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Rödelmaier
Abschied der Karmelitinnen aus Rödelmaier markiert das Ende einer Ära. Bischof Franz Jung würdigte den historischen Moment
Rödelmaier verabschiedet sich von einem spirituellen Zentrum. Die Schwestern des Klosters Regina Pacis ziehen weiter, begleitet von emotionalen Dankesworten.
Schwester Elisabeth ist mit 91 Jahren die älteste Schwester im Karmel Rödelmaier. Auch sie verewigte sich im Goldenen Buch.
Foto: Hanns Friedrich | Schwester Elisabeth ist mit 91 Jahren die älteste Schwester im Karmel Rödelmaier. Auch sie verewigte sich im Goldenen Buch.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 26.11.2024 18:00 Uhr

Seit fast 100 Jahren leben im einstigen Schloss von Rödelmaier Karmelitinnen. Im Laufe der Jahre sind sie ein fester Bestandteil von Rödelmaier geworden. Nun geben sie das Kloster auf. Am Sonntag verabschiedete Bischf Franz Jung die Karmelitinnen im Rahmen eines Gottesdienstes in der Kirche von Rödelmaier. 

Den Entschluss, das Kloster aufzugeben, bezeichnete der Bischof als einen tiefen Einschnitt für die Menschen in Rödelmaier, das Bistum, aber auch für die Karmelitinnen. Jung erinnert daran, dass der Karmel ein Anziehungspunkt für viele Menschen in Rhön und Grabfeld war. Mit der Hostienbäckerei haben die Schwestern über Jahrzehnte die Pfarreien versorgt. Er dankte für die geistliche Präsenz in Rödelmaier. "Wir werden Sie vermissen."

Schwester Ancilla trug sich als erste in das Goldene Buch der Gemeinde Rödelmaier ein. Darum hatte Bürgermeister Michael Pöhnlein (rechts) gebeten.
Foto: Hanns Friedrich | Schwester Ancilla trug sich als erste in das Goldene Buch der Gemeinde Rödelmaier ein. Darum hatte Bürgermeister Michael Pöhnlein (rechts) gebeten.

Der Bischof zitierte die Heilige Teresa, die den Zwischenzustand zwischen Abschied und Neubeginn und der Vertrautheit mit dem Alten und der Fremdheit des Neuen als ein "Hängen in der Luft" beschreibt. Das könne man auch mit dem Weggang und Neubeginn der Schwestern im Karmel Rödelmaier vergleichen.

In der Pfarrkirche von Rödelmaier feierte Diözesanbischof Franz Jung einen Pontifikalgottesdienst zum Abschied der Schwestern. Dort begrüßte ihn Pfarrer Thomas Keßler
Foto: Hanns Friedrich | In der Pfarrkirche von Rödelmaier feierte Diözesanbischof Franz Jung einen Pontifikalgottesdienst zum Abschied der Schwestern. Dort begrüßte ihn Pfarrer Thomas Keßler

Kindheitserinnerungen von Pfarrer Thomas Keßler

Pfarrer Thomas Keßler, ein gebürtiger Bad Neustädter, erinnerte an die 1960er Jahre, als Schwestern vom Karmel Rödelmaier am Marktplatz Gemüsekörbe aus einem alten Bus ausluden, um es zu verkaufen. Auf die Frage an seine Mutter, wer das denn sei, bekam er die Antwort: "Das sind die Karmelitinnen von Rödelmaier. Ein paar von denen dürfen raus."

Seitdem habe sich vieles verändert. Nun begegne man sich offen und so verabschiede man die Schwestern auch im gemeinsamen Gottesdienst und im Schützenhaus. Über all die Jahre haben die Schwestern die Gemeinde in ihr klösterliches Leben mit hineingenommen. "Wir durften rein." Es sei eine echte Weggemeinschaft im Glauben gewesen." Dank sagte der Pfarrer auch im Namen von Pfarrer Bernold Rauch, der Hausgeistlicher war.

