Das Thermometer pendelt um den Gefrierpunkt, Schneeflocken tanzen in der feuchtkalten Luft, die durch immer wieder aufkommenden Wind noch unangenehmer wirkt. Kein Wetter, bei dem sich die meisten gerne draußen aufhalten und schon gar nicht, um zu arbeiten. In der Dorfmitte von Aubstadt herrscht auch in diesen Dezembertagen reger Betrieb. Die im Juni gestartete Kanalsanierung ist in vollem Gange, ein Baggerfahrer lässt ein Stück Kanalrohr in das Loch nieder, das die gesamte Hauptstraße in ihrer Breite einnimmt und wo es von einem Beschäftigten in oranger Schutzkleidung platziert wird. Bis kommenden August werden die Arbeiten noch dauern, schätzt der für den Straßenbau zuständige Bauleiter Stefan Malinka vom Ingenieurbüro Peter Gemmer.
Aufwendiges Trennsystem im Kanalbau
In Aubstadt wird nämlich das noch wenig angewandte Trennsystem verwirklicht, das ungleich aufwendiger als die übliche Abwasserentsorgung ist. Wie der Name schon erahnen lässt, wird im Trennsystem nur echtes Schmutzwasser der Kläranlage zugeführt, während das relativ saubere Oberflächen- und Dachwasser in einen zweiten Kanal geleitet wird. Zudem mussten in der Dorfmitte die Rohre deutlich größer dimensioniert werden, um vor künftigen Überschwemmungen nach Starkregen gewappnet zu sein. "2018 hatte sich das Wasser dreimal gestaut", erinnert sich Bürgermeister Burkhard Wachenbrönner beim allwöchentlichen Treffen mit Bauleuten der in der Arbeitsgemeinschaft Aubstadt zusammengefassten Firmen SST Straßen- und Tiefbau aus Salz (Straßenbau) und Streck-Eisenmann (Kanalbau) aus Mellrichstadt.
Auch in anderer Hinsicht sieht er das viele Geld, das in Form von Rohren in die Erde versenkt wird, als Investition in die Zukunft an. Zum Beispiel bei der künftigen Klärschlamm-Entsorgung. Ein möglichst geringer Fremdwasseranteil, wie er durch das Trennsystem möglich wird, wird Geld sparen helfen.
Bevölkerung übt sich angesichts der Bauarbeiten in Geduld
Wachenbrönner ist froh, dass die Bevölkerung so gut mitzieht. "Wenn um 7 Uhr der Baulärm losgeht, dann ist das für die Anwohner schon eine Belastung", sagt der Bürgermeister im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Menschen werden noch mehr Geduld aufbringen müssen, denn bis alles fertig ist, wird es wohl 2023 werden. Gut 2,5 Millionen Euro sind allein für die Kanalarbeiten vorgesehen, 900 000 Euro an Förderung sind zugesagt. Vielleicht hebt es ja die Laune der Bevölkerung, dass für die gleichzeitig laufende Dorferneuerung nach Wegfall der Straßenausbaubeitragssatzung keine Zahlungen mehr anstehen. Gut zwei Millionen Euro sollen hier zusätzlich in den Innenort der rund 700 Einwohner zählenden Gemeinde investiert werden, wobei es nur 500 000 Euro an Zuwendungen staatlicherseits gibt.
Dafür erhält Aubstadt dann auch eine schmucke Dorfmitte mit viel Pflasterflächen und einem neu gestalteten Dorfplatz. Auch die Fläche rund um das Kriegerdenkmal wird verändert. Ein Buswartehäuschen, frisch bepflanze Grünflächen und ein Parkplatz runden die baulichen Maßnahmen ab. Der Stellplatz, auf dem derzeit noch Baumaterial gelagert wird, ist im Vorgriff auf die geplante Wiederbelebung der Gaststätte Fränkischer Hof erstellt worden. Demnächst wollen Mitarbeiter der Regierung von Unterfranken in dieser Sache zu einem Ortstermin nach Aubstadt kommen.
Baustofflager hat man auch anderweitig angelegt, um angesichts der auftretenden Lieferschwierigkeiten Granit- und Betonsteine vorzuhalten, wenn sie gebraucht werden. Vor allem bei Granit sind im Sommer die Preise geradezu explodiert. Und natürlich ist man auch vorbereitet, wenn das Förderverfahren nach der neuen Bayerischen Gigabitrichtlinie auch für Aubstadt verwirklicht wird. Leerohre jedenfalls sind schon verlegt worden.