
Premium-Wanderwege sind vom Deutschen Wanderinstitut zertifizierte Strecken- und Rundwanderwege mit guter Markierung und hohem Erlebniswert. Angenehme Wegbeläge, tolle Aussichten sowie gepflegte Rast- und Ruheplätze machen die ausgezeichneten Touren zum Vergnügen für Naturfreunde.
In ganz Europa gibt es über 640 Premium-Wanderwege, jetzt gehört auch "Der Willmarser" dazu als Extra-Tour des Premiumwegs "Hochrhöner". Vom ersten Gedanken bis zur offiziellen Eröffnung vergingen rund zweieinhalb Jahre. Für die selbsternannten Wanderenthusiasten Werner Palancares, Joachim Baumbach, Joachim Krech und Felix Schmidl waren es nervenaufreibende Zeiten.
Alles begann mit einer verfallenen Sitzgruppe
Alles begann damit, dass Werner Palancares' Blick bei Spaziergängen an einer verfallenen Sitzgruppe hängenblieb. Könnte man diese nicht erneuern? Und warum nicht gleich einen Wanderweg dazu ausweisen? Seine drei Freunde waren begeistert. Sie wollten zum Spaß, für den Tourismus, zu Publicity-Zwecken und zur sportlichen Ertüchtigung eine Strecke rund um Willmars, Filke und Völkershausen anlegen. Dazu beantragten sie Fördermittel beim Regionalbudget der Streutal-Allianz. Die Gelder sollten in Beschilderung, Ruhebänke und Rasthütten fließen.
Durch Gespräche mit dem Geschäftsführer des Naturparks Bayerische Rhön kam der Gedanke auf, eine Extratour an den Premium-Wanderweg "Hochrhöner" anzugliedern. Damit würde die Gemeinde Willmars an Attraktivität gewinnen. "Damals wusste keiner von uns, was das organisatorisch und inhaltlich bedeutet, wir waren wirklich naiv", betont Werner Palancares.
Strenge Vorgaben des Deutschen Wanderinstituts
Zahllose Telefonate, Videokonferenzen, Kalkulationen, Streckenvorschläge und erste Begehungen folgten. Manche Wünsche scheiterten an Waldbesitzern, unbändiger Bürokratie und engen Vorgaben des Deutschen Wanderinstituts. "Vermeintlich simple Dinge, dazu zählen Asphaltanteil, Verhältnis Wald- und Wiesenweg oder sogar die Fernsicht auf Windräder spielten eine Rolle im Punktevergabesystem", erklärt Palancares.

Bei eiskaltem Wetter liefen Baumbach, Krech, Schmidl und Palancares ihre ausgeklügelte Route Anfang März 2023 erstmalig komplett ab. Doch 22,5 Kilometer waren zu viel. Alte Flur- und Wanderkarten wurden zu Rate gezogen, bis die Köpfe rauchten. Dann, nach Kürzung auf 15 Kilometer Länge, das Erfolgserlebnis: Der Prüfer des Deutschen Wanderinstitutes vergab 56 Punkte – genug für eine Extratour!
Förderung durch die Streutal-Allianz
Unterdessen kam die Förderzusage seitens der Streutal-Allianz. Es hieß, dies sei der zweitbeste Vorschlag von allen gewesen. "Der Willmarser" war geboren. Mühelos hatte das rührige Quartett den ASV Filke davon überzeugt, ihren Weg über deren Gelände verlaufen zu lassen. Entlang des Grünen Bandes hatte man weniger Glück. Hier wäre es Voraussetzung gewesen, vorher auf Minensuche zu gehen. Kostenpunkt: 10 000 Euro. Eine Riesenenttäuschung.
Dafür stand die Gemeinde Oberstreu der Sache positiv gegenüber. Diese besitzt nämlich ein Waldstück in Thüringen. Joachim Baumbach kontaktierte Bürgermeister Stefan Kießner. Jetzt verläuft die Route ein Stück weit durch Oberstreuer Gemarkung. Kießner lobend: "Ich finde solch eine Aktion toll und absolut unterstützenswert. So etwas lebt vom Miteinander." Dies sei ein Beispiel für gelungene, interkommunale Zusammenarbeit. Auch Revierförster Karlheinz Bauer war kooperativ und arbeitete aktiv mit.

Familie Hofmann, die Betreiber des Kreuzhoflädchens fungieren ebenso als Versorgungsstation wie das Café Heimathafen von Nicole Stiefel im Dorf. Hungrig muss also niemand nach Hause gehen. Der Erlebnishof Lörzer ist eingebunden, es gibt drei Rasthütten und zwei Waldliegen, gerät Palancares ins Schwärmen. Praktische Hilfe erhielten die Wanderenthusiasten durch den Bauhoftrupp; Bürgermeister Reimund Voß inklusive Gemeinderat standen geschlossen hinter dem Vorhaben. Dafür sind die Initiatoren sehr dankbar.
TSV etablierte eigene Wandersparte
Erste Wegearbeiten wurden in Eigenregie durchgeführt. "Aber wir merkten schnell, dass solch ein Projekt unsere Kapazitäten überschreitet", führt Palancares aus. Der TSV war gefragt. Inzwischen gibt es eine neu gegründete Wandersparte, die sich der Sache annimmt.
Durch das Projekt konnten sogar Neubürger integriert werden. Sie halfen beim Aufbau der Rasthütten und stellten sich als Wegepaten zur Verfügung. Das kostet kein Geld, nur etwas Zeit. Alle Patinnen und Paten sind für die Überwachung des ordnungsgemäßen Zustands einzelner Teilabschnitte verantwortlich. "Eine Win-Win-Situation", lacht der Initiator zufrieden.
Hunderte Stunden Ehrenamt
Hunderte von Ehrenamtsstunden habe er geleistet und ca. 650 Mails bearbeitet, bilanziert Werner Palancares abschließend. Alle Mühe dürfte vergessen sein, wenn am 12. Mai ab 9 Uhr das Eröffnungsfest am Sportplatz des TSV Willmars inklusive Rahmenprogramm steigt.