1.200 Menschen im Sonderzug von Schweinfurt nach Nordheim, ein zweistündiger Fußmarsch in die Rhön mit ebenso vielen Teilnehmern, mindestens 3.000 Besucher bei den Festlichkeiten: Bei solchen Superlativen reden wir von nichts anderem als der Einweihung des Schweinfurter Hauses im Jahr 1922: Das war vor ziemlich genau 100 Jahren.
100 Jahre später möchte der Rhönklub-Zweigverein Schweinfurt dieses Jubiläum zumindest ansatzweise so zünftig feiern wie bei der Einweihung. An diesem Samstag, 30. Juli, ab 12 Uhr und Sonntag, 31. Juli, ab 10 Uhr bieten der Rhönklub und der Hüttenwirt Festbetrieb. Am Sonntag hält Diakon Werner Schüssler aus Mömbris um 10 Uhr eine Bergmesse. Dazu wartet auf die Besucher eine Oldtimer-Traktoren-Ausstellung.
Das Schweinfurter Haus steht auf geschichtsträchtigem Boden
Sowohl das Schweinfurter Haus als auch das benachbarte "Alte Forsthaus" stehenn auf geschichtsträchtigem Boden. Den "Hof Wermers", wo heute das Alte Forsthaus steht, soll es schon im 9. Jahrhundert gegeben haben. Mehrere Besitzerwechsel hat das Forsthaus hinter sich, zum Schluss der Freistaat Bayern. Daneben errichtete im Jahr 1900 ein Freiherr von Schellerer eine kleine Villa (auch "Villa Ella" genannt), die im Jahr 1922 vom damaligen Eigentümer Alfred Michaelis an den Rhönklub Zweigverein Schweinfurt veräußert wurde.
Das Schweinfurter Haus des Rhönklubs war geboren. Von da an erlebte das Schweinfurter Haus viele Höhen und Tiefen. 1929 wurde das Gebäude an den elektrischen Strom angeschlossen. Die Zeit der Nationalsozialisten von 1933 bis 1945 war eine schwere Zeit für das Haus, da hier Lehrgänge abgehalten wurden und von der Stadt Schweinfurt als Heim für genesende Soldaten genutzt wurde. Im Jahr 1947 durfte der Schweinfurter Rhönklub unter der Führung von Albert Mühlfeld wieder übernehmen.
Diese Umbauten machte der Rhönklub-Zweigverein Schweinfurt
Viele Instandsetzungsarbeiten wurden durchgeführt. 1949 wurde die Bewirtschaftung eingeführt, später wurde das Haus aufgestockt und vollständig umgebaut. Es entstand ein zeitgemäßes Wanderheim mit 51 Betten in 17 Zwei- und Mehrbettzimmern. In drei Zisternen werden seit 2001 45.000 Liter Wasser bevorratet. Im Jahr 2005 wurde die neue Wirtschaftsküche eingerichtet und die erste biologische Kläranlage im Jahr 2009 eingebaut. 2012 erhielt das Schweinfurter Haus eine neue Dacheindeckung mit Wärmeschutz und 2020 mussten die Heizungsanlagen im Schweinfurter Haus und im Alten Forsthaus erneuert werden. Das Alte Forsthaus wurde im Jahr 1979 vom Rhönklub-Zweigverein Schweinfurt erworben und im Jahr 1982 eingeweiht.
Die erste Vorsitzende des Rhönklub-Zweigvereins Schweinfurt, Josefine Friedrich, zeigt sich von dem Haus und der Lage noch immer angetan wie am ersten Tag: "Das Schweinfurter Haus ist noch ein Wanderheim mit Hüttencharakter", stellt sie fest. "Dieser Ort strahlt so viele Ruhe aus, die viele dringend nötig haben", erklärt sie. Viele neue Wanderwege, wie der "Buchonia"-Rundweg, führen am Schweinfurter Haus vorbei und laden die Wanderer zum Einkehren oder Übernachten ein.
Trotzdem sei ist es nicht leicht, die beiden Häuser am Gangolfsberg erfolgreich zu betreiben. Die Mitgliederzahlen beim Rhönklub gehen zurück, das Durchschnittsalter gleichzeitig nach oben (hier: 72 Jahre). Schließlich werden in der Spitze bis zu 1.000 Stunden an 160 Arbeitstagen von freiwilligen Helfern benötigt.
Unterstützung von der Stadt Schweinfurt und dem Landkreis Rhön-Grabfeld
An dieser Stelle kommt Unterstützung von kommunaler Seite sehr recht. Ausdrücklich lobt Josefine Friedrich den "Hüttenfonds", den der Landkreis Rhön-Grabfeld aufgestellt hat. Nur mithilfe des Landkreises Rhön-Grabfeld, der Stadt Schweinfurt und des Marktes Oberelsbach könne man Instandsetzungsarbeiten umsetzen.
Weniger tue sich hingegen bei der Zufahrtsstraße zum Schweinfurter Haus, die sich in Gemeindehand befindet. Zwar wurden jüngst die großen Schlaglöcher einmal ausgebessert, mit der Straßen-Erneuerung werde man seit 2002 vertröstet.
Gedicht zum Schweinfurter Haus
nahmst Gottes Werk im Herzen auf,
so kannst Du ruhig hier verschnaufen,
verhalten Deiner Schritte Lauf.
Zwei Häuser steh’n am Waldesrande,
sie laden ein zu guter Rast.
Und knüpfst Du neue Freundschaftsbande,
schaust aus, was Du noch vor Dir hast –
dann ziehst Du, frisch gestärkt von dannen
und wanderst weiter durch die Rhön,
Die Blumenwiesen, dunklen Tannen,
die findest Du dann doppelt schön!