Wenn die Bagger demnächst anrücken, um die ehemalige Kreisklinik dem Erdboden gleich zu machen, wird das wohl weit weniger für Aufmerksamkeit sorgen, als der Abriss des alten Krankenhauses. Die Allermeisten werden froh sein, wenn der "Schandfleck", wie das Gebäude schon häufig tituliert wurde, endlich weg ist. Ungern erinnert man sich etwa daran, dass hier Patientenkarteien achtlos herumlagen. Noch heute ist dort medizinisches Gerät zu finden, das jetzt als Sondermüll entsorgt werden muss.
Das Krankenhaus wurde in den Jahren 1963 bis 1966 erbaut
Erbaut worden war das Krankenhaus mit 117 Betten zwischen 1963 und 1966. Nach der Schließung der Klinik im Jahre 2003 erwarb Dr. Franz Pullmann das gesamte Areal vom Landkreis und eröffnete zwei Jahre später dort eine Praxis samt Notfallambulanz. Wiederum sechs Jahre später zog der Arzt wieder aus und praktizierte wieder in Sulzfeld. Seit 2011 steht der gesamte Komplex leer und verwahrloste zusehends. Kaufinteressenten gab es zwar mehrere, unter anderem einen Investor, der auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015 dort eine Unterkunft einrichten wollte. Realisiert wurde nichts, bis eben die Stadt im Dezember 2017 alles erworben hat, um dort Platz zu schaffen für den Neubau der Finanzamt-Außenstelle Nürnberg-Süd.
Sogar eine gewisse überregionale Bekanntheit erlangte das Krankenhaus. Zumindest bei Fotografen, die so genannte "lost places", also verlassene Plätze aufsuchen, um hier mehr oder minder spektakuläre Aufnahmen zu machen, die dann im Internet gezeigt werden. Sogar ein Horror-Film wurde hier gedreht.
Wann genau der Abriss durch die Firma Leinweber aus dem hessischen Künzell beginnen wird, kann der Bad Königshöfer Diplom-Ingenieur Christian Leicht, der die Arbeiten begleiten wird, noch nicht sagen. Geplant ist Ende November. Derzeit gehe es noch darum, eine Statik zu erstellen, damit sichergestellt ist, dass bei einem Teilabriss der Rest stehenbleibt und nicht unkontrolliert zusammenbricht.
Auch Asbest, teerhaltige Baustoffe und Mineralfasern müssen entsorgt werden
Auch noch geklärt werden müssen mit dem Landratsamt Rhön-Grabfeld die Entsorgungswege von asbesthaltigen Stoffen, wie sie etwa in der Dachdämmung oder Platten hinter den Heizkörpern vorkommen. Auch teerhaltige Baustoffe und Materialien, die künstliche Mineralfaser enthalten, müssen auf spezielle Deponien gebracht werden. Ganz abgesehen von den noch vor Ort befindlichen Röntgengeräten. Hier muss der gesamte Bereich gesondert behandelt werden. "Sogar die Türen sind belastet", sagt Ingenieur Leicht, für den das Schadstoffgutachen allerdings keine bösen Überraschungen enthält. Das seien Stoffe, wie sie beim Bau in den 60er-Jahren eben verwendet wurden.
Besondere Sorgfalt gilt es tief im Erdreich walten zu lassen. So müssen die Wasser- und Abwasserrohre nach der Trennung von der Leitung verschlossen werden, um zu verhindern, dass hier noch Wasser ins Erdreich eindringt. Schließlich liegt das Gelände im Heilwasser-Einzugsgebiet. Um hier kein Risiko einer Verschmutzung beim Abriss einzugehen, bleibt der zweite Tiefkeller erhalten. Dort steht das Grundwasser derzeit rund 60 bis 70 Zentimeter hoch. Nachdem das Wasser abgepumpt ist, soll der Keller auf einer Höhe von 1,30 Metern mit Naturmaterial aufgefüllt werden. Das kann Schotter aus dem Steinbruch sein, aber auf keinen Fall recyceltes Material.
Der Keller darf nicht aufschwimmen
Die Verfüllung wird notwendig, um ein "Aufschwimmen" der Kellerfläche zu verhindern, die sich unter dem gesamten Gebäude erstreckt. Nimmt man die Last weg, könnte das nämlich zur Folge haben, dass sich Teile des Kellers heben und das dort stehende Wasser unkontrolliert abfließt, was wiederum zu Beeinträchtigung des Heilwassers führen könnte. Das sind alles Maßnahmen, wie sie ähnlich auch schon beim Bau der nebenan gelegenen Sparkasse getroffen wurden.
Bevor aber die Bagger tatsächlich anrücken, wird es im Inneren des ehemaligen Krankenhauses erst wochenlang jede Menge zu tun geben. Das geht beim Ausräumen der noch verblieben Geräte und Möbelstücke los und endet mit der völligen Entkernung des Gebäudes mit der Trennung von Holz, Glas und anderen Stoffen. Gut 12 000 Kubikmeter Schutt werden anfallen, zwischen vier und fünf Monate wird für die Abrisszeit angenommen.