Gleich zu Anfang der Sitzung des Werkausschusses nahm Wassermeister Sascha Kirchner zur aktuellen Situation der Trinkwasserverunreinigung Stellung. Allerdings konnte er am Dienstagabend noch keine Entwarnung geben.
Kirchner rekapitulierte den Ablauf der Ereignisse, die zum Abkochgebot für mehrere Stadtteile führten. So war nach routinemäßigen Untersuchungen am Montag, 4. Juli, zwei Tage später vom zuständigen Institut die Belastung mit Kolibakterien im Bereich Rödelmaier, Löhrieth und Dürrnhof gemeldet worden.
Keime im Wasser von Bad Neustadt: Erst vermeintliche Entspannung
Die sofort eingeleiteten Gegenmaßnahmen hätten zunächst den Anschein einer Entspannung geliefert, doch dann traten die mikrobiologischen Verunreinigungen an weiteren Stellen auf, sodass das Abkochgebot auf fast das gesamte Stadtgebiet und Salz erweitert wurde. Als Quelle der Verunreinigung wird das Wasserwerk Mühlbach vermutet.
Inzwischen wurde eine Chloranlage installiert und in Betrieb genommen. Erste Messergebnisse sollen kurzfristig veröffentlicht werden. Der Bürgermeister bescheinigt den Mitarbeitern der Stadtwerke, für rasche Informationen gesorgt zu haben, sodass die Bevölkerung über die Vorgänge auf dem Laufenden gehalten worden sei.
Auch im zweiten Betätigungsfeld der Stadtwerke haben es die Mitarbeiter mit erheblichen Herausforderungen zu tun. Der Stromverkauf ist nach dem Absturz in 2019 im Versorgungsgebiet wieder im Steigen, fuhr Christian Rutter in seinem Halbjahresbericht fort. Der kaufmännische Leiter der Stadtwerke wies darauf hin, dass die Preiskurve steil nach oben geht.
Innerhalb eines Jahres hat sich der Strompreis etwa vervierfacht. Ein durchschnittlicher Haushalt muss mit Zusatzkosten von 770 Euro pro Jahr rechnen. Die Bürger stellen sich aber auch auf diese Entwicklung ein, was sich am gewaltigen Zuwachs von Fotovoltaikanlagen bemerkbar macht.
Wie hoch fallen die Mehrkosten für ein Einfamilienwohnhaus in Bad Neustadt aus?
Noch krasser sei aber die Entwicklung der Gaspreises, ergänzte Rutter mit einem kurzen Blick auf die Geschehnisse beim Rhöngas-Unternehmen. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus muss mit Mehrkosten von bald 2000 Euro rechnen. Eine spürbare Entspannung sei bei beiden Bereichen kurzfristig nicht in Sicht.
Der Wasserverkauf bewegt sich im Bereich der üblichen Schwankungen. Doch größere Investitionen am Netz und an den Wasserwerken stehen an, sodass im nächsten Jahr wohl die Abnehmer mit einem Aufschlag der Gebühren rechnen müssen.
Neun-Euro-Tickets und die Nessi-Linie von Bad Neustadt
Der Corona-Effekt beginnt bei der Stadtbuslinie langsam nachzulassen. Auch das Neun-Euro-Ticket zeigt seine Wirkung und die Fahrgastzahlen gehen wieder noch oben. Dafür habe auch der Versuch mit zusätzlichen Fahrten von Nessi 4 gesorgt. Das Angebot auf der Linie Herschfeld/Rhön-Klinikum werde gut angenommen. Das Gremium stimmte daher für eine Beibehaltung der neuen Taktung.
Auf Grund der allgemeinen Entwicklung beginnt sich auch langsam die wirtschaftliche Lage der Stadtwerke zu entspannen. Nach dem Rekordverlust von 1,6 Million Euro im Jahr 2020 verbessert sich das Ergebnis in 2021 voraussichtlich um 200.000 Euro.
Zu guter Letzt wies Rutter auf das anstehende Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen der Stadtwerke hin. Das Ereignis soll im Mai nächsten Jahres unter anderem mit Führungen in den Wasserwerken und verschiedenen Events im Triamare gefeiert werden.