feld. Ganz abgesehen davon, dass beide gar nicht wissen, wohin mit ihren Schülern und Schülerinnen, wenn die Untereßfelder Schule schließt. Gerade für die Sechs- bis Neunjährigen sei die kleine Schule der ideale Lernort, sagte Götz. Noch nie seien Eltern an sie als Schulverbandsvorsitzende mit einer Beschwerde über die Schule herangetreten. Neben einem großen Leerstand drohe auch der Verlust des Fahrradübungsplatzes.
Andererseits sieht die Bürgermeisterin schon wegen der finanziellen Situation keine zwingende Notwendigkeit für Bad Königshofen, eine neue Schule zu bauen. Das könne man auch anders regeln. Michael Custodis erinnerte die Stadträte daran, dass die Stadt auch Mitglied in der Grabfeldallianz sei und sich auch als solidarischen Gründen anders entscheiden könne.