Unter dem Berufswunsch des damals 16-jährigen Louis Herbert konnten sich dessen Eltern nicht wirklich etwas vorstellen: "Straßenwärter" wolle er werden, ließ er eines Tages im Elternhaus die Katze aus dem Sack. Im hessischen Gersfeld habe er auch bereits eine aussichtsreiche Ausbildungsstelle.
Heute ist er Innungsbester dieses Ausbildungszweigs der hessischen Straßenmeisterei "Hessen Mobil", die sich im Bereich des Bundeslandes Hessen um sämtliche Bundes-, Land- und Kreisstraßen kümmert. Der heute 19-Jährige blickt zurück auf eine höchst abwechslungsreiche und facettenreiche Ausbildungszeit. "Dass diese Ausbildung so umfangreich und kurzweilig ist, habe ich nicht gedacht", stellt Herbert fest.
Straßenwärter kontrollieren und warten Straßen, Autobahnen und Parkplätze sowie dazugehörige Grünflächen und Straßenbauwerke wie Brücken, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Beschädigte oder abgenutzte Stellen setzen sie instand. Sie säubern verschmutzte Fahrbahnen, Leitpfähle oder Verkehrsschilder und reinigen oder warten Entwässerungseinrichtungen. Zu ihren Aufgaben gehören auch das Aufstellen von Verkehrszeichen, das Ausbessern von Fahrbahnmarkierungen und das Zurückschneiden von Bäumen und Sträuchern. Sie mähen Grünstreifen, sichern Baustellen und Unfallstellen ab und führen im Winter die Räum- und Streudienste durch.
Spaß an der Arbeit mit Maschinen
Besonders der Kontakt und die Ausbildung mit den vielen Maschinen, die auf Hessens Straßen im Einsatz sind, habe Louis Herbert besonders viel Spaß gemacht. Neben einem Motorsägen-Lehrgang absolvierte der junge Oberelsbacher während der Ausbildungszeit den Lkw-Führerschein, lernte Pflastern, Mauern, Vermessung, Entwässerung, Beton- und Gerüstbau. Beschilderungslehrgänge absolvierte er gleichermaßen wie weitere verschiedene Geräte- und Maschinenlehrgänge.
"Besonders mit dem Unimog bin ich gerne unterwegs", erklärt Herbert. Im Sommer sei man mit der Kolonne unterwegs, beim Winterdienst müsse man sich als Einzelkämpfer beweisen. Trotz der 12-Stunden-Schichten habe letzteres ihm schon immer besonders viel Spaß gemacht.
Dass ein Realschulabsolvent mit relativ guten Noten wie Louis Herbert aus Bayern die Ausbildungsstelle als Straßenwärter bei "Hessen Mobil" antritt, habe sein Ausbildungsleiter damals nicht gedacht, schmunzelt Herbert. Heute erreichte er mit 92 von 100 Punkten die Bestnote der Innung. In der Berufsschule kam er auf einen Notendurchschnitt von 1,1. In der praktischen Prüfung musste gepflastert und Rasengitter gesetzt sowie nivelliert und vermessen werden. Es musste ein Baum gefällt werden. Außerdem musste an einem Lkw ein Schneepflug an- und abgebaut werden – inklusive Fahrprüfung. Im Fachgespräch der Prüfung hatte der Auszubildende über Gehölzpflege und die Arbeit mit der Motorsäge zu berichten. Von der überbetrieblichen Ausbildung in Rotenburg an der Fulda war einiges hängen geblieben.
Die einzige Nachwuchskraft aus Bayern
Louis Herbert aus Oberelsbach war die einzige Nachwuchskraft aus Bayern, die die Ausbildung absolvierte. "In nicht einmal 20 Minuten bin ich in Gersfeld", erklärt er. Obwohl auch in anderen Bundesländern viele Jobchancen warten, seien oft die im Dreiländereck angrenzenden Bundesländer für viele gefühlt sehr weit weg.
Obwohl es sich um eine äußerst facettenreiche Ausbildung mit vielen auch außerhalb des Berufs nützlichen handwerklichen Ausbildungsinhalten handelt, ist das Berufsbild des Straßenwärters jungen Leuten oft nicht so präsent. Auch in Rhön-Grabfeld in Bayern, berichtet Herbert, werden regelmäßig Straßenwärter ausgebildet, insbesondere im Kreisbauhof des Landkreises Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt und in der Straßenmeisterei des Staatlichen Bauamtes Schweinfurt in Rödelmaier.
Während seine Mutter Marion sich nicht wirklich etwas unter dem Berufsbild vorstellen konnte, war Louis Herberts Vater Peter damals sehr froh über den Weg seines Sohnes, besonders da es sich um einen handwerklichen Ausbildungsberuf handelt, mit dem man etwas anfangen könne. "Dass die Straßenmeisterei so vielseitig ist, habe ich aber nicht gedacht", stellt Peter Herbert fest und fügt an: "Das wäre letztlich auch etwas für mich gewesen."