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Mellrichstadt
Der teure Mann: In der Kiliansbüste aus Mellrichstadt wurde eine verschollen geglaubte Reliquie gefunden
Die Spitalkirche in Mellrichstadt beherbergt einen kleinen Schatz: Die Figur des heiligen Kilian von 1460 ist die einzige noch erhaltene Reliquienbüste des Bischofs.
In der Kiliansbüste aus der Spitalkirche Mellrichstadt, die zurzeit im Museum am Dom in Würzburg ausgestellt wird, wurde eine Reliquie gefunden. Darüber freuen sich (von links) Wolfgang Hippeli, Angelika Ochs, Helmut Schlereth und Bürgermeister Michael Kraus.
Foto: Maximilian Kraus | In der Kiliansbüste aus der Spitalkirche Mellrichstadt, die zurzeit im Museum am Dom in Würzburg ausgestellt wird, wurde eine Reliquie gefunden.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:47 Uhr

Die Spitalkirche in der Hauptstraße in Mellrichstadt kommt von außen recht unscheinbar daher. Wer sie betritt, kann sich von der Schönheit der kleinen Kapelle, die dem heiligen Sebastian gewidmet ist, verzücken lassen. Und sie beherbergt einen Schatz, den Historiker und Kirchenverantwortliche als außergewöhnliche Rarität bewerten: Die Figur des heiligen Kilian, die eine Wand des Kirchleins schmückt, ist die einzige erhaltene Reliquienbüste des Bischofs. Datiert wird sie auf die Zeit um 1460.

Bis 30. Juli wird das wertvolle Stück im Museum am Dom in Würzburg der breiten Öffentlichkeit in einer Sonderausstellung präsentiert. Diese trägt den Namen "Der teure Mann. Die Wiederentdeckung der mittelalterlichen Kiliansbüste von Mellrichstadt". Bürgermeister Michael Kraus hat die Ausstellung bereits mit einer Gruppe stolzer Mellrichstädter besucht. Er ist Vorsitzender der Julius-Spital-Stiftung, die die Baulast für die Spitalkirche trägt, und freut sich über den "sakralen Schatz".

Versteckte Schätze in der Spitalkirche entdeckt

Lange Zeit galt die Reliquie in der Kiliansbüste als verloren. Bis Michael Kraus und Angelika Ochs die kleine Spitalkirche seitens der Julius-Spital-Stiftung besser ins Licht der Öffentlichkeit rücken wollten. Und gemeinsam mit Mitgliedern der Kirchengemeinde St. Kilian und geschichtsinteressierten Bürgern versteckte Schätze entdeckten, die auch der Öffentlichkeit nicht länger verborgen bleiben sollen.

Die Büste des heiligen Kilian (im Bild vor der Restauration) wird auf das Jahr 1460 datiert und befindet sich seit 1699 in der Spitalkirche. Zuvor hing sie möglicherweise in der Stadtkirche St. Kilian.
Foto: Helmut Schlereth | Die Büste des heiligen Kilian (im Bild vor der Restauration) wird auf das Jahr 1460 datiert und befindet sich seit 1699 in der Spitalkirche. Zuvor hing sie möglicherweise in der Stadtkirche St. Kilian.

Bei einer Inventarisierung der Kunstgegenstände in der Spitalkirche kam der wertvolle Fund zutage. Wichtige Hinweise zur Abbildung des jungen Bischofs konnten zudem Chronist Helmut Schlereth sowie Wolfgang Hippeli aus Mellrichstadt liefern.

Diözesankonservator Wolfgang Schneider bescheinigte den Mellrichstädtern schließlich, dass ihre Kiliansbüste, die mit mehreren anderen Figuren an einer Wand auf der rechten Seite des Kirchleins angebracht war, wie bereits vermutet, eine Besonderheit ist. Denn die Reliquie ist noch da.

Sie befindet sich in einem Glasfenster in der Brust der Bischofsabbildung. Lange Zeit war diese aber nicht zu sehen, da das Glas im Laufe der Jahrhunderte mit grauer Farbe überpinselt worden war. Erst bei einer Untersuchung im Vorfeld einer Restauration im vergangenen Jahr wurde der wertvolle Inhalt wiederentdeckt.   

