Der evangelische Dekanatsbezirk hat wieder einen Dekan und in der Kirchengemeinde Bad Neustadt ist die erste Pfarrstelle besetzt. Am Sonntag wurde in der Christuskirche im Rahmen eines Festgottesdienstes Karl-Uwe Rasp von Regionalbischöfin Gisela Bornowski in sein Amt als Dekan und Pfarrer eingeführt.
"Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf." Die Regionalbischöfin zitierte den Propheten Jesaja. Auch für Karl-Uwe Rasp und die Kirchengemeinden beginne Neues. Das Neue sei aufregend, mache neugierig und verleihe Energie. Gleichzeitig schwinge ob der künftigen Herausforderungen Unsicherheit mit. "Wie gut, dass Du den Rückhalt der Gemeinden und Kollegen hinter Dir hast", sagte sie zu dem Dekan. Diese würden Kraft und Zuversicht schenken, die neuen Wege zu gehen.
Veränderungen geduldig angehen
Gisela Bornowski stellte Karl-Uwe Rasp vor. Er wurde in Kitzingen geboren, ist 54 Jahre alt, verheiratet und hat drei erwachsene Söhne.2011 wurde er Dekan im mittelfränkischen Uffenheim. "Er hat das ländliche Dekanat zukunftsfähig aufgestellt und bringt Erfahrung mit den derzeitigen Veränderungsprozessen mit." Rasp gehe Änderungen geduldig an und wolle die Menschen nicht überfordern, sondern in die Abläufe integrieren. "Er will Kirche ausstrahlungsstark und sozial gestalten. Sie bekommen einen guten Dekan", wandte sie sich an die Gottesdienstbesucher. "Und Sie bekommen einen guten Mitarbeiterstab", meinte sie zum Dekan.
Abschließend dankte die Regionalbischöfin allen, die die Vakanz geschultert hätten, insbesondere dem stellvertretenden Dekan Oliver Englert. "Ich wünsche allen, dass sie den Zauber des Anfangs mitnehmen können beim Bestellen des Ackers in Bad Neustadt - Geduld, wenn etwas zwar wächst, aber noch nicht sichtbar ist und Freude, wenn etwas aufgeht", so Bornowski.
Organisation und Inspiration
"Nun sind wir da, meine Familie und ich. Im Pfarrhaus brennt wieder Licht", begann der neue Dekan seine Ansprache, nachdem er feierlich in sein Amt eingeführt wurde. Erste Treffen hätten bereits stattgefunden, unter anderem mit dem Landrat und Bad Neustädter Bürgermeister. In seiner Rede bezog er sich auf den jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber und dessen Worte "Alles wirkliche Leben ist Begegnung".
Buber unterschied zwei Arten von Beziehungen: "Ich und Du" sowie "Ich und Es". "Du-Begegnungen" würden auf Augenhöhe geschehen, mit Respekt und Achtsamkeit. "Es-Verhältnisse" seien dagegen rein sachlich, funktional und nicht personal bestimmt. Organisation und Strukturen gehören in diesen Bereich. Manche Menschen würden meinen, dass die Kirche ohne das "Es" eine bessere sei, so Karl-Uwe Rasp. Es seien jedoch beide Bereiche wichtig: die organisierende Es-Welt und die inspirierende Du-Welt.
Der Dekan stellte die Frage: "Erleben wir echte Ich-Du-Begegnungen, oder bewegen wir uns an der Oberfläche? Wie kriegen wir echtes Leben in unsere Gemeinden?" Christus sage: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen." Der Dekan forderte dazu auf, aufeinander zuzugehen, andere anzusprechen und Gott und den Menschen ohne Angst zu begegnen. Denn "alles wirkliche Leben ist Begegnung", wiederholte er das anfängliche Zitat und unterstrich damit dessen Bedeutung.
Zusammenarbeit und Kreativität
Eine stolze Zahl von elf Grußworten folgte der Amtseinführung. Diese hielten die beiden Landtagsabgeordneten Gerald Pittner und Alexandra Hiersemann, Landrat Thomas Habermann, Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner, der katholische Dekan Andreas Krefft, Superintendentin Beate Marwede aus Meiningen, Pfarrer Jochen Keßler-Rosa als Vorstand der Diakonie Schweinfurt, Landessynodale Marion Winnefeld, Barbara Böhm als Präsidentin der Dekanatssynode, Vertrauensfrau Ariane Hoch für den Kirchenvorstand und der Senior des Pfarrkapitels, Andreas Werner.
Aus den Grußworten ging hervor, dass schon das ein oder andere Kochbuch den Besitzer gewechselt hat, um die neue Heimat schmackhaft zu machen, Essenseinladungen zum besseren Kennenlernen ausgesprochen wurden, Dekan Rasp kein erfahrener Koch, aber durchaus lernwillig ist. Ein wichtiger Tenor war der Wunsch nach konstruktiver Zusammenarbeit angesichts der aktuellen schwierigen Corona-Zeit. "Es wird eine Zeit nach Corona geben", erklärte zum Beispiel der katholische Kollege Dekan Krefft, "dann sind Kreativität und Menschen gefragt, die neue Wege gehen. Ich wünsche mir, dass wir so manchen Weg gemeinsam gehen. Ökumene ist mir sehr wichtig".
Die Landtagsabgeordnete Alexandra Hiersemann aus Erlangen kennt den Dekan von Uffenheim her. Sie machte die hiesigen Kommunalpolitiker darauf aufmerksam, dass Karl-Uwe Rasp ein fairer, aber beharrlicher Verhandlungspartner sei, wenn es um die Anliegen seiner Gemeinden gehe. Vertrauensfrau Ariane Hoch stellte heraus, dass Rasp im Gegensatz zu seinen Vorgängern bereits Dekans-Erfahrung mit sich bringt.
Das sei wichtig angesichts der kommenden großen Aufgaben, wie der Erweiterung des Kindergartens oder des Umbaus des alten Gemeindehauses in ein Jugendhaus.Auch für Andreas Werner ist der Dekan kein Unbekannter, sie lernten sich bereits in der Schulzeit kennen. "Wir wollen Dir ein fürsorgliches Pfarrkapitel sein", versprach er. An seinem Geschenk für den Dekan war zur Deko eine Frühlingszwiebel befestigt. Damit könne ja das Kochen beginnen, so Werner lächelnd.