Cricket ist mit 2,5 Milliarden Zuschauern die zweitbeliebteste Sportart der Welt. Erfunden haben es die Engländer, die diesen Sport nach Südafrika, Pakistan, Australien und nach Indien brachten. Und nun auch nach Bad Neustadt beziehungsweise in den Stadtteil Herschfeld.
Über 300 Inderinnen und Inder aus dem südlich gelegenen Kerala wohnen und arbeiten in Bad Neustadt, vor allem in Pflegeberufen. Einer von ihnen ist Saljan Edakkalathur, seit fünf Jahren "Wahl-Neustädter". Er ist ein echter Cricket-Fan und arbeitet am Rhön-Klinikum Campus. Genau wie Stephanie Philipp-Schirmer, die die erste Vorsitzende des 768 Mitglieder starken SV Herschfeld ist.
Für ein offizielles Cricket-Spiel braucht es einen Verein
Erste Kontakte wurden geknüpft. Wer offiziell Cricket spielen will, muss auch offiziell in einem Verein gemeldet sein. Der SV Herschfeld mit seinem breiten Sportangebot stehe für Integration und Mut zum "Neuen", so die Vorsitzende, die in der langen Vereinsgeschichte die erste Frau an der Führungsspitze des SV ist.
Saljan Edakkalathur wurde auf der Suche nach einem unterstützenden Sportverein in Herschfeld fündig und mit offenen Armen begrüßt. Die Frage, was man zum Ausüben der neuen Sportart brauche, war schnell erörtert, und dank finanzieller Unterstützung des Bayerischen Landesverbandes "Integration durch Sport" konnten die notwendigen Gerätschaften besorgt werden. Manche sogar direkt aus Indien und die neuen Trikots der "Herschfeld Royal Strikers" gestalteten die 28 indischen Spieler des Teams kreativ mit – ganz in Rot.
In Franken gibt es neben Herschfeld nicht viele Cricket-Mannschaften
Saljan Edakkalathur freute sich, nun auch offiziell mit seiner Mannschaft spielen zu dürfen und stellte klar, dass alle Interessierten herzlich willkommen seien. Nach Nürnberg, Würzburg und Schweinfurt ist die Herschfelder Mannschaft die Vierte im Frankenland, die in der Bayernliga im "Cricket Verband Deutschland EU" mitmischen möchte.
Zunächst müssen noch die Finanzen stehen. Das heißt, es werde geprüft, inwieweit Fördergelder fließen können und ob der Platz in Herschfeld dem offiziellen Verbands-Standard entspricht, so Stephanie Philipp-Schirmer.
Mit 63 Jahren soll es nochmal aktiv auf das Spielfeld gehen
Die Auszeichnung "Integration durch Sport" hatte Thomas Kram als Verantwortlicher für Integration durch Sport vom BLSV Unterfranken beim Freundschaftsspiel gegen die "Schweinfurt Warriors 11" mit im Gepäck. Jürgen Kolbe, Mitglied der vor fünf Jahren ins Leben gerufenen Schweinfurter Cricket-Abteilung, moderierte das Freundschaftsspiel und erklärte, worum es bei Cricket überhaupt geht. Er merkte an, dass er mit 63 Jahren beim Saisonfinale als ältester deutscher Cricket-Spieler einmal selbst in den Farben seiner Mannschaft mit auflaufen möchte.
Cricket hat einen Hauch von Baseball, aber mit mehr Action, so Kolbe. Minto Mathew, ein Spieler aus Schweinfurt, fasste kurz zusammen: "Ball werfen, wegschlagen, auffangen, zurückwerfen, Punkte sammeln." So einfach ist es. "Es ist eine interessante Geschichte und gelebte Integration", fügte Bad Neustadts stellvertretender Bürgermeister Norbert Klein an.
Klaus Greier vom BLSV Unterfranken zollte dem SV Herschfeld Mut und zugleich Dank für das Engagement. Auch er hob den Integrationsgedanken in den Fokus. Spannende "Stadtderbys" werde es nicht geben, aber dafür geht es zum FC Bayern München, so der BLSV-Vertreter.
Die "Herschfeld Royal Strikers" schlugen sich bei ihrer Premiere wacker
Das Freundschaftsspiel entschieden die Gäste aus Schweinfurt zwar für sich, aber die "Herschfeld Royal Strikers" mit ihren Kapitänen Sobin Sony und Rinto Joseph schlugen sich bei ihrer Premiere wacker. Der große Beifall der neugierigen Zuschauer war ihnen gewiss. Das tat auch die stellvertretende Landrätin Eva Böhm, die dem SV Herschfeld zur neuen Sportsparte gratulierte.
Ein Cricket-Spiel kann lange dauern und so erfreuten sich die Fans nicht nur über einen Punkte bringenden, gefangenen Ball, sondern auch über Köstlichkeiten aus der indischen Küche, die am historischen Tag in Herschfeld serviert worden waren.