Priorin Schwester Ancilla dankte für die Gemeinschaft in Rödelmaier
Foto: Hanns Friedrich | Priorin Schwester Ancilla dankte für die Gemeinschaft in Rödelmaier

Abschied im Schützenhaus von Rödelmaier

Nur einfach danken wollte Priorin Schwester Ancilla für den schönen Gottesdienst und die gewachsene Gemeinschaft der vergangenen Jahrzehnte. Sie ging auf das "glückliche Geben und Nehmen" ein. Genau das sei es gewesen und so sollte es auch weiter gehen in Rödelmaier. Mit der Gemeinde und den Gästen ging es dann zum Schützhaus, voran die Musikkapelle Rödelmaier, gefolgt von Fahnenabordnungen, Bischof, Geistlichkeit und den Schwestern. Vor der Halle gab's noch ein Ständchen mit dem Frankenlied.

Mit einem Lied ließen die Schwestern des Karmel Rödelmaier die vergangenen 98 Jahre Revue passieren.
Foto: Hanns Friedrich | Mit einem Lied ließen die Schwestern des Karmel Rödelmaier die vergangenen 98 Jahre Revue passieren.

Bürgermeister Michael Pöhnlein erinnerte daran, dass das Kloster Regina Pacis 98 Jahre lang für Rödelmaier und darüber hinaus ein spiritueller Mittelpunkt war. "Wir waren das Dorf, in dem die Schwestern eines ganz strengen Ordens lebten." Die Anfänge seien von großer Einfachheit geprägt gewesen. Nach der Renovierung des Klosters sei das ehemalige Schloss prägend für den Ortskern, und der historische Garten wurde als Park für die Gemeinde nutzbar. Unter anderem für Kinder und Senioren.

Räumlich getrennt und trotzdem verbunden sei man in der Hauskapelle gewesen. Für notwendige Erweiterungen, zum Beispiel am Friedhof, waren die Schwestern aufgeschlossen. Als Bürgermeister sagte Michael Pöhnlein dank für das segensreiche Wirken der vergangenen 98 Jahre. Danach bat er die Schwestern, Ehrengäste und Bürger um einen Eintrag ins Goldene Buch.

Helmut Hornung dankte den Schwestern im Namen von Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat für das gute Miteinander mit dem Karmel Regina Pacis. Der Gesangverein beendete den Nachmittag mit Liedbeträgen und dem Rödelmaierer Lied.
Foto: Hanns Friedrich | Helmut Hornung dankte den Schwestern im Namen von Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat für das gute Miteinander mit dem Karmel Regina Pacis.

Auch Landrat Thomas Habermann erinnerte an die Anfangszeit der Schwestern in Rödelmaier und den Gemüseverkauf am Marktplatz Bad Neustadt. 98 Jahre seien sie in Rödelmaier gewesen, nun ziehen sie weiter. "So ist es eben im Leben, man muss loslassen und dankbar sein." Im Namen des Landkreises dankte Thomas Habermann den Schwestern für ihr Wirken, vor allem aber für ihr Gebet. Auch persönlich habe es gute Kontakte gegeben. "Wir haben wirklich alles versucht, die Schwestern zu überzeugen, dass sie da bleiben." Das sei gescheitert. "Wir lassen nun los und wünschen eine neue, gute spirituelle Gemeinschaft."

Die Kindergartenkinder hatten für die Schwestern zum Abschied ein besonderes Lied einstudiert
Foto: Hanns Friedrich | Die Kindergartenkinder hatten für die Schwestern zum Abschied ein besonderes Lied einstudiert

Beim Empfang verabschiedeten sich die Kindergartenkinder, der Gesangverein und auch die Schwestern mit einem Lied. Danach gab es Geschenke und Grußworte der Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderates. Helmut Hornung stellte das Zusammengehörigkeitsgefühl heraus. 

In der Pfarrkirche von Rödelmaier feierte Diözesanbischof Franz Jung einen Pontifikalgottesdienst zum Abschied der Schwestern.
Foto: Hanns Friedrich | In der Pfarrkirche von Rödelmaier feierte Diözesanbischof Franz Jung einen Pontifikalgottesdienst zum Abschied der Schwestern.
 
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