Reliquie des heiligen Kilian bleibt unangetastet

Bei der Restauration, die von Georg Hille aus Oberelsbach durchgeführt wurde, blieb die Reliquie unangetastet. Durch das freigelegte Glasfenster ist nun aber deutlich ein Seidenpapier mit Goldfäden zu sehen, das selbige beinhaltet. Was genau sich in dem fragilen Stoff befindet, wissen auch die Fachleute nicht. Es wird ein Geheimnis bleiben. Zumal der Mellrichstädter Fund als die einzige Kilians-Reliquie gilt und sich damit auch eine genetische Untersuchung erübrigt.    

Kleines Sichtfenster in der Brust des heiligen Kilian: Die Reliquie ist in ein Seidenpapier mit Goldfäden eingewickelt.
Foto: Wolfgang Hippeli | Kleines Sichtfenster in der Brust des heiligen Kilian: Die Reliquie ist in ein Seidenpapier mit Goldfäden eingewickelt.

Optisch hat sich die Kiliansfigur nach der Reinigung und Restauration aber doch deutlich verändert. Sie zeigt den jungen Bischof mit Mitra. Auf dem Kragen findet sich in lateinischer Schrift der Name: sanctus kilianus (heiliger Kilian).

Hing die Büste einst in der Stadtkirche St. Kilian?

Bis 1980, so ist im Würzburger Museum am Dom zur Kiliansbüste zu lesen, war gar nicht bekannt, welchen Bischof sie darstellt. Erst als bei einer Restaurierung viele Farbschichten entfernt wurden, wurde die Inschrift am Kragen sichtbar und der Bischof erhielt seinen Namen zurück.

Helmut Schlereth und Wolfgang Hippeli, die die Geschichte des heiligen Kilian und seiner Abbildung intensiv erforscht haben, vermuten, dass die Büste bis zum 17. Jahrhundert in der Stadtkirche St. Kilian hing. Erst seit 1699, so ist in Aufzeichnungen zu finden, wurde die Büste in die Spitalkirche gebracht.

Hoch oben hing die Kiliansbüste (links) bislang mit weiteren Figuren an der Südwand der Spitalkirche. Nun soll ein Platz gefunden werden, der das wertvolle Stück besser in den Blickpunkt rückt.
Foto: Helmut Schlereth | Hoch oben hing die Kiliansbüste (links) bislang mit weiteren Figuren an der Südwand der Spitalkirche. Nun soll ein Platz gefunden werden, der das wertvolle Stück besser in den Blickpunkt rückt.

Und was passiert nun mit dem wertvollen Stück? Nach der Leihgabe an das Museum wird der heilige Kilian Anfang August nach Mellrichstadt zurückkehren. Dann soll ein der Bedeutung angemessener Platz für die Büste gefunden werden.

Zudem gibt es Pläne, die Spitalkirche künftig regelmäßig für Besucher zu öffnen. "Für den Kulturtourismus ist dieser Fund von überregionaler Bedeutung", so der Stadtchef. Das soll auch entsprechend vermarktet werden. Dann wird die Reliquienbüste bei Gläubigen von nah und fern sicher viel Beachtung finden.

Spitalkirche in Mellrichstadt

Seit 665 Jahren steht das kleine Gotteshaus an der oberen Hauptstraße und ist damit die älteste erhaltene Kapelle der Stadt. 1356 wurde sie von der Familie von Stein gestiftet. Als die ursprünglich katholische Familie zum evangelischen Glauben konvertierte, wechselte die Kapelle den Besitzer und gehörte fortan der Julius-Spital-Stiftung. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde die Kapelle zerstört und von 1662 bis 1669 wieder aufgebaut. Wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zum damaligen Pfründnerspital (heute Kreisgalerie) wurde sie seit 1688 auch als Spitalkirche bezeichnet, wie auf einer Infotafel an der Kapelle zu lesen ist.
ski
 
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