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Sulzfeld
Das Jubiläum "900 Jahre Wildburg" wurde mit einem Mittelalterlager am Sulzfelder Badesee gefeiert
Geschichtsträchtiges Programm bei der Jubiläumsfeier "900 Jahre Wildburg": Mittelaltergruppen zeigten, wie man früher aß und trank, sich stritt und vertrug.
Die Kämpfe beim Mittelalterfest am Sulzfelder Badesee dauerten wegen der behindernden Rüstungen nicht allzu lange.
Foto: Regina Vossenkaul | Die Kämpfe beim Mittelalterfest am Sulzfelder Badesee dauerten wegen der behindernden Rüstungen nicht allzu lange.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 10.02.2024 03:51 Uhr

Einen Einblick in das Leben im Mittelalter gab es am Wochenende am Badesee in Sulzfeld, wo die erste urkundliche Erwähnung der Wildburg vor 900 Jahren gefeiert wurde. Mittelaltergruppen zeigten, wie man damals aß und trank, sich stritt und vertrug.

Bürgermeister Jürgen Heusinger begrüßte die Gäste am Samstag beim traditionellen Bieranstich, den eigentlich Schirmherr Steffen Vogel vornehmen sollte. Der überließ den Holzhammer jedoch gerne dem Forstbetriebsleiter Heiko Stölzner von den Bayerischen Staatsforsten in Bad Königshofen. Die Burg ist heute im Besitz des Freistaats Bayern, die Bayerischen Staatsforsten haben kürzlich für zusätzliche Sicherungsmaßnahmen gesorgt. Dafür hatte der Freistaat aus einem Sondertopf 100.000 Euro bereitgestellt. Die Gemeinde, der Bauhof und die Bayerischen Staatsforsten hätten gut zusammengearbeitet, bestätigten Vogel und Stölzner.

Die ganze Familie ist bei Clemens dem Schmied gern dabei und zeigt das Leben im Mittelalter.
Foto: Regina Vossenkaul | Die ganze Familie ist bei Clemens dem Schmied gern dabei und zeigt das Leben im Mittelalter.

Eine zünftige Kneipenschlägerei

Eine der kämpfenden Mittelaltergruppen zeigte anschließend, wie eine zünftige Kneipenschlägerei entstand. Erst stritten sich zwei Frauen, dann deren zornige Ehemänner, die von den Umstehenden getrennt werden mussten. Sie wurden vor Gericht gestellt und bestraft. Insgesamt bildeten neun Mittelaltergruppen ein großes Lager und schliefen dort in ihren Zelten. Federführend war die Gruppe Custor Casteli.

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Typisches Leben wurde gezeigt, möglichst echt, von der Kleidung bis zum Essgeschirr und den Speisen. Wolle wurde gesponnen, Kettenhemden angefertigt, genäht und gewebt. Den Wahrsager konnte man in einem Zelt besuchen oder sich von der Märchenerzählerin verzaubern lassen. Wer es kämpferischer mochte, kam beim Schwertkampf auf seine Kosten. Verschiedene Ausrüstungen waren dort zu bewundern, denn es blieb den Mittelaltergruppen freigestellt, welche Zeit sie sich aussuchen, ob sie Kelten, Schotten, Normannen, Franken, Karolinger, Kreuzritter oder Bogenschützen darstellen wollten.

Bieranstich mit Schirmherr Steffen Vogel (von links), Heiko Stölzner, zwei Darstellern und Bürgermeister Jürgen Heusinger in einer Landsknechtsuniform.
Foto: Regina Vossenkaul | Bieranstich mit Schirmherr Steffen Vogel (von links), Heiko Stölzner, zwei Darstellern und Bürgermeister Jürgen Heusinger in einer Landsknechtsuniform.

Schwertkampf in Kettenhemden

Höhepunkt am Sonntag war der abschließende Schwertkampf, wobei die unterschiedlichen Helme vorgestellt wurden. Die Brillenhelme, Turbanhelme und der Eisenhut hatten eines gemeinsam: Sie erhitzten sich schnell und mussten mit Stoff innen oder außen vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt werden. Die Krieger kämpften gegeneinander nach einem Kodex, der bestimmte Trefferzonen festlegt. Schilde, wattierte Jacken und Kettenhemden schützten die Kämpfer. Wie sich eine mit Schilden geschützte Schlachtreihe aufstellt, wurde demonstriert. Die Kinder durften versuchen, die Reihe umzuwerfen – die Kämpfer ergaben sich am Ende freiwillig.

"Ich liebe das hier", sagte eine Jugendliche, die als Schottin am Lagerleben teilnahm. Das Fach Geschichte habe sie schon immer fasziniert. Der Kunstschied Clemens Weidner war mit Antje Boyks und ihren vier Kindern vertreten, die Kinder machen gerne mit. "Ich liebe besonders, wenn wir abends am Lagerfeuer sitzen", berichtete Sohn Odo, er kümmert sich um die Herstellung von Siegeln. "Man lebt viel bewusster, verbraucht wenig Plastik und hat die Herausforderung, möglichst viel selbst herzustellen", fügte der Vater an. Die Gemeinschaft, das draußen sein und der Blick in eine ganz andere Welt sei für sie reizvoll.

Wie man Wolle so behandelt, dass sie nicht kratzt, konnte man im Mittelalterlager sehen.
Foto: Regina Vossenkaul | Wie man Wolle so behandelt, dass sie nicht kratzt, konnte man im Mittelalterlager sehen.

Lagerleben mit der Gruppe Francia Orientalis

Im richtigen Leben sind sie Heilerziehungspfleger, Arthelferin, Studentin oder Schweißer – für die Mitglieder der Gruppe Francia Orientalis ist das Mittelalter eine spannende Zeit von ungefähr 1000 Jahren. Im Sommer nehmen sie an Veranstaltungen teil, im Winter wird Kleidung und Ausrüstung hergestellt. Besonders gern forschen sie und staunen, wie die Menschen damals ihren Alltag bewältigt haben. "Das Mittelalter war nicht finster, öde und kalt, die Menschen von damals werden unterschätzt", ist ihre Meinung, denn viele moderne Dinge hätten ihren Ursprung in der damaligen Transformationszeit.

Ein gelungenes Fest mit einigen Regenschauern, aber mit besserem Wetter am Sonntag, mit musikalischer Begleitung durch "Why not" aus Aubstadt sowie den Leinacher und den Aubstädter Musikanten war die 900-Jahrfeier. Die Burg konnte man im Rahmen einer geführten Wanderung besuchen.

 
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