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Gersfeld
Der neue Leiter des Wildparks Gersfeld wohnt in der Rhön: Julian Kusak hat viele neue Ideen für das Ausflugsziel
Naturnaher und mehr Erlebnispädagogik: Der Gersfelder Wildparkleiter aus Bischofsheim hat einiges vor. Zudem kommt eine größere Baumaßnahme auf den 32-Jährigen zu.
Keine Angst vor Bären: Der 32-jährige Julian Kusak leitet seit März den Gersfelder Wildpark. Der Waschbär hat schon großes vertrauen in seinen 'Chef'.
Foto: Sigrid Brunner | Keine Angst vor Bären: Der 32-jährige Julian Kusak leitet seit März den Gersfelder Wildpark. Der Waschbär hat schon großes vertrauen in seinen "Chef".
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:45 Uhr

Vom Pfau über das Rotwild und die Steinböcke bis zum Wisent. Der Wildpark Gersfeld hat eine überregionale Bedeutung. Rund 70.000 Besucherinnen und Besucher finden jährlich ihren Weg dorthin. Seit März hat die Freizeit-Einrichtung in der hessischen Rhön einen neuen Leiter: Julian Kusak. Der 32-Jährige hat bereits etliche Ideen für die Weiterentwicklung des beliebten Ausflugsziels.

Julian Kusak wurde in Holzminden im niedersächsischen Weserbergland geboren. Mit 16 Jahren zog er nach Wuppertal, um seinen Traumberuf zu ergreifen. Im dortigen Zoo begann er eine Ausbildung zum Zootierpfleger. Nach der Lehre war er als Springer bei mehreren Tierarten tätig, pflegte schließlich die Elefanten, bevor er Teamleiter im Affenrevier wurde. 

Julian Kusak: "Ich bin kein Stubenhocker und gerne draußen unterwegs."

"Ich war schon immer ein Naturbursche", erklärt Kusak. Von klein auf sei er mit seinem Vater und Großvater in der Natur unterwegs gewesen. "Ich bin kein Stubenhocker und gerne draußen." Zudem habe er stets Tiere gehabt: Zwergsiebenschläfer, Insekten, Reptilien oder auch ein Aquarium. "Alles Mögliche", wie er sagt. Daraus sei eine Leidenschaft geworden. Und daraus sei auch sein Berufswunsch entstanden, Tierpfleger zu werden. 

2020 gab er jedoch seine Stelle im Wuppertaler Zoo auf und kehrte in die Heimat zurück, um bei der Pflege der Großeltern zu helfen. Durch Zufall stieß er auf die Stellenausschreibung der Stadt Gersfeld für ihren Wildpark. Er bewarb sich und bekam den Posten. Damit trat er die Nachfolge von Dieter Kircher an, der seit 2019 den Wildpark leitete.

Die Ziegen im Streichelzoo haben hinter dem Zaun eine Rückzugsmöglichkeit bekommen. Wenn jedoch Julian Kusak bei ihnen vorbeischaut und auch noch etwas zu fressen dabei hat, steht den Tieren nicht der Sinn nach Rückzug.
Foto: Sigrid Brunner | Die Ziegen im Streichelzoo haben hinter dem Zaun eine Rückzugsmöglichkeit bekommen. Wenn jedoch Julian Kusak bei ihnen vorbeischaut und auch noch etwas zu fressen dabei hat, steht den Tieren nicht der Sinn nach Rückzug.

Julian Kusak fühlt sich wohl in der Rhön. Er wohnt in Bischofsheim und ist schnell heimisch geworden. Besonders gefalle ihm die Bischofsheimer Altstadt, in der er auch eine Bleibe gefunden hat. Er sei schnell auf dem Marktplatz, aber auch schnell mit seinem Hund im Grünen. 

Der Wildpark in Gersfeld soll einen neuen Eingangsbereich erhalten

"Mich hat die Landschaft und das viele Grün der Rhön gereizt", sagt er. Im Wildpark gefalle ihm vor allem der alte Baumbestand und der Bach, der den Park durchzieht. "Der Wildpark hat sehr viel Potenzial", ist er überzeugt. Dieses Potenzial werde auch von der Stadt Gersfeld gesehen, die hinter dem Freizeitangebot stehe und hier weiter investieren will. 

