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Bad Neustadt
Corona-Tote: Landrat Habermanns düstere Vision
Ein dramatisches Bild für die Advents- und Weihnachtszeit zeichnete Landrat Thomas Habermann. Die aktuellen Corona-Zahlen scheinen seine Befürchtungen zu bestätigen.
Immer mehr Intensivbetten wie auf dem Symbolfoto sind in Unterfranken inzwischen mit Corona-Patienten belegt. Aufschiebbare Operationen müssen nun auch am Rhön-Klinikum Campus verschoben werden.
Foto: Symbollfoto Bodo Schackow/dpa | Immer mehr Intensivbetten wie auf dem Symbolfoto sind in Unterfranken inzwischen mit Corona-Patienten belegt. Aufschiebbare Operationen müssen nun auch am Rhön-Klinikum Campus verschoben werden.
Hanns Friedrich
 und  Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 22.02.2024 00:29 Uhr

Die dramatisch negative Corona-Entwicklung im Landkreis setzt sich fort. Am Freitag meldete des Robert Koch-Institut schon wieder mehr als 100 Neuinfektionen. Mit den 103 festgestellten Fällen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz in Rhön-Grabfeld auf den bislang noch nicht erreichten Wert von 549,6. Gleichzeitig meldete das Landratsamt einen neuen Todesfall. Damit sind in Rhön-Grabfeld nun 100 Menschen im Zusammenhang mit Corona gestorben.

In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen richtete Landrat Thomas Habermann deutliche Worte an die Mitglieder des Ausschusses für Jugendhilfe und soziale Angelegenheiten. Für die kommenden Monate befürchte er weitere steigende Zahlen und vor allem auch weitere Tote durch die Corona-Pandemie. Sein eindringlicher Appell lautete daher: "Lassen Sie sich impfen und überzeugen Sie all diejenigen, die die Impfung ablehnen."

Keine aufschiebbaren Operationen im Campus

Den Ernst der Situation verdeutlichte Habermann mit dem Hinweis, dass im Rhön-Klinikum Campus inzwischen sehr viele Corona-Betten belegt sind. "Wir gehen dramatischen Zeiten entgegen, vor allem, wenn keine Patienten mehr aufgenommen werden können und deshalb in andere Einrichtungen verlegt werden müssen." Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die aktuelle Anweisung der Regierung von Unterfranken, dass in Kliniken, die für die Corona-Versorgung wichtig sind, keine aufschiebbaren stationären Behandlungen mehr möglich sind. Dazu zähle auch der Rhön-Klinikum Campus. 

Der Landrat ging auch auf den Nachbarlandkreis Schmalkalden-Meiningen ein. Landrätin Peggy Greiser spreche dort ebenfalls von einer zunehmenden Belastung der Kliniken mit vornehmlich ungeimpften Patienten und bezeichne die Lage in den Krankenhäusern als dramatisch. "Die Intensivstationen in Schmalkalden und Meiningen sind im Prinzip voll, Verlegungen in andere Kliniken sind kaum möglich."

Leichensäcke als Thema im Krisenstab   

Bislang funktioniere das System zur Verlegung von Covid-Patienten überregional nicht wirklich und bei der Verlegung sei der Rettungsdienst stundenlang gebunden. Derzeit seien nach den Informationen aus den Kliniken alle Covid-Intensiv-Patienten unter 75 Jahren ungeimpft. Impfdurchbrüche mit schweren Verläufen habe man ausschließlich bei Älteren."

Der Landrat berichtete auch von Gesprächen der unterfränkischen Landräte, bei denen für besonders betroffene Landstriche in Unterfranken komplette Lockdowns in der Diskussion waren. Man sei sich einig gewesen, dass die Situation sehr bedenklich ist. "Wir steuern auf eine äußerst schwierige Zeit zu." Das Problem seien die schweren Erkrankungen der Ungeimpften. "Die Geimpften werden weitgehend glimpflich davon kommen".

