Das ist einmalig in Bayern: Im neuen "Tante-Enso-Laden" in Wollbach kann man rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche einkaufen. Wie funktioniert das? Und kann dort wirklich jeder und jede einkaufen, oder nur die, die Anteile an dem Laden gezeichnet haben? Wir wagten einen Selbstversuch.
Samstagnachmittag, 16 Uhr: Da steht ein hungriger und durstiger Mensch vor der verschlossenen Ladentüre neben dem Dorfplatz in Wollbach und braucht noch dringend was Nahrhaftes fürs Wochenende. Für Kunden, die außerhalb der mit Verkaufspersonal besetzten Zeiten einkaufen wollen, öffnet sich die Ladentüre mithilfe der "Tante-Enso-Karte", die man vor das blaue Kästchen neben dem Eingang halten muss.
Einkäufe selbst einscannen
Anschließend kann man nach Herzenslust auch am Samstagnachmittag oder vor und nach Mitternacht shoppen gehen. Den Einkauf bezahlt man an der "Selfcheckout-Kasse" rechts neben dem Ladenausgang. Vorher scannt man die eingekauften Waren selbst ab, legt seine "Tante-Enso-Karte" auf und schließt damit seinen Einkauf ab.
Und wie kommt man an die "Tante-Enso-Karte"? Dazu bietet das Unternehmen zum einen auf der Homepage https://www.myenso.de/content/tanteenso/standorte/wollbach die Möglichkeit, die Karte online zu beantragen. Man kann den Antrag aber auch unmittelbar mit einem im Laden vorrätigen Vordruck selbst beantragen und auch dort abgeben.
Zahlreiche Möglichkeiten
Dafür ist es auch nicht erforderlich, selbst Teilhaber bei myenso zu sein. Die Karte kann dann im Laden mit Guthaben aufgeladen und für bargeldloses Bezahlen genutzt werden. Alternativ kann mithilfe der Karte auch der Einkauf per Bankeinzug/SEPA-Lastschrift bezahlt werden.
Auch besteht die Möglichkeit, sich als Teilhaber registrieren zu lassen. Dazu können – ebenfalls über den Link – Anteile zu je 100 Euro erworben werden. Zurzeit liegen 322 Teilhabeanträge mit insgesamt 386 Anteilen vor.
Und wenn die Technik schwächelt?
Falls aus technischen Gründen die Kartenzahlung einmal nicht funktionieren sollte und man keinen Ladendiebstahl begehen will, liegt neben der Kasse eine Liste bereit, in die man seine Einkäufe handschriftlich eintragen und beim nächsten Mal beim Verkaufspersonal bezahlen kann.
Wer Berührungsängste hat, bekommt Unterstützung. Damit die Kunden sich an das Konzept von "Tante Enso" gewöhnen, ist an manchen Tagen stundenweise Personal vor Ort. Das sieben Frauen starke Verkaufsteam mit Filialleiterin Regina Kesselring zeigt den Kunden, wie bargeldlos gezahlt wird, wenn kein Personal zugegen ist.
Ein Blick in die Regale
Ein Blick in die Regale zeigt: Das Warensortiment ist erfreulich groß. 4000 Artikel warten darauf, in die Einkaufskörbe zu wandern. Es handelt sich um Produkte des täglichen Bedarfs, angefangen bei Brot und Brötchen, über frisches Obst, Gemüse, Körperpflegeartikel und Lebensmittel aller Art bis hin zu Getränken.
Und wenn ein Artikel, den man gerne kaufen möchte, nicht vorhanden ist, kann man seinen Einkaufswunsch auf einer großen Tafel - zwischen den beiden Wurst- und Fleischregalen notieren. Der Wunsch wird dann mit der nächsten Lieferung prompt erfüllt, berichtet die Filialleiterin. Ein Blick auf die Tafel zeigt: Es gibt genug Anregungen, wie man das Sortiment aufstocken kann.
Und so, wie man in den Laden hineingekommen ist, nämlich mit Karte, so kann man ihn dann auch wieder verlassen.
Überwachung durch Kameras
Furcht vor Warendiebstählen hat myenso nicht. Im gesamten Laden hängen Kameras und Bildschirme, die Dieben das Leben von vorneherein schwer machen und jeglichen Versuch verleiden. Man darf gespannt sein, wie "Tante Enso" angenommen wird. Auf jeden Fall, das zeigt der Selbstversuch, zieht schon einmal ein nostalgisches "Tante-Emma-Gefühl" im Innerort von Wollbach ein.