
Der bayerische Wirtschaftsminister mag also Bananen. Woher man das weiß? Hubert Aiwanger stattete im Rahmen einer Stippvisite in Unterfranken auch dem Einkaufsladen in Wollbach einen Besuch ab, kaufte einige der gelben Früchte und informierte sich dabei umfassend aus erster Hand über den ersten "Tante Enso-Laden" in Bayern, der rund um die Uhr geöffnet hat. Sein Fazit, das nur wenig später auf Twitter zu lesen war: "Gute Lösung für Orte ohne größeren Nahversorger."
"Tante Enso" in Wollbach wurde vor zehn Monaten eröffnet. Einkaufen kann man dort von 0 bis 24 Uhr an sieben Tagen in der Woche. Aufmerksam und sehr interessiert folgte Aiwanger den Ausführungen von Regionalleiter Ole Mehrtens und Filialleiterin Regina Kesselring, die ihm den Aufbau des Ladens und das Warenangebot mit den zahlreichen regionalen Produkten vorstellten.
Wie es zur Übernahme des früheren Einkaufsmarktes Vöth in Wollbach kam
Wollbachs Bürgermeister Thomas Bruckmüller und Dietmar Müller – beide gehören dem Team an, die den Laden nach Wollbach brachten – erläuterten den Gästen, darunter auch Landrat Thomas Habermann, dessen Stellvertreter Bruno Altrichter und Hohenroths Bürgermeister Georg Straub, wie es schließlich zur Übernahme des früheren Einkaufsmarktes Vöth durch die Bremer Genossenschaft "myenso" kam.
"Der Vorlauf war schwer, da Bremen ganz weit weg ist. Dank unseres sehr kreativen Initiativteams kam unsere Bewerbung bei 'myenso' gut an", so Bruckmüller. Von den 1400 Einwohnern sind 300 Genossenschaftsmitglieder geworden und haben je 100 Euro als Anteil gezeichnet. Nur dank dieses Engagements der Dorfbewohner hat myenso in Wollbach investiert.
Regionalleiter Ole Mehrtens: "Wir wollen, dass das Dorf dahintersteht."
Wie Ole Mehrtens betonte, zeichnet deren Geschäftspolitik diese enge Verflechtung mit der Bevölkerung aus: "Wir wollen, dass das Dorf dahintersteht." So ereignen sich auch weniger Ladendiebstähle. Andererseits hören die Verantwortlichen von myenso auch auf den Ort und seine Kunden, wie Dietmar Müller anmerkte. Kundenwünsche können im Laden notiert werden. "Das ist Kundenkommunikation", kommentierte Landrat Thomas Habermann.

Für Wollbachs Bürgermeister war die Suche nach einem Lieferpartner das Hauptproblem und die größte Herausforderung. Hubert Aiwanger war davon angetan, dass auch regionale Wurst-, Fleisch- und Backwaren zum Sortiment gehören. Besonders die Angebote "Lokaler Held" und "neu reingewünscht" faszinierten ihn. Dass der Mini-Supermarkt an 29 Stunden in der Woche auch mit Verkaufspersonal besetzt ist, freute ihn. Schließlich wurden dadurch nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch Ansprechpartner für die Kunden vorgehalten. "Es gibt sicherlich Leute, die in aller Ruhe einkaufen wollen, aber auch solche, die ein Gespräch suchen."
Warum in "Tante Enso" keine Konkurrenz zu anderen Dorfläden gesehen wird
Bei der Abschlussbesprechung wurde von den Wollbacher Vertretern nochmals betont, dass "es die gute Mischung zwischen personalbesetzten und -unbesetzten Zeiten ausmache, dass wir gut dabei sind." Als größten Vorteil des Wollbacher Ladens gegenüber herkömmlichen Dorfläden sahen Minister wie Landrat und Bürgermeister die Entlastung der Bürgermeister und engagierter Bürgerinnen und Bürgern von operativen Verwaltungstätigkeiten an. In den oft genossenschaftlich organisierten Dorfläden sind die Ehrenamtlichen mit der Verantwortung für Personal, Kassensystem, Ein- und Verkauf zunehmend ge- und teils auch überfordert.

"Ich sehe in Tante Enso keine Konkurrenz zu den Dorfläden in der Umgebung", so der Landrat. Zumal sich diese häufig mit ihren integrierten Cafés zu einem Treffpunkt für die Dorfbevölkerung entwickelt hätten.
Hubert Aiwanger will Bürgerläden "pushen"
"Aus meiner Sicht erscheint mir dieses Modell sehr praktikabel und im Vergleich zu Dorfläden relativ einfach in der Umsetzung", so lautete das Fazit von Wirtschaftsminister Aiwanger. Insgesamt ist er bestrebt, das Thema "Bürgerläden" zu "pushen", kann allerdings keine finanzielle Unterstützung beim Aufbau der dörflichen Nahversorgung in Form einer "Anschubfinanzierung" gewähren.
Mit vielen Erkenntnissen, einigen Bananen, aber ohne die auch im Wollbacher Laden vergeblich von ihm gesuchten "g'scheiten Rasierern" ging es für Hubert Aiwanger zum nächsten Termin.