Kein Geringerer als der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat als Taufpate den ersten Verah-am-Ort-Raum im Streutal eröffnet und gesagt: "Wir müssen den Mut haben, neue Dinge auszuprobieren. Jeder Cent, der in dieses Projekt fließt, ist gut investiertes Geld."
Er hat dieses Pilotprojekt der Streutalallianz in Stockheim nicht nur ideell, sondern auch finanziell unterstützt – mit einem Scheck über eine halbe Million Euro. Dem Beispiel Stockheims sind nun auch Bastheim, Oberstreu und Hendungen gefolgt und mit einem eigenen Behandlungsraum eingestiegen.
Pilotprojekt: Hausärztliche Versorgung in Region ergänzen und zukunftsfest machen
Ein Pilotprojekt mit Wachstumschancen, ein Vorzeigeprojekt mit Nachahmungseffekt. Schließlich hatten sich die Allianz-Bürgermeister mit dem Vorsitzenden Martin Link die medizinische Versorgung als zentrales Anliegen und Leitmotiv zur Aufgabe gemacht. So bietet das Projekt "Versorgt am Ort" (ehemals Verah am Ort) die Chance, "die hausärztliche Versorgung in der Region zu ergänzen und zukunftsfest zu machen", wie Minister Holetschek bei seinem Besuch feststellte.
Und sie sind die Hauptakteure des Pilotprojekts im Streutal: Die Versorgungsassistentinnen der Hausarztpraxen, sogenannte Verahs, sind erfahrene medizinische Fachangestellte. Sie übernehmen arztentlastende, delegierte Aufgaben und unterstützen die Hausärzte bei der Patientenbetreuung. Sie messen den Blutdruck, nehmen Blut ab, führen Blutzucker-Messungen durch und legen Wundverbände an. Außerdem können sie Grippe- oder Corona-Impfungen vornehmen.
"Versorgt am Ort" in Stockheim: Eine positive Erfahrung nach über 100 Tagen
Müssen die Einrichtungen dieses örtlichen Behandlungsraums erst mit der Zeit bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommen? Zur Freude von Bürgermeister Martin Link lehrte ihn die Erfahrung aus über 100 Tagen eines Besseren. Die Nachfrage der Patienten sei prompt mit der Eröffnung da gewesen, sagte Link. "Es läuft besser als erwartet, viel besser als gedacht."
Selbst Patienten aus Nachbargemeinden kommen zum Behandlungsraum in der Alten Schule am Tanzberg 18. So werden die Sprech- und Behandlungszeiten vor Ort angenommen und fleißig genutzt. Vor allem ältere Patienten und Patientinnen seien für diese Initiative sehr dankbar, weiß Link aus den Rückmeldungen der Bürgerschaft.
Das Fazit der ersten 100 Tage "Versorgt am Ort"(VaO) weist noch einen weiteren positiven Aspekt, gar einen Synergieeffekt aus. Neben den medizinischen Leistungen wurde nämlich eine weitere Versorgungslücke geschlossen: Eine medizinische Fußpflege-Praxis nutzt ebenfalls diesen Behandlungsraum, der zudem barrierefrei zu erreichen ist.
"Versorgt am Ort" in Bastheim: Ein echter Mehrwert für die Gemeinde
Die Initiative VaO orientiert sich an den Bedürfnissen der Patienten. Daher klinkt sich auch Bastheim in das Projekt ein und macht mit. Für Bürgermeister Tobias Seufert ein "erster und entscheidender Schritt zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung in der Zukunft". Daher müsse man bemüht sein, dieses Vorzeigeprojekt im Streutal weiterzuentwickeln. So ist Seufert darauf aus, das Versorgungsangebot an die Bürger zu erweitern.
Sprich, sich nicht nur auf die hausärztliche Versorgung zu beschränken. Wie er mitteilte, verhandelt er mit einer Zahnarztpraxis, im VaO-Raum im Rathaus zahnärztliche Leistungen anzubieten. Das könnten beispielsweise Zahnreinigungen beziehungsweise Zahnprophylaxe sein. So hofft Seufert, neben der hausärztlichen Versorgung das Angebot zahnärztlicher Leistungen ab Oktober oder November starten zu können.
Der Bürgermeister wertet die Einrichtung und Erweiterung der VaO-Räume im Streutal als ein gutes Zeichen. Wie er betonte, werde damit "ein echter Mehrwert für die Gemeinden geschaffen". Nun liege es an die Patienten, das Angebot anzunehmen und zu nutzen. Nebeneffekt: Der VaO-Raum im Rathaus belebe zudem die Ortsmitte.
"Versorgt am Ort" in Oberstreu: Ein Freudentag für die Gemeinde
Für Oberstreus Bürgermeister Stefan Kießner war die Übergabe des VaO-Raums im künftigen Rathaus (ehemals VR-Bank) ein Freudentag. Diese Einrichtung habe einen "absoluten Mehrwert in Sachen Daseinsvorsorge angesichts des demografischen Wandels", wie er betonte.
Ältere Bürger, die sich so den Weg in entfernte Hausarztpraxen sparen, hätten nebenbei nun die Möglichkeit, sich im Ort einen Treffpunkt zu schaffen, so der Bürgermeister. Zumal auch die medizinische Beratung für Angehörige von Patienten eine willkommene Abwechslung bieten könne.
Zu guter Letzt ist auch Hendungen dabei: Im Seniorenraum des Gemeindehauses wurde ebenfalls ein solches Zimmer eingerichtet.
Mitmach-Appell an weitere Ärzte im Umkreis von Rhön-Grabfeld
So gut der Start des Pilotprojekts auch geglückt ist, den Streutal-Bürgermeistern ist ein Aspekt sehr wichtig: Weitere Hausarztpraxen seien eingeladen, sich einzubringen und an dem Projekt "Versorgt am Ort" mitzuwirken.
Das haben auch wieder Werner Palancares und Felix Schmidl vom Verein Heimatunternehmen Bayerische Rhön getan. Sie entwarfen und gestalteten bei der Namensänderung das neue Logo.