Die geplante Investition ist keine geringe. Der Wildpark soll einen neuen Eingangsbereich und ein neues Wirtschaftsgebäude erhalten. Letzteres befindet sich derzeit im Anschluss an den Parkplatz oberhalb des jetzigen Eingangs. An der Stelle des Wirtschaftsgebäudes soll der neue Eingangsbereich entstehen. Das Wirtschaftsgebäude, das Kusak als Herz des Wildparks mit Futterlager und Futterzubereitung bezeichnet, wird unterhalb der Gaststätte im Anschluss an das alte Eingangsgebäude neu errichtet. 

Der neue Eingangsbereich erhält eine Gaststätte, einen Souvenirshop und Seminarräume. Der jetzige Eingangsbereich wird in einen Schulungsraum umgebaut. "Wir wollen den Biologie-Unterricht in den Wildpark holen", sagt dazu Julian Kusak. Die Baumaßnahmen sollen 2025 mit der Errichtung des Wirtschaftsgebäudes beginnen.

Mehr Kletteräste und naturnahe Bepflanzungen für den Wildpark

Einige Veränderungen hat der neue Wildparkleiter schon vorgenommen. Die Ziegen im Streichelzoo haben eine Rückzugsmöglichkeit bekommen, wenn ihnen mal nach Ruhe ist. Für die Hängebauchschweine gab es ein neues Gehege. Sie sind nun unterhalb des Streichelzoos zu finden. Generell möchte er die Anlage mit mehr Kletterästen und Bepflanzungen naturnaher und mit Versteckmöglichkeiten für die Tiere gestalten.

Das alles könne jedoch nur nach und nach umgesetzt werden. Mit ihm sei der Wildpark rechnerisch mit dreieinhalb Tierpfleger-Stellen besetzt. Diese seien für insgesamt 50 Hektar zuständig. 

Auf der Wunschliste des 32-Jährigen stehen zudem verstärkt Projekte für Kinder. "Der Bezug zur Natur und zu Tieren ist gerade in den Städten oft verloren gegangen." Dieser sei aber sehr wichtig. "Was man nicht kennt, kann man nicht schützen", so seine Überzeugung. "Wir müssen etwas für die Natur und den Artenschutz tun, dazu möchte ich spielerisch beitragen", erklärt Julian Kusak. Zu diesem Zweck sollen auch Lerntafeln mit Hintergrundinformationen beitragen. In dem Zusammenhang strebt er eine engere Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat Rhön an. 

Wisente werden für eine Auswilderung in Aserbaidschan geprüft

Kusak plädiert dafür, das Augenmerk auf die einheimische Tier- und Pflanzenwelt zu lenken. Auch in Deutschland gebe es viele bedrohte Arten. Angefangen vom Birkwild über den Pirol bis zu den Moorlandschaften. "Wir müssen vor der eigenen Haustür anfangen." Dafür könne jeder etwas tun. Indem man beispielsweise Bereiche des Gartens wild lässt. 

Zu den gefährdeten Tierarten gehört der Wisent. Davon sind im Gersfelder Wildpark einige Exemplare zu bestaunen, darunter ein zwei Monate altes Jungtier. Aktuell wird geprüft, ob ein oder zwei Tiere in einem Nationalpark in Aserbaidschan ausgewildert werden könnte. Es wäre nicht das erste Mal, dass Gersfelder Wisente ausgewildert werden. Kusak möchte sich jedoch verstärkt an Auswilderungsprojekten beteiligen und Tiere nachzüchten und sie dann auswildern.

Ein Lieblingstier hat Julian Kusak nicht. "Ich habe alle Tiere ins Herz geschlossen. Vom Waschbär über die Eulen bis zu den Rehen." Für ein Tier freut er sich jedoch sehr. Das bislang allein lebende Fischotter-Weibchen hat jüngst die Gesellschaft von einem Männchen erhalten. "Vielleicht bekommen wir im nächsten Jahr Nachwuchs", blickt er optimistisch in die Zukunft.

 
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