Auch wenn "Die PARTEI" (Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative) eine Satirepartei ist - Sonja Johannes meint es ernst. Sie will die ersten Bürgermeisterin in der Geschichte Münnerstadts werden. Dass sie sich in von Männern dominierten Welten durchsetzten kann, hat sie bereits bewiesen. "Ich war die erste Frau, die das Schafkopfturnier in Maria Bildhausen gewonnen hat", sagt sie. "Da bin ich ganz arg stolz drauf."
In diesem Frühjahr hatte sich der Kreis- und der Ortsverband der "PARTEI" in Münnerstadt gegründet. Mit dabei war Sonja Johannes. Sie hat auch gleich einen Posten übernommen. "Ich bin Sonderbeauftragte für extraterrestrische Angelegenheiten und traditionelle Werte im Ortsverband." Und jetzt also Bürgermeisterkandidatin. "Ich hoffe, dass ich nominiert werde", sagt sie. Die Nominierungsversammlung für findet am Donnerstag, 31. Oktober, im Bundtschu statt. Beginn ist um 18 Uhr. Dabei werden auch die Stadtratskandidaten nominiert.
"Das ganze Kasperle-Theater - das kann ich auch", nennt sie als einen Grund, warum sie ihren Dreispitz in den Ring werfen will. Aber es gibt noch mehr. Sie wolle mit der "PARTEI" eine Alternative bieten für Protestwähler, die sich in den alten Volksparteien nicht mehr aufgehoben fühlen. "Und natürlich zur AfD, auch wenn es die in Münnerstadt noch nicht gibt." Die 49-Jährige ist davon überzeugt, dass es im Stadtrat eine Opposition geben müsse, die die Möglichkeit bietet, demokratisch zu debattieren. "Für eine gescheite Regierung braucht man eine Opposition, damit Themen von allen Seiten gründlich durchleuchtet werden und nicht nur einseitig."
Im Ortsverband haben sie sich beraten. "Wir haben gedacht, wir wollen das Ganze aufmischen, weg von den old white men (alte weiße Männer ), hin zu den young colored women (junge bunte Frauen)." sagt sie. An Letzterem mangelt allerdings noch im Ortsverband. "Deshalb fangen wir mal langsam mit old white woman an." Und damit meint sie sich.
"Als allererstes möchte ich Frieden stiften", sagt Sonja auf die Frage, was sie erreichen möchte. Derzeit sei es ganz schlimm mit den gegenseitigen Angriffen. "Das wird immer aggressiver." Dem möchte sie etwas entgegen setzen.
Außerdem will sie sich dafür einsetzen, dass Münnerstadt langfristig ein stabiler Industriestandort mit einer stabilen Landwirtschaft wird. "Und zwar so, dass es nachhaltig ist." Münnerstadt sei nun einmal ländlich geprägt, Großindustrie werde sich hier nie ansiedeln, schätz sie ein. Sie setzt auf eine Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet, das Produkt kommt zum Konsumenten und wird über Recycling wieder zum Produkt. Es gebe genügend Beispiele, wo das funktioniert.
Wenn sie Bürgermeisterin wird, dann will sie dafür sorgen, dass jeder Bürger so viel Strom herstellen kann, wie er selbst braucht. "Ich will Münnerstadt stromautark machen." Dafür möchte sie die Energiegenossenschaft mit ins Boot holen.Öffentliche Gebäude sollen für Photovoltaikanlagen zur Verfügung gestellt werden. Wenn das alle machen würden, dann bräuchte man auch nicht die riesigen Stromtrassen, die gebaut werden sollen, meint Sonja Johannes.
Dem Müll möchte sie auch den Kampf ansagen. Ganz viel Müll werde durch Lieferservice von Essen produziert, beispielsweise Pizzaschachteln und ähnliches. Hier könnte man auf Mehrweg setzen, findet sie. Es gebe bereits erste Vorstöße in diese Richtung.
Was die Landwirtschaft und Industrie angeht - da setzt Sonja Johannes voll und ganz auf Hanf . Der regeneriere den Boden produziere mehr Sauerstoff als Bäume und sei vielseitig verwendbar. So können beispielsweise Pellets für Heizungen gewonnen werden. Das sei eine echte Alternative vor allem zu Öl und Gas. Dämmstoffe für Häuser, Kleidung und auch Bier- Hanf sei vielseitig verwendbar und weil Industriehanf auch kein THC enthält, müssen niemand Angst davor haben. "So lassen sich Arbeitsplätze schaffen, die nicht so leicht verlagert werden können, beispielsweise nach Polen", meint sie.
"Oberwichtig" ist ihr, dass keine Grünflächen mehr versiegelt werden. Das betrifft Gewerbegebiete ebenso wie Baugebiete. Viel besser sei es , den Ausbau alter Häuser in den Innenorten noch mehr zu fördern. Sonja Johannes macht unmissverständlich klar, dass es sich zwar um eine Satire-Partei handelt, aber: "Ich bin vom realpolitischen Flügel der ,PARTEI'". Trotzdem: "Weil es Satire ist, darfst du alles sagen, was du willst."
Sieben Kandidaten werden auf der Stadtratsliste stehen, verrät sie schon jetzt, darunter sind drei Frauen. "Wir machen das, was die CSU in zehn Jahren vorhat", sagt Sonja Johannes. Erklärtes Ziel: "Wir wollen ein bisschen Spaß in den Stadtrat bringen, man muss ja nicht immer alles so bierernst nehmen."
Sonja Johannes ist in der Gemeinde Bastheim aufgewachsen und 1989 nach Münnerstadt gekommen. Die gelernte Ergotherapeutin spielt leidenschaftlich gerne Schafkopf. Das würde sie gerne als Wahlfach an der Mittelschule anbieten und sich dabei selbst einbringen. Der Ortsverband hat sich eine Kleiderordnung auferlegt: grauer Anzug, blaues Business-Hemd, rote Krawatte. Dazu trägt Sonja Johannes als überzeugte Fränkin einen Dreispitz. "Der steht für Heimat, Schafkopf und Bier", sagt sie.
Politik ist keine Satire und kein Klamauk! Es geht um Menschen, um eine Geneinde bzw Stadt oder um viel Geld welches einem nicht gehört, was man aber einer Verwendung zuführt.
Das kann man auch nicht schön schreiben oder versuchen sachlich zu reden.
Und mal zur Info: der Dreispitz steht für fränkische Tracht und nicht für Heimat, Schafkopf und schon gar nicht für Bier!