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Ostheim
Deutsche Meisterschaft 2025 im Streckensegelflug: Piloten-Ehepaar aus Roth in der Rhön wird dabei sein
Fünf Tage lang verteidigten Angelika Mayr und Michael Seischab ihre Spitzenposition. Beim spannenden Kampf um den Titel zählte jeder einzelne Höhenmeter.
Angelika Mayr (vorne) und Michael Seischab im Cockpit ihrer Maschine. Das Fliegen ist ihre Leidenschaft und bei jeder sich bietenden Gelegenheit hebt das Paar gemeinsam ab.
Foto: Heinz Braungardt | Angelika Mayr (vorne) und Michael Seischab im Cockpit ihrer Maschine. Das Fliegen ist ihre Leidenschaft und bei jeder sich bietenden Gelegenheit hebt das Paar gemeinsam ab.
Tanja Heier
 |  aktualisiert: 06.09.2024 02:33 Uhr

Mit 15 aktiven und zehn passiven Mitgliedern ist die Segelflug-Gemeinschaft (SFG) Ostheim/Rhön ein verhältnismäßig kleiner Verein. Dennoch könne man beachtliche Erfolge vorweisen, wie Vorsitzender Heinz Braungardt am Flugplatz "Büchig" im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. Gerade erst belegten Angelika Mayr und Michael Seischab den ersten Platz bei der Qualifikationsmeisterschaft im Streckensegelflug. Damit haben sie ihr Ticket zur Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft 2025 gelöst. Was treibt das Ehepaar aus Roth an und worin liegt für sie die Faszination des Flugsports?

Piloten kleiner Maschinen kommen an der Wasserkuppe nicht vorbei. Auch für Angelika Mayr bedeutet jenes Areal der hessischen Rhön "Fliegen pur", erzählt sie. Das "Flugvirus" fing sie bei einem Passagierflug an ihrem 19. Geburtstag ein. Obwohl der örtliche Flugplatz nur einen Steinwurf weit weg lag, kam sie nie zuvor auf die Idee, dort vorbeizuschauen.

Doch ein einziger Windenstart genügte und ihre Neugier war geweckt. Prompt meldete sie sich als Flugschülerin an. Mittlerweile hat die inzwischen 35-Jährige eine vierstellige Summe an Flugstunden vorzuweisen. Privat flog ihr das Herz von Michael Seischab zu. Als mehrfacher Deutscher Meister und Teilnehmer an Europameisterschaften teilt er die Begeisterung seiner Frau. Jede freie Minute widmen die beiden ihrem Hobby.

Wer den Motor seines Flugzeuges benutzt, ist aus dem Rennen

Anfang August fanden die Qualifikationsmeisterschaften im Streckensegelflug statt. Im Brandenburgischen Lüsse startete das Duo Mayr/Seischab im Doppelsitzer. Der Flugplatz liegt bereits unter dem Berliner Luftraum. Umso überraschender fanden es beide, dass täglich Sonderfreigaben erteilt werden konnten. Zum Teil wurde sogar der große Luftverkehr für den BER umgeleitet.

Müde, aber glücklich blicken Michael Seischab und Angelika Mayr nach der Übergabe des goldenen Berliner Bären in die Kamera. Bei der Deutschen Meisterschaft im Streckensegelflug belegten sie den ersten Platz.
Foto: Heinz Braungardt | Müde, aber glücklich blicken Michael Seischab und Angelika Mayr nach der Übergabe des goldenen Berliner Bären in die Kamera. Bei der Deutschen Meisterschaft im Streckensegelflug belegten sie den ersten Platz.

Fünf harte Wertungstage lang galt es, das Beste aus der Maschine und dem Wetter rauszuholen. Jeden Morgen gab es nach dem technischen Check seitens der Ausrichter eine neue Tagesaufgabe. Ein vorgegebenes Ziel musste schnellstmöglich erreicht werden. Dabei zählte einzig und alleine die Geschwindigkeit. Ganz wichtig: Wer seinen Motor benutzt, ist aus dem Rennen.

Michael Seischab liebt diese Art der Herausforderung. Man wisse nie, was passiere –ganz egal, wie gut man vorbereitet und technisch ausgestattet ist, sagt er. "An einem Tag sind wir gestartet und gleich darauf kam die Information, dass die Witterungsbedingungen zu schlecht seien. So mussten wir sofort wieder landen." Angelika Mayr ergänzt: "Der letzte Wertungstag war der schlimmste. Wir wussten, es geht jetzt darum, unseren ersten Platz, den wir durchgängig verteidigt haben, zu halten."

Das Finale war ein Kampf um jeden Höhenmeter

Fehler hätten das Aus bedeuten können, Nervenkitzel pur. Aufgrund schlechter Thermik sei das Finale ein Kampf um jeden Höhenmeter gewesen, so Mayr. "Immer wieder haben wir Mitstreiter tief unten gesehen. Sie brauchten den Motor und flogen uns entgegen." Kurz vor Schluss schien diese Maßnahme auch für die Ostheimer Piloten unumgänglich. Doch wer wagt, gewinnt. Und ein bisschen Glück gehört auch dazu. So trug sie eine thermische Blase überraschend nach oben und aufs Siegertreppchen.

Ergebnis: Platz eins in der Gesamtwertung. "Wir haben uns sehr gefreut, gewonnen zu haben und als Pokal den goldenen Berliner Bären zu bekommen", strahlen Mayr und Seischab. Wie hoch der Sieg dotiert ist? Kaum zu glauben, aber es gebe tatsächlich kein Preisgeld, versichern die Sportler.

Mehrere Stunden hoch konzentriert auf engstem Raum miteinander zu verbringen, kann sehr herausfordernd sein. Man muss sich laut dem Paar als Team blind aufeinander verlassen. Für die Leistungsfähigkeit ist ein guter Wasserhaushalt Grundvoraussetzung. Schwindel, Kopfweh und eingeschränkte mentale Fitness aufgrund von Dehydration können gefährlich werden.

Die Weltmeisterschaft ist das nächste Ziel der Rhöner Piloten

Rund drei Liter Wasser pro Flugtag pro Person sind deshalb üblich. "Die Bordtoilette ist einfach gehalten, aber echte Enthusiasten der Lüfte nehmen das hin. Als Proviant gibt es belegte Brötchen, die bei Hitze schnell ungenießbar werden", plaudert Michael Seischab aus dem Nähkästchen. Je geringer die Flughöhe, umso heißer werde es im Cockpit.

Ihr nächstes Etappenziel haben Angelika Mayr und Michael Seischab klar vor Augen: "Falls wir 2025 die Deutsche Meisterschaft gewinnen, sind wir für die Weltmeisterschaft qualifiziert, was etwas richtig Besonderes ist", versichern beide mit Blick auf hochkarätige Konkurrenz. Bei Platz zwei oder drei reicht es immerhin noch für die Teilnahme an der Europameisterschaft. Heinz Braungardt ist optimistisch. "Die zwei sind großartig und ein Gewinn für unsere SFG, das wird schon klappen." 

 
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