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Bad Neustadt
Wenn Kinder und Jugendliche trauern: Die Caritas Rhön-Grabfeld will eine besondere Trauergruppe ins Leben rufen
"Alles ist anders": Die Caritas betritt mit einer speziellen Trauergruppe für Kinder und Jugendliche Neuland. Wie sehen die monatlichen Treffen aus?
Pia Junginger (links) und Sylvia Pflaugner von der Erziehungsberatung des Caritasverbandes Rhön-Grabfeld wollen eine Trauergruppe für Kinder und Jugendliche anbieten.
Foto: Sigrid Brunner | Pia Junginger (links) und Sylvia Pflaugner von der Erziehungsberatung des Caritasverbandes Rhön-Grabfeld wollen eine Trauergruppe für Kinder und Jugendliche anbieten.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 14.02.2024 19:06 Uhr

Unter der Überschrift "Alles ist anders" will die Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes für den Landkreis Rhön-Grabfeld eine Gruppe für trauernde Kinder und Jugendliche ins Leben rufen. In der Gruppe sollen Zehn- bis 16-Jährige zusammenkommen, die einen nahestehenden Menschen verloren haben. Sei es die Mutter, den Vater, ein Geschwisterkind, Großeltern, eine Freundin oder einen Freund. In einem Pressegespräch stellten die beiden Verantwortlichen, Sylvia Pflaugner und Pia Junginger, das Konzept vor.

"Im Landkreis fehlt eine Gruppe für trauernde Kinder", erklärt Sylvia Pflaugner. Unter anderem bei der Caritas gebe es eine Gruppe für trauernde Erwachsene, aber nicht für Kinder. Für diese hätten sie bislang nur Einzelgespräche angeboten. "Das ist ein Pilotprojekt für uns."

Neben der Auseinandersetzung mit der eigenen Trauer und der veränderten Situation sollen in den Gruppentreffen auch das Kennenlernen anderer betroffener Kinder und Jugendlicher im Vordergrund stehen, aber auch der Austausch mit ihnen. "Vielleicht hilft es den Jugendlichen, wenn sie hören, dass es anderen ähnlich geht", erläutert Pflaugner.

Welche Themen beschäftigen trauernde Kinder?

Welche Themen können in den Gesprächen bei den Kindern aufkommen? Wenn ein Elternteil stirbt, würde sich die ganze Familiensituation ändern, meint Pia Junginger. Das fange bei der Hausaufgabenbetreuung an und höre beim Umgang mit der Trauer des anderen Elternteils auf.  Bei bestimmten Dingen im Alltag fehle die oder der Verstorbene. Massiv spürbar werde der Verlust an bestimmten Tagen, wie Weihnachten oder Geburtstag. 

Darüber hinaus kämen in den Gesprächen Fragen auf, wie: Darf ich auf eine Party gehen oder mich mit Freunden treffen, obwohl jemand gestorben ist? Insbesondere kleine Kinder würden etwa beim Tod der Großeltern fragen: Wo sind sie jetzt? "So unterschiedlich wie die Menschen, so sind auch die Themen, bei denen Redebedarf besteht", sagt Sylvia Pflaugner. 

Immer wieder hätten sie in den Einzelgesprächen auch die Erfahrung gemacht, dass Schuld und Vorwürfe eine wesentliche Rolle spielen, führt Junginger weiter aus. Wie ist man das letzte Mal dem Verstorbenen begegnet? Gab es sogar Streit? Hat man sich immer genug Zeit für die Person genommen? Insbesondere kleinere Kinder würden noch sehr viel auf sich beziehen und die Schuld bei sich selbst vermuten. In etwa so: "Weil ich meine Schulaufgaben nicht gemacht habe, war mein Vater immer so gestresst." Gerade bei solchen Themen würde es den Kindern schwerfallen, mit dem anderen Elternteil darüber zu reden.

Ein Anfangs- und ein Abschlussritual

Den Ablauf der Gruppentreffen stellen sich die Beraterinnen wie folgt vor: Jedes Mal soll ein Anfangs- und ein Abschlussritual stattfinden. Zudem gebe es eine thematische Einheit, in der es um den erlittenen Verlust und die damit verbundenen Veränderungen geht. Dabei sollen verschiedene kreative Elemente eingesetzt werden. In einer kurzen Zwischenpause gebe es die Möglichkeit zu einem zwanglosen Austausch untereinander. Die Themen der Treffen sollen sich an den Bedürfnissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer orientieren. Die Mutter oder der Vater würden stets informiert werden. Parallel dazu gebe es auch die Möglichkeit, Gespräche mit den Eltern zu führen.

Die Sozialpädagogin Sylvia Pflaugner und die Psychologin Pia Junginger leiten die Gruppe gemeinsam. Im Vorfeld finde ein Gespräch zum Kennenlernen der Gruppenleiterinnen und des Angebots statt. Da vieles auch für sie neu sei, könne das Konzept noch variieren. Das erste Treffen soll zunächst dem Vertrautwerden dienen. Jede oder jeder könne für sich feststellen, ob es das Richtige ist.

Die Treffen finden einmal im Monat statt

Die Gruppentreffen finden einmal im Monat, in der Regel am letzten Montag im Monat, von 16 bis 17.30 Uhr im Caritashaus Edith Stein in der Kellereigasse 12-16 in Bad Neustadt statt. Das erste Treffen ist für Montag, 26. September, geplant. Die folgenden Treffen sind für den 24. Oktober, 28. November und 19. Dezember vorgesehen.

Nähere Informationen oder Terminvereinbarung für ein Vorgespräch beim Caritasverband Rhön-Grabfeld. Ansprechpartnerinnen sind Sylvia Pflaugner und Pia Junginger unter Telefon (09771) 6116-0 oder unter erziehungsberatung@caritas-nes.de.

 
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