„Kaffee Knutsch“, „Milchbar“, „Oase“ und zuletzt „Kurcafé“. Sicherlich können sich ältere Bad Neustädter an diese Bezeichnungen und vielleicht auch an eigene Erlebnisse in dem Haus im Kurviertel erinnern. Schließlich war es viele Jahre lang ein Tanzcafé, das auch von der einheimischen Bevölkerung gerne besucht wurde.
Abrissbagger ist schon da
Noch steht es an der Wandelhalle in Bad Neuhaus, aber es hat schon bessere Tage gesehen. Innen wurde es bereits entkernt. Demnächst rückt der Abrissbagger an und beseitigt auch die Außenmauern. Bald wird das Haus verschwunden und damit ein Stück altes Bad Neuhaus Vergangenheit sein. Auch das Kurviertel muss sich dem Wandel der Zeit unterwerfen.
Zur Zeit ist der Bagger noch dabei, das Grundstück, auf dem die Kurpension „Haus Eisen“ stand, zu planieren. Dieses Gebäude wurde in der vergangenen Woche abgerissen. Es ist mit dem Kurcafé eines von fünf Häusern, das vom Besitzer, dem Rhönklinikum, momentan zurückgebaut wird, wie es im offiziellen Sprachgebrauch heißt. Abreißen oder Abbrechen nennen es die Leute Bad Neuhaus.
Friseusalon verschwindet
Außer dem Haus Eisen, das in den 60er Jahren als Kurpension gebaut wurde und vom Besitzer bis vor einigen Jahren noch betrieben wurde, wird die Abrissbirne das Kurcafé, das schon in den 50er Jahren Zimmer an Kurgäste vermietete, zu Fall bringen. Das angebaute kleinere Gebäude, das viele Jahre den Friseursalon Schäfer beherbergte, wird auch bald nicht mehr sein.
Große Lücke an der Wandelhalle
Eine sehr große Lücke wird jedoch durch den Abriss des Haus Rees an der Wandelhalle entstehen. Auch diese Pension diente viele Jahre als Unterkunft für Kurgäste und war sehr beliebt. Wie alle Kurpensionen in Bad Neuhaus. Alle hatten ihre Stammgäste, die viele Jahre regelmäßig ins Heilbad zur Kur kamen. Manch einer der Vermieter knüpfte freundschaftliche Bande und stand lange Jahre mit seinen Kurgästen in regem Kontakt.
Noch keine Pläne
Das fünfte Haus, das abgerissen wird, steht etwas versteckt „hinten im Hof“, wie die Neuhäuser sagen.
Auf Nachfrage teilt das Rhönklinikum mit, dass noch keine genauen Pläne für die dann leerstehenden Grundstücke vorliegen. Eine Nachnutzung werde es sicher geben, wird betont. Jetzt werden zunächst die alten Häuser verschwinden, sodass ein Teil „der baufälligen Häuser“ in diesem Bereich künftig nicht mehr zu sehen sein wird.
Drei der kleinen ehemaligen Schutzjudenhäuser an der Wandelhalle bleiben jedoch zunächst noch stehen. Eines davon ist noch bewohnt. Wenn das angebaute Haus Rees abgerissen wird, muss an seiner Stelle eine Stützmauer hochgezogen werden, sonst besteht die Gefahr, dass dieses Häuschen umfällt. Das direkt angebaute mittlere Gebäude ist unbewohnt. Ebenfalls angebaut folgt dann das möglicherweise denkmalschutzwürdige Haus der „Schmitts Mary“. Die frühere Besitzerin Maria Schmitt, die hier bis zu ihrem Tode lebte, war lange Jahre die Hausdame von Freifrau Therese von und zu Guttenberg auf der Salzburg.
Abbruch oder nicht
Denkmalschutz und Rhönklinikum als heutiger Eigentümer konnten sich bislang noch nicht darüber einigen, was mit dem weitgehend verfallenen Haus geschehen soll.
Aber auch so ändert das Kurviertel sein Gesicht. So wird letztlich auch baulich die Entwicklung nachvollzogen, die mit dem dramatischen Rückgang der Kur eingeleitet wurde.
Mitarbeiterin Brigitte Chellouche wohnt seit 1960 in Bad Neuhaus und betrachtet die Entwicklung mit Verständnis, aber auch etwas Wehmut.
Die fünf Abriss-Häuser:
Haus Eisen, Kurpension, wurde Anfang der 60er Jahre vom Ehepaar Eisen erbaut und als Kurpension betrieben. Bis zu seinem Tod vor einigen Jahren vermietete Sohn Dieter Eisen weiter an Kurgäste.
Haus Rees, Kurpension, wurde vor 1960 von Fräulein Rees und ihrem Bruder erbaut. Ab 1969 übernahm Tochter Maria Rees das Haus und vermietete an Kurgäste. Aus Altersgründen gaben Rudolf und Maria Rees die Vermietung auf und zogen in die Altstadt von Bad Neustadt.
Kurcafé, früher Pension Siegl, wurde vor 1960 gebaut und zuerst als Kurpension mit Zimmervermietung betrieben. Später wurde es dann zum Café im Untergeschoss und Tanzcafé im Obergeschoss umgebaut.
Der Friseursalon Schäfer befand sich von den 80er Jahren bis circa 2000 im angebauten Haus und hatte einen großen Kundenstamm, vor allem an Kurgästen.
Das fünfte Haus liegt versteckt „hinten im Hof“ und wurde als Wohnhaus genutzt.
So ist es überall und genau deswegen scheut sich so mancher, in ein altes Ensemble zu investieren.
Ob ich mich informiert habe oder nicht, steht für den Schrott nicht mehr zur Debatte.
Grundsätzlich müssen andere Lösungen her.
Diese Häuser gehören zum Ensemble und sind für das Schloss und die Kapelle Ortsbildprägend.
Ich empfehle Ihnen, sich doch vor dem Schreiben eines Kommentars besser zu informieren.
Sollen sie es nach Fladungen schaffen und dort wieder aufbauen.
Hier muss der alte, verfallene Schrott weg und etwas passendes geschaffen werden.
Die Zeit bleibt nicht stehen, die Erde dreht sich einfach weiter und es interessiert sich keiner dafür, ob die Schmitts Mary eine denkmalgeschützte Bettpfanne hatte.
Auch sie braucht sie nicht mehr.
Es gibt wirklich erhaltenswertes MAterial. Ob das dazugehört, sollen andere entscheiden. Oder die Zeit und die Natur holt sich alles zurück.
Warum schreibt die Autorin dann "möglicherweise denkmalschutzwürdig"? Ist das ihre persönliche Meinung?
Für alle Leser wäre es wohl etwas klarer, das Haus einfach mit seiner dort angebrachten Jahreszahl von 1796 zu bezeichnen. Dann verstehen es auch die Leute, die nicht seit 1960 dort wohnen.
Zudem steht das Haus besonders wegen seiner Innenausstattung unter Denkmalschutz.