
Der Gersfelder Wildpark hat eine neue Attraktion. Drei junge Wildkatzen, die in einem eigens für sie geschaffen Gehege untergebracht wurden, sind hier jetzt die Stars. Und das Trio fühlt sich in seiner Rhöner Heimat schon so richtig wohl, wie der Leiter des Wildparks Hermann Bleuel sichtlich zufrieden berichtet.
Seltene Arten sichtbar machen
Wir hatten all die Jahre noch keine Katzentiere, berichtet Bleuel über die Hintergründe der Neuerung. Aber in den vergangenen Jahren sei die Wildkatze „auf leisen Pfoten“ in die Rhön zurückgekehrt und habe sich ausgebreitet. Es habe viele Veröffentlichungen über den Rückkehrer Rhön gegeben. Nur begegnet seien dem extrem scheuen und nachtaktiven Jäger bislang wohl die wenigsten, abgesehen davon, ob sie überhaupt eine Haus- und eine Wildkatze unterscheiden könnten.
Eines der Ziele, die sich der Wildpark in der Vergangenheit in Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat gestellt habe, ist es, wie Bleuel betont, scheue, aber in der Rhön vorkommenden Arten, sichtbar zu machen. So könnten Rhöner, Touristen und vor allem auch Kinder hier nicht nur den Fischotter, sondern auch das Birkwild erleben – und jetzt eben die Wildkatzen.
Keine Scheu vor Menschen
Die drei Neuankömmlinge sind Geschwister. Sie stammen aus einem Tierpark in Niedersachsen und sind gut ein Jahr alt, weiß der Wildpark-Leiter. Sie sind im Gehege geboren und „Publikumsverkehr gewohnt“, daher sei meist zumindest eines der Tiere sehen. Nur bei Regen nicht. Die neuen Wildkatzen sind nicht menschen-, aber wasserscheu. An miesen, feuchten Tagen, wie sie leider auch diesem Sommer vorkommen, verkriechen sie sich.
Da lockt nicht einmal das Futter so recht, weiß Bleuel. Derzeit erhalten die Neuankömmlinge von den Pflegern beim vormittäglichen Rundgang ihre Rationen. Laut Wildparkleiter eine ausgewogene Mischung aus Fisch, Geflügel und Fleisch. Die Verantwortlichen überlegen allerdings, ob man nicht wie bei den Fischottern feste Zeiten für eine publikumsträchtige Schaufütterung einführt.
750 Arbeitsstunden für das neue Geheg
Nicht nur das Futter sorgt dafür, dass sich die Tiere schnell an die Rhön gewöhnt und ihre anfängliche Scheu verloren haben. Entscheidend dafür ist das Umfeld. In stolzen 750 Stunden haben Bleuel und drei seiner Mitarbeiter das neue Gehege errichtet. Es ist 230 Quadratmetern groß. Sehr zur Freude von Bleuel konnten der vorhandene Baumbestand und die Vegetation darin eingebunden werden.
Ziel sei es gewesen, den Neuankömmlingen einen artgerechten Lebensraum zu bieten. In ihrem neuen Gatter könnten sie klettern und fänden Deckung, wenn ihnen der Rummel zu groß werde, oder sie sich gegenseitig aus dem Weg gehen wollen. In jedem Fall biete das Gehege weit mehr Platz als vorgeschrieben ist.
Biosphärenreservat als Sponsor
Möglich wurde Neubau, weil das Biosphärenreservat 5000 Euro und die Stadt Gersfeld als Betreiber des Wildparks 2500 Euro von den insgesamt 7500 Euro Materialkosten übernahmen. Auf die Frage, ob er eine weitere Tierart auf seiner Wunschliste hat, verweist der Tierparkleiter auf einen weiteren Rückkehrer in die Rhön: „Ein Luchs wäre schon toll“, aber er weiß auch, dass dafür Gehege, Elektrozäune und Futter erforderlich sind, und das kostet alles viel Geld. Und mit viel Geld ist die Stadt Gersfeld derzeit nicht gesegnet: „Da bleiben wir bei den kleinen Katzen.“
Wildpark Gersfeld
Der Wildpark Gersfeld wurde in einem idyllischen Wiesental mit einem alten Baumbestand im Ehrengrund eingerichtet. Er bestehet seit 1972 und wird seither von der Stadt Gersfeld betrieben. Er ist rund 50 Hektar groß und über einen Rundweg erschlossen. Von hier können Besucher das ganze Jahr über rund 30 Tierarten darunter Wisent, Uhu, Birkwild, Fischotter oder jetzt die Wildkatzen in verschiedenen Gattern beobachten und kennenlernen. Leiter des Wildparks ist seit knapp 25 Jahren Hermann Bleuel. Der Wildpark, der von Bad Neustadt aus in einer halben Stunde zu erreichen ist, hat im Sommer täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Mehr Infos über Öffnungszeiten und Preis unter: Tel. (0 66 54) 680 und im Internet: www.wildpark-gersfeld.de