Dieser Tage im Urlaub an der Nordsee hat uns ein Plakat staunen lassen. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Gyde Jensen, Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte, wirbt um ihre Wiederwahl in einer ungewohnten Sprache. "Nich blots snacken – tohörn. Moken.", heißt es dort auf Platt. Und nach dem dritten "Küstennebel" geht der Slogan auch einem Süddeutschen melodisch über die Lippen.
Unsereiner hat sich gleichzeitig Gedanken gemacht, ob so ein Wahlplakat auch auf Meefrängisch funktionieren würde. So nach dem Motto: "Net nur labern – hihörn. Schaffe." Also, melodisch klingt das nicht. Und ob es das richtige Fränkisch ist? Darüber wird ja schon nach jedem Franken-"Tatort" heftig diskutiert. Und die Vorstellung, dass einem über einen solchen Spruch auch noch FDP-Mann Andrew Ullmann, seine SPD-Kollegin Sabine Dittmar oder Anja Weisgeber von der CSU entgegenlächeln, macht es auch nicht unbedingt besser.
Wenn "drei Damen vom Grill" politisch diskutieren
Sonja Johannes aus Münnerstadt ist die einzige Unterfränkin, die bei der Bundestagswahl für die Spaßpartei "Die Partei" antritt, und zwar im Wahlkreis Bad Kissingen. Jetzt hat sie sich bei Facebook aufgeregt, dass ihre Mitbewerberinnen Dorothee Bär (CSU), Sabine Dittmar (SPD) und Manuela Rottmann (Grüne) bei einer Diskussionsrunde im Freien als die "Drei Damen vom Grill" begrüßt wurden. "Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es", zitiert sie bedeutungsschwanger Feminismus-Ikone Simone de Beauvoir.
Männliche Bewerber, so Johannes, würde ja auch niemand als "Die Drei von der Bier-Tankstelle", "Drei Herren an der Wetterfront" oder "Sex Fäuste für ein Halleluja" vorstellen. Knapp daneben ist auch vorbei, liebe Sonja Johannes. "Drei Damen vom Grill" ist für uns Ältere eher doch ein Ehrentitel. Die Serie rund um drei selbstbewusste Berliner Frauen, allen voran die wunderbare Brigitte Mira, war ein echtes TV-Highlight in den 70er und 80er Jahren. Simone de Beauvoir hat sie bestimmt gefallen.
Warum die Wahl geheim ist
Dass Werner Jannek, der FDP-Kandidat in Main-Spessart, sich und seine Partei bei der Bundestagswahl selbst wählt, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Dennoch hat er seinen ausgefüllten Stimmzettel demonstrativ bei Facebook gepostet. Dünnes Eis, auf das er sich da begibt. Schließlich ist die Wahl geheim, der Bundeswahlleiter schaut auf solche Auswüchse kritisch.
Verboten ist zwar nur, in der Wahlkabine zu fotografieren und das Bild anschließend zu posten. Zweifelhaft ist so ein Bekenntnis gleichwohl, weil es öffentlich Druck auf andere Liberale erzeugen könnte, es Jannek gleich zu tun. Geheime Wahl heißt aber, dass ein FDP-Kandidat sein Kreuzchen auch bei der Linken setzen darf. Und die Linke-Bewerberin natürlich gerne auch bei der FDP.