Im Betrieb von Andreas Dörr wird moderne Technik eingesetzt, um den Arbeitsalltag möglichst effizient zu gestalten. Das reicht von der Digitalisierung aller Unterlagen bis hin zum Einsatz verschiedener Apps rund um den Ackerbau. Von einem Mitarbeiter von agrarheute, dem Initiator des CeresAward, auf den Wettbewerb hingewiesen, bewirbt sich der 36–jährige ohne große Erwartungen. Nun gehört er zu den 33 Finalisten im Wettstreit um den Titel "Landwirt des Jahres".
Wie ist Dörrs Betrieb aufgebaut?
1270 Hektar Land bewirtschaftet Dörr in der Rhön. Ein Großteil der Betriebsfläche ist in Thüringen. Ungefähr 10 Prozent liegen in Bayern, auch die Biogasanlage in Ostheim wird von ihm mitbeliefert. "Für bayerische Verhältnisse ist das ein recht großer Betrieb", erzählt er. In Thüringen dagegen gehöre er nicht zu den Großen, sondern bewege sich im Mittelfeld. Wichtig ist ihm bei der großen Fläche, die Landwirtschaft mit derselben Verbundenheit wie bei einen kleinen Betrieb zu führen.
Ein Landwirt mit 80 Hektar kenne seine Felder und Böden alle genau. Er dagegen bewirtschaftet viel mehr Grund, noch dazu in verschiedenen Ortschaften. Trotzdem kennt er sich auf seinen Feldern aus, arbeitet viel draußen mit – dabei hilft ihm der Einsatz moderner Technik: "Die Digitalisierung nimmt viel ab, damit man sich aufs Wesentliche konzentrieren kann".
Einstieg in den Familienbetrieb
Andreas Dörr studierte in Triesdorf Landwirtschaft und stieg 2006 in die Führung des Familienunternehmes ein. Zusammen mit Hubert Dörr, seinem Vater, leitet er den Betrieb. Dabei ist es unumgänglich viel Zeit im Büro zu verbringen. Auf ein Jahr gesehen macht das für ihn und seinen Vater die Hälfte der Arbeitszeit aus, schätzt er. Trotzdem könne er noch draußen mitarbeiten, mache vieles selbst auf seinen Feldern. Das grenze ihn von anderen Geschäftsführern von Betrieben seiner Größenordnung ab, die fänden meist nicht die Zeit dafür.
Durch die Technik werde vieles effizienter. Beispielsweise kann Dörr von überall mittels Tablet oder Smartphone auf seine Maschinen zugreifen, wenn es Probleme gibt. Daneben werden zum Beispiel die Fahrrinnen auf den Äckern exakt berechnet oder es gibt Apps, die anzeigen, wann und wo gespritzt werden muss. "Die moderne Technik kann uns Landwirten in Zukunft helfen mit den vorhandenen Ressourcen effizienter und umweltschonender umzugehen", so seine Meinung. Im Rahmen seiner Arbeit mit digitalen Hilfsmitteln ist Dörr deutschlandweit für Vorträge unterwegs.
Sowohl konventionell als auch ökologisch
370 Hektar Bio-Grünland bewirtschaftet der Ackerbauer. Dort wird Heu produziert, dass deutschlandweit Absatz findet, in erster Linie für Pferde. Den Nutzen und die Wichtigkeit von Ökolandbau, zum Beispiel für die Artenvielfalt, sieht er durchaus. Dennoch ist rein Öko für ihn nicht die Zukunft: Der Ökomarkt sei überfüllt, der Absatz fehle. Außerdem sei die CO2-Bilanz vom Ökolandbau zu schlecht und man brauche zu viel Fläche, da der Ertrag geringer sei.
Dörr plädiert für einen Mittelweg: Im konventionellen Anbau die Ressourcen effizienter einzusetzen. So könne man durch künstlicher Intelligenz und Kameras an den Spritzen, in Zukunft direkt die Pflanzen mit Schädlingen behandeln statt das ganze Feld. Dadurch könne ein Großteil an Spritzmitteln eingespart werde
- So sieht es der Biobauer: Biobauer zum Artenschutz: "Angst um die Zukunft unserer Kinder"
Preis-Leistung muss passen
"Ich glaube, dass die Landwirtschaft grüner werden muss und grüner werden wird", sagt Dörr. Das solle aber auch preislich gewürdigt werden. In Deutschland werde von den Landwirten im Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein hohes Niveau gefordert. Im Laden müssen sich die Bauern aber mit Produkten aus dem Ausland messen und der Konsument, der grüne Produkte fordert, kauft letztlich doch nach Preis.
Das muss sich ändern: "Wenn ich immer teurer produzieren muss und gleichzeitig nicht mehr bekomme, habe ich ein Problem". Positiv sieht Dörr dagegen regionale Konzepte, wie die Verarbeitung von Braugerste bei "Wir sind Rhöner Bier", wo er als Lieferant beteiligt ist. Dabei sei der Welthandel außen vor und die Anfahrtswege kurz."Regionale Wertschöpfungsketten sind wichtig. Ich schätze sie persönlich höher ein als Öko", so Dörr.
Spannend bis zum Oktober
Anfang Juli kommen die Juroren auf seinem Hof vorbei, um sich seine Arbeit vor Ort anzuschauen. Wer den Titel "Landwirt des Jahres" gewinnt, wird im Oktober verkündet. "Dass wir so weit kommen, damit hätte ich jetzt auch nicht gerechnet, aber ich freu mich natürlich", erklärt Dörr. Den Grund für seine Nominierung sieht er darin, dass er in der Arbeit mit digitalen Hilfsmitteln so weit fortgeschritten ist.
- 2014 aus Rhön-Grabfeld nominiert: Mit Energie und Bio auf dem Weg zum Spitzenlandwirt
- Großbardorf 2014: Mathias Klöffel bester Energielandwirt