Ungewöhnlich gut besucht war das Sportheim von Aubstadt - was verständlich war, sollte doch bei der dort stattfindenden Bürgerversammlung die Rede auf das Millionen-Projekt Dorferneuerung und Kanalsanierung kommen. Intensive Wortwechsel waren angesichts der hohen Beträge und der Furcht vor eigenen Belastungen zu erwarten. Doch am Ende blieb eine Diskussion nahezu aus.
Zunächst stattete aber Bürgermeister Burkhard Wachenbrönner seinen Bericht ab. Einerseits sieht er Anzeichen, die eine Rückentwicklung des ländlichen Raums signalisieren, wie sinkende Einwohnerzahlen - obwohl im Vorjahr die Tendenz gestoppt worden ist - und Benachteiligung bei der Infrastruktur. Andererseits verwies das Ortsoberhaupt auf ein reges Vereinsleben und viele ehrenamtliche Aktivitäten, die auf ein gesundes Sozialwesen deuten.
Gastwirtschaft wiederbeleben
Den weniger erfreulichen Entwicklungen will er nicht tatenlos zusehen, sondern er will mit der Agenda 2030 die Gemeinde attraktiver machen. Dazu soll beispielsweise eine frühere Gastwirtschaft wiederbelebt und Bauland auch im Innenort geschaffen werden. Dazu wird ein Gehöft aufgekauft, das durch einen Neubau mit mehreren Wohneinheiten ersetzt werden soll. Gebündelt werden die verschiedenen Aktivitäten in der Grabfeld-Allianz, die schon eine ganze Reihe von Initiativen zur Stärkung des ländlichen Raums ins Leben gerufen habe.
Aubstadt kann seine Vorhaben auf einer gesunden finanziellen Basis angehen, war Wachenbrönners Ausführungen zu den Haushaltszahlen zu entnehmen. Im Jahr 2018 waren die ohnehin schon üppigen Einnahmen aus der Gewerbesteuer sogar auf einen Rekordwert gestiegen. Dieser Umstand habe jedoch den Nachteil, dass Aubstadt als einzige Gemeinde im Landkreis keine Schlüsselzuweisungen erhalte.
Investitionen steigen
Der Gesamthaushalt lag 2018 bei 2,8 Millionen Euro und wird die nächsten Jahre durch die geplante Investitionen bald doppelt so hoch sein, kündigte der Bürgermeister an. Der Kanalbau, für den fast 1,5 Millionen Euro einkalkuliert sind, wird Schwerpunkt der Investitionen sein. Jedoch verfügt die Gemeinde über eine Rücklage von zwei Millionen Euro, sie ist schuldenfrei und kann die Vorhaben ohne Aufnahme von Krediten umsetzen, fasste Wachenbrönner zusammen.
Zu den Investitionsvorhaben zählt auch der geplante Radweg im Milzgrund, für den bereits eine landschaftspflegerischer Begleituntersuchung und die planerischen Leistungen vergeben worden sind. Das Vorhaben werde zu etwa 80 Prozent vom Land Bayern finanziert, die Gemeinden Höchheim, Saal und Aubstadt, so Wachenbrönner, kommen zu gleichen Teilen für den Rest auf. Genau sei die Lage des Weges noch nicht bestimmt, bis zur Umsetzung werde auch noch einige Zeit vergehen.
"Blaues Band" für den Dorfgraben
Das Planungsbüro Peter Gemmer berichtete anschließend über den Stand der Dorferneuerung, während Michael Mock die Pläne für die Oberflächengestaltung rund um die Dorfstraße vorstellte. Dazu erläuterte er die Grundzüge des Vorhabens, das sich vor allem um die Ortsmitte mit seiner breiten Ortsachse ab der Weth bis zum Kriegerdenkmal abspielt. Der Dorfgraben bleibt demnach verrohrt, aber er könnte als "blaues Band" mit einem Pflaster oder zum Beispiel auch einem fluoreszierender Betonstreifen symbolisch dargestellt werden. Die Planung sieht außerdem zusätzliche Grünflächen und Parkplätze vor. Die abknickende Kreisstraße in der Ortsmitte soll als Dorfplatz angelegt werden, der einen Schwerpunkt der Umgestaltung bilden soll, für den aber noch mehrere Varianten im Gespräch sind. Die Kreisstraße wird schmaler gemacht.
Finanzierung über Gebühren
Das heiklere Thema des Gesamtprojekts ist jedoch die Erneuerung der Kanalisation. Betroffen ist nicht nur die Durchgangsstraße sondern weitere Nebenbereiche. Die Kosten sollen über die Gebühren wieder hereingeholt werden, erinnerte Wachenbrönner an einen Beschluss des Gemeinderats. Momentan liegen die Gebühren nach seinen Worten auf dem niedrigstem Niveau im Landkreis. Bei einer Abschreibung von 30 Jahren und einem Kostenrahmen von etwa zwei Millionen Euro erwarte er einen Anstieg in einen mittleren Bereich.
Die Worte klangen offensichtlich beruhigend, da sich die Teilnehmer mit der Auskunft zufrieden gaben und sich nur nach der technischen Ausführung erkundigten. Das Ortsoberhaupt schloss die Bürgerversammlung mit der Ankündigung, dass es zu dem Themenkomplex bald eine weitere Infoveranstaltung geben wird.