Pflegenotstand ist ein beherrschendes Thema. Die Caritas Rhön-Grabfeld stellt deswegen mit dem Sonderprogramm "Weiterbildung von geringqualifizierten und älteren Beschäftigten in Unternehmen" (WeGebAU) jedes Jahr Azubis ein. Der Verband braucht qualifiziertes Fachpersonal für die Sozialstationen. "Auch dieses Jahr gibt es neue Azubis im Programm", so Johanna Dietz aus dem Fachbereich ambulante Altenhilfe der Caritas in Mellrichstadt.
Aktuell laufe ein Umbruch im Förderprogramm, vor allem was die Finanzierung angeht. "2020 ändert sich die Ausbildungsordnung", sagt Dietz. Die generalistische Pflegeausbildung sehe nach zwei Ausbildungsjahren vor, sich auf Altenpflege oder Kinderkrankenpflege festzulegen oder den Abschluss zur Pflegefachkraft anzustreben. "Durch die Pflegeumlage kann es zu Veränderungen in den Förderprogrammen kommen", so Dietz. Diese würden dann aber in Abstimmung mit dem Pflegeausbildungsfonds Bayern getroffen.
Christopher Thomas hat die Ausbildung zum Altenpfleger über das Förderprogramm im vergangenen Jahr begonnen. Welche Erfahrungen hat er als 46-Jähriger im ersten Ausbildungsjahr gemacht?
Von der US-Army zur Caritas
Thomas ist gebürtiger Amerikaner und kam vor mehr als 20 Jahren über die US-Army nach Deutschland. Bevor er seine Ausbildung zum Altenpfleger bei der Sozialstation in Mellrichstadt begann, war er Hausmann in Hohenroth. Er absolvierte mehrere Praktika. So kam er dann auch auf diese Pflegeausbildung. "Es hat mir bei der Caritas Mellrichstadt so gut gefallen, dass ich mich für die Ausbildung zum Altenpfleger entschied", so Thomas.
Die Ausbildung mache nach wie vor Spaß. "Ich stelle mich gerne den Herausforderungen, die die Arbeit mit sich bringt und lerne viel Neues", sagt der angehende Altenpfleger. Für Thomas ist auch der Austausch in der Einrichtung sehr wichtig. Der gefalle ihm in Mellrichstadt sehr gut. "Ich stehe in regem Kontakt mit Ausbildern, Kollegen und Patienten."
Auch Corona habe einen Einfluss auf seine Ausbildung. "Ich musste eine Vielzahl von Hygieneregeln lernen und in den Arbeitsalltag integrieren", sagt er. Die Schulungen dafür fanden online statt, was auch nicht immer leicht gewesen sei. In weniger als zwei Jahren ist er mit der Ausbildung fertig. "Ich bin gespannt auf die Abschlussprüfung und wie Corona die Ausbildung weiter beeinflusst", blickt er in die Zukunft.
Auch die Pflegedienstleitung ist zufrieden
Die Einstellung sowohl junger als auch älterer Azubis sei für die Einrichtung sehr wichtig, sagt Ulli Feder, Pflegedienstleiterin der Sozialstation Mellrichstadt. "In der Altenpflege sind die Altersunterschiede zwischen den Azubis keine Seltenheit und kamen schon immer vor", erklärt Feder.
Es sei auf jeden Fall eine Umstellung, wenn ein langjähriger Mitarbeiter zum Azubi wird. Die Auszubildenden bräuchten Freiräume zum Lernen und müssten sich erst wieder daran gewöhnen die Schulbank zu drücken. Die Arbeitserfahrung bietet allerdings auch Vorteile.
Thomas blühe in der Ausbildung auf und gebe immer sein Bestes. "Er ist wirklich zum Sonnenschein der Einrichtung geworden und hat immer ein Lächeln im Gesicht", sagt Feder. Junge und ältere Auszubildende ergänzten sich gut. Die erfahrenen Azubis unterstützen die Arbeitsanfänger in der Praxis. Andersherum können die Jungen beim Lernen zur Seite stehen. "Es ist beeindruckend, mit welchem Elan unsere Azubis an die Arbeit gehen", so Feder.
Trotz Corona gibt es neue Auszubildende
Dieses Jahr haben sowohl in Mellrichstadt als auch in der Sozialstation in Bad Königshofen neue Azubis die Ausbildung begonnen. Unter ihnen ist auch Kerstin Eyring, die genauso wie Thomas über WeGebAU gefördert wird.
Das Programm sei für Pflegehelfer der Einrichtung eine gute Möglichkeit sich weiterzubilden, sagt Gudrun Rathgeber, Pflegedienstleiterin der Sozialstation Bad Königshofen. Auch für Eyring sei es nicht leicht sich wieder ins Lernen einzufinden. "Die Erfahrung aus der Arbeit hilft mir dafür sehr", so die Auszubildende. Sie könne Verknüpfungen von Praxis und Theorie gut herstellen. Corona erschwere ihr das Lernen - das ständige Masketragen in der Schule sei eine zusätzliche Belastung.
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"Ich war schon immer am Pflegeberuf und der Arbeit mit anderen Menschen interessiert, deswegen habe ich mich für die Ausbildung entschieden", sagt Eyring. Ihr Ziel sei es die Ausbildung sehr gut abzuschließen und eine gute Pflegefachkraft zu werden. Und vielleicht auch so ein Sonnenschein wie Thomas.