Seinen düsteren Ausblick auf die Zukunft wegen der aktuellen Corona-Lage verband Landrat Thomas Habermann mit einem eindringlichen Appell zum Impfen.
Foto: Hanns Friedrich | Seinen düsteren Ausblick auf die Zukunft wegen der aktuellen Corona-Lage verband Landrat Thomas Habermann mit einem eindringlichen Appell zum Impfen.

Viele Wissenschaftler hätten für diesen Winter eine Pandemie der Ungeimpften vorausgesagt. "Und sie ist eingetreten, und zwar heftiger als wir es erwartet haben." Im Krisenstab, so Habermann, seien jetzt auch wieder die Leichensäcke Thema gewesen, die schon im vergangenen Jahr geliefert wurden. "Die haben wir zum Glück bei uns nicht gebraucht." Wenn die Zahlen sich weiterhin so entwickeln würden, stehe zu befürchten, dass man sie eventuell nun doch benutzen müsse.

Aufrufe zur Boosterimpfung

Der Landkreis tue weiterhin alles, so Habermann, um den notwendigen Impfstoff zu beschaffen. Man könne es sich nicht leisten, dass nicht genügend der Vakzine zur Verfügung stehe. Ein Hauptproblem sei doch, dass der Impfschutz der zweifach Geimpften nach einigen Monaten nachlasse. Daher sei es sehr wichtig, nun die dritte Impfung konsequent durchzuführen. Möglichst jeder solle sich an den Boosterimpfungen beteiligen. Der Landkreis werde in nächster Zeit dazu entsprechende Impfaufrufe starten.

Bei der Impfkampagne in Deutschland habe man es in den vergangenen eineinhalb Jahren versäumt, eine seriöse, emotionsfreie und beratende Impfaufklärung zu betreiben, kritisierte der Landrat. Wichtig sei es, die Situation klarer und drastischer darzustellen. Notwendig wäre daneben auch der Überblick über Geimpfte und Nichtgeimpfte für Betriebe und öffentliche Einrichtungen. "Es kann doch nicht sein, dass ich nicht weiß, wer in meinen Betrieb geimpft, oder ungeimpft ist."

Aus seiner Sicht, so der Landrat, sei die aktuelle Situation ein Ergebnis eines eklatanten Versagens der Bundespolitik - sowohl der noch amtierenden Regierung als auch der zukünftigen.

Corona-Lage in Rhön-Grabfeld am 19. November

Das Robert Koch-Institut meldet für Freitag 103 neue Infektionsfälle für Rhön-Grabfeld. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg damit von 513,8 am Donnerstag auf 549,6. Seit Beginn der Pandemie wurden damit 5218 Coronafälle im Landkreis registriert. Als infiziert gelten derzeit 739 Personen, was knapp einem Prozent der Kreisbevölkerung entspricht. Das Landratsamt meldete am Freitagmittag einen weiteren Todesfall. Somit sind leider aktuell in Rhön-Grabfeld insgesamt 100 Menschen im Zusammenhang mit COVID-19 gestorben. Nach Angaben des Deutschen Intensivregisters waren am Freitag 14 Intensivbetten am Rhön-Klinikum Campus nicht belegt. Von den 140 Betten (inklusive Wachstation) waren 14 mit Covid-19-Patienten belegt. Acht von ihnen mussten invasiv beatmet werden.
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  • W. S.
    Guten Tag an die MP und Landrat Habermann!
    Haben Sie schon gehört, das ab nächster Woche der Impfstoff Biontech wieder rationiert wird, auf jeweils 30 Dosen pro Woche pro Praxis. Weil Moderna im 1. Quartal 2022 zum Teil abläuft. Deswegen sollen Praxen und Impfzentren jetzt statt Biontech Moderna bestellen.
    Obwohl fast alle die Planung der Boosterimpfung auf Biontech ausgerichtet haben.
    Impfturbo sieht anders aus! Und Vertrauen in die Impfung auch!
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  • S. F.
    Egal ob Moderna oder Biontec: für den Booster taugt beides!

