Am Samstag startete die weltweit größte Radsportveranstaltung der Welt: die Tour de France. Einen Tag später ging das größte Radsportevent des Landkreises Rhön-Grabfeld über die Bühne: der Rhöner Kuppenritt, der längst Kultcharakter aufweist und nach einer dreijährigen Pause ein erfreuliches Comeback feierte, auch wenn der ein oder andere Verantwortliche etwas mehr Teilnehmer erwartet hätte. "Aber mit den 574 Startern muss man zufrieden sein. Nach der Zwangspause wusste man ja noch nicht, wo man steht", so Hauptorganisator Norbert Hanft vom ausrichtenden TSV Brendlorenzen, der mit seinem Patenverein TSV Unterelsbach das Event stemmte.
Insgesamt wurden über 26.000 Kilometer geradelt. Die Zusammenarbeit und Arbeitsaufteilung zwischen den beiden Vereinen habe nach Auskunft von Norbert Hanft prima geklappt. Der Kuppenritt ist Höhepunkt im Vereinsleben des TSV Brendlorenzen. Alle hiesigen TSV-Abteilungen packen da kräftig mit an.
Der Gemeinschaftsaspekt und das Familiäre standen im Vordergrund
Anders als bei der großen Tour de France hat der Kuppenritt keinen Wettkampfcharakter im klassischen Sinn. Statt Zeiten und Platzierungen standen der Gemeinschaftsaspekt und das Familiäre im Vordergrund. "Es ist eine sportliche Betätigung von Jung und Alt in einer tollen Atmosphäre", umschreibt Mitorganisator Jürgen Maul die Veranstaltung. Jeder Einzelne könne bei den fünf angebotenen Touren seine Fitness testen. Drei Strecken waren ausgeschildert. Darüber hinaus gab es auch zwei GPS-Strecken, eine Neuerung, die prima angekommen sei. Durch die Streckenführung per GPS fiel das aufwändige Aufstellen von Hinweisschildern weg. Die längste Tour war 85 Kilometer lang, hatte 780 Höhenmetern und führte hinauf zur Hochrhönstraße.
Jeder konnte sein eigenes Rad mitbringen. Auch E-Bikes waren gern gesehen. Sie seien laut Jürgen Maul eine Bereicherung gewesen, auch wenn er selbst noch ohne Elektroantrieb zwei- bis viermal in der Woche radelt. Die sogenannten Gravelbikes - Rennräder mit profilierten, etwas dickeren Reifen - waren ebenfalls willkommen. Mit diesen Rädern kann man auch mal einen Feldweg fahren.
Im Dezember liefen die Vorbereitungen für den 29. Kuppenritt an. Rund 100 Helferinnen und Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung, die mit den Sportplätzen in Brendlorenzen und Unterelsbach gleich zwei Start- und Zielorte hatte. Das Startgeld beinhaltete Getränke und Obst. Und natürlich durfte auch das begehrte Fettbrot nicht fehlen. Das Wetter am Sonntag war nahezu ideal.
Eine tragende Säule des Kuppenritts ist Franz Schlembach
Das Gründungsmitglied des Kuppenrittes, Franz Schlembach, zeigte sich für das Ausschildern der Strecken verantwortlich. Er war bereits am Sonntag in aller Frühe unterwegs, um die Strecken abzufahren. "Wir wollten die Leute durch den Kuppenritt unsere Heimat zeigen", erklärt der 73-jährige Eddy Mercks-Fan, der jedes Jahr bis zu 12.000 Kilometer fährt und eine tragende Säule des Kuppenritts ist.
Mit dabei war bei der Veranstaltung Mariana Acevedo. Die 23-Jährige fand die Strecken weder schwierig noch einfach. Sie bezeichnete die 38 km lange Familientour als mittelschwer. Von der Landschaft war sie schwer beeindruckt: "Ich liebe die Rhön." Sie ging mit ihrem Freund Pascal Memmler an den Start. Beide fahren in ihrer Freizeit nur selten Rad. Pascal Memmler konnte beim Kuppenritt davon profitieren, dass er durch sein Fußballtraining über eine gute Fitness verfügt. Für ihn, der schon als kleines Kind beim Kuppenritt dabei war, sei die Strecke machbar gewesen. Für Pascal machen der Gemeinschaftsaspekt und die gute Organisation die Faszination dieses Events aus.
Mit dabei auch der ehemalige Bad Neustädter Bürgermeister Bruno Altrichter
Im Gegensatz zu Pascal Memmler ist der ehemalige Bad Neustädter Bürgermeister Bruno Altrichter ein richtiger Fahrradfreak, der immer, wenn sich die Gelegenheit ergibt, radelt, auch im Urlaub. Er war beim Kuppenritt mit dem E-Bike unterwegs. "Man kann seine Heimat durch den Kuppenritt immer wieder mit neuen Aspekten erfahren", so Bruno Altrichter. Besonders toll sei die Fahrt vom Brendtal zur Stadt gewesen.
Bereits zum vierten Mal war Jonathan Mann am Start. Der Zwölfjährige, der einst noch im Anhänger mitfuhr, fand die Tour bei etwas Gegenwind anspruchsvoll. Sein Vater Frank Müller aus Bad Neustadt lobte die Streckenführung und die Organisation. Tim Hofmann, der aufgrund von Verletzungen ein Jahr keinen Sport mehr betrieben hat, bezeichnete die Strecke als sehr anstrengend, aber machbar. "Am Ende tut einem zwar der Hintern weh. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem", so Frank Müller. Er fand am schönsten die Strecke den Elstalweg runter. Unterwegs traf er übrigens den Bad Neustädter Bürgermeister Michael Werner.