Mathias Klöffel aus Großbardorf und Tobias Mültner aus Nordheim gehören bundesweit zu den besten Landwirten. Beide stehen im Finale des Ceres Awards. Mit diesem Preis ehrt der Deutsche Landwirtschaftsverlag (dlv) aus München erfolgreiche Persönlichkeiten und Projekte im Bereich Landwirtschaft in zwölf Kategorien. Klöffel steht in der Kategorie Energielandwirt im Finale, Möltner in der Kategorie Biolandwirt.
Mit Energie- und Ackerbauprojekten hat Mathias Klöffel mehrere Genossenschaften für Landwirte angestoßen, heißt es in einer Mitteilung aus München. Seine Vision war eine Gemeinschaftsbiogasanlage in Bad Königshofen, die unter anderem den Heilwassersee das ganze Jahr auf 30 Grad aufheizen sollte. Alle Bauern sollten mitmachen und von der Anlage profitieren. Externe Investoren sollten draußen bleiben. Beide Visionen wurden wahr, heute arbeiten 35 Landwirte zusammen.
Zahlreiche Projekte angeschoben
Auf Initiative von Klöffel und seinen Mitstreitern wurde 2006 die Agrokraft GmbH gegründet, in der er Geschäftsführer ist. Die Agrokraft hat es sich zur Aufgabe gemacht, eigenständige Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien, der Dorf- und Regionalentwicklung und der erneuerbaren Energien zu initiieren. So wurden zwischenzeitlich sieben landwirtschaftliche Biogasgemeinschaften und über 40 Energiegenossenschaften gegründet. In Unsleben wurde die Gastwirtschaft mit Hilfe der Agrokraft wieder in Betrieb genommen.
Ziel ist es auch zukünftig Ideen für die Gesamtheit des ländlichen Raumes zu entwickeln – und mit den Menschen in lokalen, dezentralen Strukturen umzusetzen. Das Modell der Genossenschaft ist so erfolgreich, dass bis heute drei Photovoltaik-Anlagen gebaut wurden. Ein Konzept, das in der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Ortsenergie eG mündet: 150 Genossen mit 22 Photovoltaik–Projekten und mit einer Gesamtleistung von zwei Megawatt. Und ein Genosse mischt fast immer mit: Mathias Klöffel.
Und es gibt noch mehr Ideen: neben einer gemeinschaftlichen Getreide- und Düngerlagerhalle gibt es Güllegemeinschaften, Mähdruschgemeinschaften und Haselnüsse sind das nächste vielversprechende Projekt der Genossen.
Tobias Mültner könnte man sich auch gut als Farmer auf einem großen Betrieb im Mittleren Westen der USA vorstellen. Im Rücken eine große Silobatterie für mehrere hundert Tonnen Getreide, vor ihm der Steuerungscomputer, in der Tasche ein Mobiltelefon, mit dem er von überall in die Funktionen der Anlage eingreifen kann. Doch der Landwirtschaftsmeister wohnt mitten in der Rhön.
Von sich selbst sagt der 33-jährige: „So überzeugt wie ich früher konventionell gewirtschaftet habe, so überzeugt bin ich heute von der Bio-Landwirtschaft.“ Dass er auf Bio-Landwirtschaft umgestellt hat lag zum einen an wirtschaftlichen Überlegungen. Die Getreidepreise waren im Keller, die Zuckerrüben waren längst nicht mehr so lukrativ und es gab noch die Chance, ein staatliches Förderprogramm zu nutzen, um die Umstellungsphase wirtschaftlich abzufedern. Der zweite Impuls auf Bio umzusatteln, kam aus einer anderen Richtung. Gemeinsam mit sechs Landwirten hatte er die RhöBiNo gegründet, eine Gesellschaft für Anbau und Vermarktung von Holunder.
Der große Abnehmer Bionade hatte zur Bedingung gemacht, dass die Beeren biologisch angebaut werden müssten. Konsequenterweise stellte er seinen kompletten Betrieb auf Bio um – zumal er gleichzeitig als Geschäftsführer RhöBiNo nach außen vertritt. 115 Hektar bewirtschaftet Mültner. Angebaut wird vor allem Getreide. Hinzukommen Leguminosen wie zum Beispiel Klee, um über die Fruchtfolge Stickstoff in den Boden zu bekommen und zum Teil um Saatgut zu erzeugen. Um sich in der Vermarktung des Getreides besser aufzustellen, hat vor vier Jahren rund 400 000 Euro in die neue Siloanlage investiert.
Nicht zu viel auf einmal
Mültner reizt es, neue Betätigungsfelder aufzutun und zu entwickeln, wichtig ist für ihn aber eine Erkenntnis:„Man verzettelt sich zu leicht, wenn man zu viel anpackt.“ Schließlich will er sich nicht aufreiben, sondern auch noch Zeit für die Familie haben oder sich einfach abends auf ein Bier zu den Feriengästen setzen. Da besteht auch nicht die Gefahr sich zu verzetteln, denn die Regie im Betriebszweig „Urlaub auf dem Bauernhof“, den bereits seine Mutter aufgebaut hat, führt heute seine Frau Daniela.
Göttin als Namensgeberin
Initiator des Ceres Awards, der heuer erstmals verliehen wird, ist das dlz Agrarmagazin, einer der auflagenstärksten überregionalen Fachtitel für Landwirte im deutschsprachigen Raum. Er erscheint im Deutschen Landwirtschaftsverlag, dem führenden deutschen Fachverlag für Landwirtschaft und Natur, der mit seinen Zeitschriften im Segment Agrar über 57 Prozent aller Betriebe in Deutschland erreicht. Der Ceres Award, ist benannt nach der römischen Göttin für Ackerbau und Fruchtbarkeit: Ceres. Ausgezeichnet werden Landwirtinnen und Landwirte aus dem deutschsprachigen Raum, die als Unternehmer erfolgreich sind und Verantwortung für Mitmensch, Natur und Tier wahrnehmen.