    Ich finde es interessant und gleichzeitig extrem deutsch und traurig, dass wir einer Pandemie noch Zeit und Muße haben, darüber zu philosophieren, ob wir ein oder zwei Prozent mehr oder weniger Schutz haben, statt einfach nach gesundem Menschenverstand zu handeln!
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  • I. S.
    Laut Intensivregister gibt es hier im Landkreis 140 Intensivbetten. Hiervon sind aktuell 126 belegt. Hiervon sind 14Betten mit Covid-19 belegt was ein Anteil von 10% ist. Somit ist nicht alleine Covid-19 Schuld an dieser hohen Auslastung sondern generell sind derzeit viele Intensivfälle zu behandeln. Dessen Grund ist nicht bekannt. Quelle: https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/kartenansichten
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  • g. r.
    Achso, Söder hat natürlich wieder mal alles richtig gemacht?
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  • S. K.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • G. W.
    Der Landrat sagt:
    "... überzeugen Sie all diejenigen, die die Impfung ablehnen".

    Ich rede mittlerweile lieber mit einem Strohballen als mit solchen Verweigern, da ist die Chance größer, argumentativ überzeugen zu können.

    "Ich weiß, dass ich nichts weiß" , so hat's Sokrates formuliert, der hatte erkannt, dass nicht Alle alles wissen können.

    Wer heute noch keine Erstimpfung hat fällt aber eher unter die Kategorie:

    "Ich habe zwar keine Ahnung von Viren und auch nicht von Infektionsketten, jedoch bin ich ganz sicher, dass DIE das nur machen, um
    das Volk zu drangsalieren, zu vergiften und
    wegzusperren !"

    Ganz bestimmt, und deswegen wollen
    diese Leute keinen Impfstoff.

    Ja Herr Landrat, wie soll man denn solche Menschen überzeugen ?

    Allgemeine Impfpflicht einzuführen wäre wohl das einzig Vernünftige.
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  • B. H.
    Hallo Herr Habermann,
    mit Leichensäcken drohen....
    Was haben Sie denn heute geraucht?
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  • S. F.
    Das ist keine leere Drohung. Das ist real gelebte Statistik: je nach Alter und Vorerkrankungen hat man statistisch ein entsprechendes Risiko, in so einem Ding zu enden, wenn man nicht geimpft ist. Und bei 80k Einwohnern im Landkreis und einer entsprechenden Inzidenz und entsprechend vielen Ungeimpften wird es auch wieder Einige treffen, die dann so einen Bodybag - so heißt das Ding in GB - brauchen. Und leider hat es auch schon den ein oder anderen getroffen, der auch aufgrund von Fitness und guter körperlicher Konstitution für unverwundbar gehalten hat. Auch das ist Statistik.

    Insofern: bleibt gesund und wenn ihr noch nicht geimpft seid, dann unterschätzt nicht das Risiko, sondern überlegt, ob nicht doch eine Impfung mit dem Zeugs von Biontec eine Option ist.

    Flapsig gesagt: Die Impfung haben deutlich mehr Leute überlebt als Covid-19 und sie schützt sogar noch 😉
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  • G. Z.
    sind wir mal froh, dass der Landrat der Aufforderung der FDP-Kreistagsfraktion nachgekommen ist und die alte Kreisklinik entgegen den Empfehlungen des Campus als Corona-Reserve behalten hat. Natürlich erst nach einer Schamfrist, ist die Kreisklinik zum Herzstück unserer Impfkampagne im Landkreis geworden. Von daher auch mal ein Dankeschön an Herrn Smolin ! Hat dem Landrat sicherlich etwas Überwindung gekostet dem richtigen Vorschlag, von der falschen Partei zu folgen ! Dafür aber Danke, denn das macht auch nicht jeder ! https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/ehemalige-bad-neustaedter-kreisklinik-als-corona-klinik-art-10427113
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  • D. M.
    Landrat Habermann hat sich sehr bemüht und wurde von einigen ständig kritisiert.

    An dieser Stelle auch mal ein Dankeschön für den Einsatz.
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  • M. W.
    Stimmt!
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