
Der Vater ist Bürgermeister, stellvertretender Landrat und seit knapp zwei Jahrzehnten im Kreistag Rhön-Grabfeld. Die Tochter ist 21 Jahre jung, studiert Jura in Würzburg und ist seit Mai vergangenen Jahres ebenfalls im Kreistag. Vater und Tochter in einem Landkreisgremium, man sollte meinen, das wäre nicht so außergewöhnlich. Ist es aber. Bayernweit sind Vater und Tochter Demar die einzige Familienbande in einem Kreistag. Auch auf Bundesebene wissen die beiden Großbardorfer nur von einem weiteren Beispiel.
Mittlerweile ist über ein Jahr im Gremium vergangen. Ein spannendes Jahr für Josef Demar und Tochter Juliane. Er – ein Urgestein der CSU im Landkreis – ist in dieser Amtsperiode erstmals als Stellvertreter des Landrats unterwegs. Für sie bedeutet der Kreistag das Hineinschnuppern in die Welt der Politik. Wenn auch „nur“ auf Landkreisebene. Aber dabei wird es bei den bisherigen Karriereschritten von Juliane Demar kaum bleiben. „Ich habe mich schon immer für Politik interessiert“, erzählt sie bei einer Tasse Kaffee. Ihr Vater Josef lehnt sich derweil zurück. „Erzähl Du“, sagt er zu seiner jüngsten Tochter, „ich will nicht im Vordergrund stehen.
“ Das wäre für den Bürgermeister von Großbardorf und stellvertretenden Landrat eine leichte Sache. Josef Demar ist ein Energiebündel von einem Politiker, einer, der sagt, was er auf der Seele hat. Dass seine Tochter mit ihm im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes an einem Tisch sitzt, das macht den Vater stolz. Zumal es Vater-Tochter-Konstellationen in Kreistagen praktisch bundesweit nicht gibt. „In Bayern sind wir auf jeden Fall die einzigen“, sagt Juliane Demar.
Schon als Kind ist Juliane mit ihrem Papa zu Parteitagen nach München gefahren. Nicht unbedingt eine typische Freizeitbeschäftigung für ein Mädchen. Doch die Politik hat es Juliane Demar schon immer angetan. Mit 16 nahm sie an einem Mentoring-Programm der CSU-Frauenunion teil, unter der Ägide von Anja Weisgerber. „Das war eine tolle Zeit“, erinnert sich Juliane Demar. Auch von weiteren Persönlichkeiten wie Anne Zeisner oder Marion Ledermann wurde sie unter die Fittiche genommen. Doch lediglich zuhören ist Julianes Sache nicht. Sie will mitgestalten. Den Kreisverband der Schülerunion hat sie gegründet und stand diesem auch lange vor. Seit drei Jahren ist sie im Vorstand der CSU auf Kreisebene. Im Kreistag angekommen engagiert sie sich im Ausschuss Jugendhilfe für Schule, Bildung, Sport und Gesundheit.
Doch Politik ist bislang für Juliane Demar eine ehrenamtliche Tätigkeit. Ihren Broterwerb soll einmal ein abgeschlossenes Jura-Studium sichern. Derzeit ist sie im sechsten Semester. „Zunächst wollte ich Politikwissenschaften studieren, aber da hat mir mein Vater abgeraten.“ „Politik kann man nicht studieren“, legt Vater Josef los: „Da fehlt der Bezug zur Basis. Politik muss von innen kommen!“ Genau das scheint bei Tochter Juliane der Fall zu sein. Mit 21 Jahren war sie bereits Landesvorsitzende der Schülerunion und mittlerweile ist sie im Kreistag vertreten. „Das war schon eine Überraschung“, sagt sie über ihre Wahl im Frühjahr 2014 in Rhön-Grabfeld. Wie viele Stimmen sie bekommen hat, weiß sie auswendig: „Die Zahl habe ich natürlich im Kopf“, sagt sie. „Es waren genau 15 555 Stimmen!“
Als aktuelle Aufgaben betrachtet Juliane Demar die aktuelle Lage der Flüchtlinge, die digitale Infrastruktur und den demographischen Wandel im Landkreis als besonders wichtig. Themen, in denen sie sich als junge Politikerin profilieren kann. Dass sie das auch schafft, darüber muss man sich bei Juliane Demar keine Sorgen machen. Bei dem Vater.