
Nicht jeder und jedem Ehrenamtlichen ist klar, worauf sie sich einlassen: Man hat doch nur zugestimmt, sich – wohlgemerkt nebenbei und ehrenamtlich – im Kindergartenverein zu engagieren, sei es als Vereinsvorsitzender oder Kassier.
Aber die Zuständigkeiten sind gewaltig. In Personalverantwortung müssen Verträge sowie Kündigungen unterschrieben werden. Als Kassier verwalten Ehrenamtliche die Finanzen von Einrichtungen, in die gegebenenfalls Millionen investiert werden.
In der Vergangenheit sei es häufig so gewesen, dass sich Ehrenamtliche über Jahrzehnte engagierten und damit ihr Geschäft "von der Pike auf lernten", so Angelika Ochs, Geschäftsführerin bei der Caritas Rhön-Grabfeld. Heutzutage hingegen übernehmen häufig Eltern von Kita-Kindern als Vorsitzende oder Kassierer im Kindergartenverein, oft wechseln die Zuständigen dann alle ein, zwei Perioden.
Die daraus erwachsenden Schwierigkeiten seien erstmals vor circa zehn Jahren bei ihr im Caritasverband aufgeschlagen, berichtet Ochs. Seitdem bemühe man sich um eine institutionalisierte Lösung.
Professionelle Unterstützung: Buchhaltung und Geschäftsführung buchen
"Ich verneige mich tief vor diesen Ehrenamtlichen", sagt Dekan Andreas Krefft, als Kirchenstiftungs-Vorsitzender zuständig für drei katholische Einrichtungen im Dekanat Bad Neustadt, "aber wir leben im 21. Jahrhundert. Das muss professionell geregelt werden."
Weil das auch die Caritas-Verantwortlichen so sahen, lief im vergangenen Jahr im Landkreis ein Pilotprojekt an. Katholische Kindergärten in Rhön-Grabfeld konnten bei der Caritas Dienstleistungen im Bereich Geschäftsführung und Buchhaltung einkaufen. Der Vergütungssatz lag zwischen 45 und 51 Euro pro Stunde. Ein Konzept, das letztlich überzeugte.

Zum 1. Januar 2023 waren alle Regularien zur Gründung einer gGmbH erfüllt. Seither stehen die Caritas-Mitarbeiterinnen Tanja Dietrich und Nicole Bardutzky in der Trägerschaft der katholischen Kita gGmbH Rhön-Grabfeld katholischen Kindertageseinrichtungen im Landkreis mit den Dienstleistungsbereichen Geschäftsführung und Buchhaltung zur Verfügung.
Geschäftsführerin der neu gegründeten Kita gGmbH ist Caritas-Geschäftsführerin Angelika Ochs. Nachdem sie die Mellrichstädter Altenheime zukunftssicher aufgestellt hat, wechselte sie im Januar vom Bereich Altenheime zum neuen Zuständigkeitsbereich Kitas.
Zehn von 45 katholischen Kindergärten in Rhön-Grabfeld buchen schon
Zehn der 45 katholischen Kindertagesstätten in Rhön-Grabfeld nutzen das Angebot der Kita gGmbH bereits. Auch drei katholischen Einrichtungen des Dekanats Bad Neustadt kaufen dort professionelle Geschäftsführung und Buchhaltung ein. "Die Kita gGmbH war wirklich ein Volltreffer. Ich bin überglücklich", sagt Dekan Andreas Krefft.
Laut Angelika Ochs steht das Konzept noch am Anfang: Kindergärten, denen es nicht ausreicht, Geschäftsführung und Buchhaltung in professionelle Hände zu geben, könnten künftig auf Wunsch auch den kompletten Betrieb der Einrichtungen an die Kita gGmbH übergeben. Verhandlungen mit ersten Einrichtungen dazu laufen derzeit.
Ein Pool an Springer-Kräften für den Krankheitsfall
Durch die Bündelung der Kitas in einer hauptamtlichen Verwaltungsstruktur werde viel gewonnen: Wichtige Verwaltungsaufgaben würden vereinheitlicht, es entstünden flexiblere Planungsmöglichkeiten. Auch einen Pool an Springer-Kräften für den Fall, dass Erzieherinnen oder Kindergartenleitungen länger ausfallen, kann sich Ochs künftig vorstellen.
Im Falle einer kompletten Betriebsübernahme einer Kita, das ist Ochs wichtig zu betonen, verfolge die Caritas keine Gewinnabsicht. Ziel sei es vielmehr, die katholischen Kitas in eine gesicherte Zukunft zu führen, um auch künftig Kindern ein "werteorientiertes, christliches Weltbild" zu vermitteln. "Kita-Mitarbeiter und Ehrenamtliche können sich wieder auf die pädagogische Arbeit mit den Kindern konzentrieren."