Die Suchmaschine Ecosia, die Stadtwerke München oder auch der Outdoor-Anbieter Vaude: Viele bekannte Namen finden sich auf der Liste der Betriebe und Organisationen, die nach den Prinzipien der Gemeinwohlökonomie (GWÖ) – sie stellt Faktoren wie Menschenwürde, ökologische Verantwortung, Solidarität und Nachhaltigkeit vor den monetären Gewinn einer Organisation – zertifiziert sind. Seit November 2022 gehört auch der Eine-Welt-Laden in Bad Neustadt dazu, als einziges von rund 800 Geschäften seiner Art in ganz Deutschland.
"Wir sind stolz, vielmehr sehen wir uns aber als Pionier der Gemeinwohlökonomie im Fairen Handel. Das Wichtigste, was wir auf dem Weg zur Zertifizierung gelernt haben: uns selbst und unsere Arbeit zu hinterfragen", sagt Norbert Dietzel, Sprecher des Vereins "Aktion Eine Welt e.V. Bad Neustadt", der den Eine-Welt-Laden betreibt. Bad Neustadt darf sich übrigens seit 2015 "Fairtrade-Stadt" nennen und der Landkreis Rhön-Grabfeld ist auf dem Weg, ein "Fairtrade-Landkreis" zu werden.
Was Gemeinwohlökonomie für Bad Neustadt bedeutet
Was der Begriff "Gemeinwohlökonomie" in der Praxis bedeutet, zeigt sich schon im Schaufenster des Eine-Welt-Ladens in der Innenstadt von Bad Neustadt. Dort wird umfassend über die Arbeit des Vereins informiert. Bunte Zeichnungen von Schülerinnen und Schülern der Grundschule Herschfeld und dem Kunstverein Bad Neustadt finden sich ebenfalls dort. Ein Fairtrade-Quiz regt dazu an, lieber alte Spielsachen "upzucyceln" statt neue zu kaufen. Und es gibt eine fair hergestellte Stoffpuppe mit farbiger Haut.
Transparenz, gesellschaftliches Engagement, Nachhaltigkeit, Bildungsarbeit und der faire Umgang mit allen Menschen im Sinne ihrer Menschenwürde sind Beispiele für die Grundsätze in der Gemeinwohlökonomie. Diese Prinzipien lebe das Team des Eine-Welt-Ladens – alle 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ehrenamtlich tätig – auch im Umgang mit den Kundinnen und Kunden, so Dietzel.
Jemandem etwas "andrehen", was ihn oder sie eigentlich gar nicht überzeugt? "Ich beobachte viel. Wenn ich am Gesichtsausdruck sehe, dass ein Schal oder ein Kunsthandwerk dem Kunden eigentlich gar nicht gefällt, sage ich ihm ehrlich: 'Ich glaube, das ist nichts für Sie'", erklärt Norbert Dietzel.
Neid ist Norbert Dietzel und seinen Mitstreitern fremd
Dietzel und seine Mitstreiter würden auch nie konkurrierenden Geschäften wie dem Naturkostladen neben dem Eine-Welt-Laden ihren Umsatz neiden, wenn jemand dort und nicht im Eine-Welt-Laden etwa Bananen gekauft hat. Eher würden sie der Pächterin einen Cappuccino vorbei bringen und so den Kontakt mit ihr pflegen, schildert der Sprecher.
Den Begriff "Konkurrenz" verwenden gemeinwohlorientierte Organisationen ohnehin nicht. Lieber spricht Dietzel von "Mitunternehmen". Geld wird in der Gemeinwohlökonomie als Mittel zum Zweck, nicht aber als Selbstzweck angesehen. "Der Eine-Welt-Laden schreibt schwarze Zahlen und trägt sich finanziell selbst. Wir müssen Miete, Nebenkosten und anderes zahlen, unseren Gewinn spenden wir. Jedes Gemeinwohl-Unternehmen erwirtschaftet Gewinn. Aber es geht eben nicht in der Hauptsache um den Profit", erläutert der 68-Jährige.
Vorbereitung auf die Zertifizierung dauerte neun Monate
Rund neun Monate lang bereiteten sieben Personen aus dem ehrenamtlichen Team des Eine-Welt-Ladens die GWÖ-Zertifizierung vor, für die sich Privatpersonen und Organisationen bewerben können. Josef Mikus, Mitglied des Eine-Welt-Vereins Bad Neustadt und ausgebildeter Gemeinwohl-Berater, unterstützte die Engagierten dabei.
Dass der Eine-Welt-Laden Bad Neustadt nun als einziger in Deutschland nach der Überprüfung durch eine Auditorin die Zertifizierung für Gemeinwohlökonomie erhalten hat, ist laut Dietzel das Ergebnis harter Arbeit und aufwändiger Selbstreflexion.
Dabei spielten laut Dietzel Fragen wie "Wie gehen wir unseren Finanzen, mit uns selbst und den Menschen in unserem Umfeld um?", "Wie ökologisch sind wir selbst und unser Laden?" oder auch "Wie genau befassen wir uns damit, was unsere Kunden sich wünschen und von uns denken?" eine Rolle. Nach der GWÖ-Matrix können Organisationen für alle insgesamt 20 Kriterien maximal 1000 Punkte erhalten.
Der Eine-Welt-Laden Bad Neustadt erreichte 569 Punkte, bei der Erstzertifizierung hat laut Norbert Dietzel bisher noch kein Unternehmen mehr als 690 Punkte erzielt. Dietzel möchte auch andere motivieren. "Uns ist wichtig, die Idee der Gemeinwohlökonomie vor Ort zu verbreiten und voranzubringen. Jedes Unternehmen kann diesen Weg der Gemeinwohl-Ökonomie gehen. Wir sehen die Zertifizierung als Antrieb, noch mehr für die Gesellschaft zu tun", fasst Dietzel zusammen.
Das dient nicht gerade der Sache!
Offenbar kostet diese Zertifizierung eine vierstellige Summe und weitere laufende Kosten. Gerade bei einem kleinen "Eine-Welt-Laden" frage ich mich ob das nötig ist? Das Geld hätte man lieber denjenigen zukommen lassen, deren Produkte man verkauft!
Wer in "Eine-Welt-Läden" einkaufen geht der braucht kein Siegel für Gemeinwohlökonomie!
Das Konzept der "Eine-Welt-Läden" spricht für sich für die gute Sache und in allen Läden in denen ich bisher gewesen bin wird die auch gelebt - ohne unnötig Geld auszugeben für eine Sache auf die man verzichten kann!