Für das ehemalige Kreiskrankenhaus in Bad Königshofen, das ein Bauunternehmer erwerben und in eine Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 200 Flüchtlinge umfunktionieren möchte (wir berichteten), gibt es einen weiteren Kaufinteressenten: Bereits seit Frühjahr dieses Jahres verhandelt die Eigentümerfamilie Pullmann mit einem Investor aus Thüringen. Er möchte den seit vielen Jahren leer stehenden Gebäudekomplex in der Sparkassenstraße abreißen und an gleicher Stelle ein Wohn- und Geschäftshaus errichten.
Alfred Fey, freiberuflicher Projektentwickler aus dem hessischen Bad Hersfeld, informierte vor wenigen Tagen in Abstimmung mit dem Investor, der namentlich noch nicht genannt werden möchte, die Redaktion über den Stand der Verhandlungen – und wie es überhaupt dazu gekommen ist. Demnach sei er bei einer Fahrt nach Bad Rodach im März zufällig auf die leer stehende Immobilie in Bad Königshofen aufmerksam geworden. „Nach mehreren Gesprächen mit dem Bürgermeister und dem Eigentümer gab es dann die ersten direkten Verkaufsverhandlungen“, erzählt Fey. Man habe sich schnell angenähert, was den Kaufpreis angeht. „Im Oktober haben wir dann zusammen mit einem Architekten dem Bürgermeister und dem Stadtrat unser Projekt erläutert.“
Anschließend seien die Kaufverträge vorbereitet und die Vertragsentwürfe an die Familie Pullmann weitergegeben worden. „Geplant war, dass wir noch im Dezember zum Notar gehen.“
Thema im Stadtrat
Dass daraus nun so schnell nichts wird, liegt am Kaufinteresse eines erst vor wenigen Wochen aufgetauchten weiteren Investors, einem Bauunternehmer aus Brendlorenzen, der das ehemalige Kreiskrankenhaus kaufen und zu einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber umbauen möchte. Das Projekt wird an diesem Donnerstag Thema im Stadtrat sein, der sich mit einem entsprechenden Antrag auf Umnutzung des Gebäudes befassen wird. „Wir wissen mittlerweile, dass der Mitbewerber einen höheren Kaufpreis geboten hat als wir“, so Fey.
Konkrete Zahlen will der Projektentwickler aus dem Hessischen nicht nennen, deutet aber an, dass die Differenz zwischen beiden Angeboten in etwa der Höhe der Abrisskosten entsprechen könnte. „Das letzte Wort ist da aber noch nicht gesprochen“, betont er. Man werde weiter in Kontakt mit der Familie Pullmann bleiben und beobachten, wie sich das Verfahren um die Flüchtlingsunterkunft entwickelt. Er gehe davon aus, dass erst Anfang kommenden Jahres klar sein wird, ob das ehemalige Kreiskrankenhaus überhaupt als Bleibe für Asylanten in Frage kommt oder nicht.
Die Eigentümer des ehemaligen Kreiskrankenhauses bestätigten am Montag auf Nachfrage der Redaktion die Aussagen von Alfred Frey. „Ja, es gibt derzeit zwei Kaufinteressenten“, so Karin Pullmann. Sollte der bereits im März aufgetretene Kaufinteressent den gleichen Kaufpreis bieten wie der zweite, werde er den Zuschlag erhalten. „Diese Zusage haben wir gemacht.“ Mehr wolle sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu den laufenden Verhandlungen sagen, so Pullmann.
Dass der Bad Königshöfer Bürgermeister Thomas Helbling eine Flüchtlingsunterkunft mit bis zu 200 Bewohnern in der alten Kreisklinik für problematisch hält, hat er mehrfach öffentlich geäußert. Es sei aber die freie Entscheidung der Eigentümerfamilie, an wen sie den Gebäudekomplex verkauft. Dass er anstelle des Kreiskrankenhauses lieber ein neues Wohn- und Geschäftshaus sehen würde, daraus macht der Rathauschef keinen Hehl. „Das würde aus städtebaulicher Sicht dort sehr gut hinpassen und sich auf die weitere Entwicklung der Stadt positiv auswirken“, ist der Rathauschef überzeugt.
Der Stadtrat und stellvertretende Vorsitzende der Bad Königshöfer Werbegemeinschaft, Herbert Häcker, sieht das genauso. Er war bei der Vorstellung des Projekts im Rathaus dabei und ist überzeugt davon, dass es zur Belebung der Innenstadt beitragen und keine Konkurrenz zu den dort ansässigen Gewerbetreibenden darstellen würde. „Für unsere Stadt wäre es ganz wichtig, dass so etwas in der Innenstadt realisiert wird“, sagt Häcker. Er könne zwar nicht für alle Mitglieder der Werbegemeinschaft sprechen, wisse aber, dass auch die Vorsitzende Carmen Lang hinter dem Konzept des Investors aus Thüringen steht.
Das Vorhaben
Laut Projektentwickler Alfred Fey würde der Investor aus Thüringen zwischen 13 und 18 Millionen Euro in den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses investieren, das er anstelle des ehemaligen Bad Königshöfer Kreiskrankenhauses errichten möchte. Auf dem 10 000 Quadratmeter großen Grundstück in zentraler Innenstadtlage sollen Wohnungen und Büros mit einer Gesamtfläche von mindestens 4000 Quadratmetern Gesamtfläche sowie eine ganze Reihe an Geschäften entstehen, eventuell auch eine Tiefgarage. Wirtschaftsberechnungen hätten nach Aussage von Alfred Fey die Rentabilität des Projekts bestätigt. AK
Auch das wäre einmal zu hinterfragen.Will hier vielleicht jemand hohen Gewinn erzielen.