"Wir feiern in diesem Jahr unser 50-jähriges Jubiläum", erzählt Werkleiter Roger Schweigert. "Das schaffen heute nur noch wenige Firmen und ich bin wirklich stolz darauf." Die Firma Lisi Automotive KKP in Mellrichstadt liefert Kunststoffteile für die Automobilindustrie und hat aktuell über 280 Mitarbeiter.
Die angespannte Lage in der Automobilzulieferindustrie betrifft das Mellrichstädter Unternehmen, das zu einem weltweit agierenden französischen Industriekonzern gehört, laut Werkleiter nicht. "Wir blicken positiv auf die nächste und langfristige Zukunft", so Roger Schweigert. Zwar hätte man über die Sommermonate leichte Rückgänge zu verzeichnen, aber kein "generelles Tief". "Wir haben interessante Neuaufträge, die uns zuversichtlich stimmen", so Schweigert.
Von über 280 Mitarbeitern wagten Eberhard Hölzer und Wolfgang Wulf im Jahr 1974 noch nicht einmal zu träumen, als sie in Unsleben ihr Unternehmen Konstruktive Kunststoffprodukte - kurz KKP - gründeten. Drei Jahre später schon folgte die Umsiedlung nach Mellrichstadt und ein stetiges Wachstum bis auf eine 10.000 Quadratmeter große Fertigungsfläche mit knapp 90 Spritzgießmaschinen für 1500 unterschiedliche Kunststoff-Formteile.
1998 wurde KKP von der französischen Rapidgruppe übernommen, die wiederum im Jahr 2000 von dem französischen Unternehmen Lisi (Link Solution for Industry) aufgekauft wurde. Hölzers und Wulfs Firma entwickelte sich vom inhabergeführten Betrieb zum managementgeführten Unternehmen. Durch die Umstellung auf vollelektrische Maschinen anstelle von hydraulischen kam eine enorme Effizienzsteigerung hinzu.
Ein Quantensprung für schnellere Abläufe bei Lisi Automotive KKP
Aus insgesamt sieben Außensilos werden die Spritzgießmaschinen heute automatisch mit Material bedient. "Ein Quantensprung", sagt Elmar Seufert, Leiter im Bereich Betriebstechnik und Werkzeugbau und seit fast 40 Jahren im Betrieb. "Früher musste alles von Hand erledigt werden."
Im eigenen Werkzeugbau werden die Spritzwerkzeuge gewartet, repariert und auch Teile selbst hergestellt. Die über 40 Montageautomaten werden ebenfalls im hauseigenen Sondermaschinenbau gebaut. "Wir bilden in allen Sparten selbst aus. Auch ein duales Studium im Bereich Produktionstechnik ist möglich", so Roger Schweigert.
Mit dem Bau eines energieeffizienten Logistikzentrums 2015 war die Firma aus heutiger Sicht ihrer Zeit voraus. "Da steckt sehr viel Know-how drin", erklärt Werkleiter Roger Schweigert. "Es wird über die Abwärme der Maschinen betrieben und dadurch können wir komplett energieautark sein", ergänzt Mitarbeiter Elmar Seufert.
So möchte der Automobilzulieferer Lisi energieunabhängig werden
In der Unternehmenskultur der Lisi Automotive ist Nachhaltigkeit schon lange ein fester Bestandteil. "Wir arbeiten stark daran, unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren", so Schweigert. Der Strom für den Mellrichstädter Betrieb kommt seit 2023 zum Teil von der eigenen Photovoltaik-Anlage, die zukünftig noch von Windkraft ergänzt werden soll. "Unser Ziel ist es, ganz unabhängig von äußeren Einflüssen zu sein", erklärt Roger Schweigert.
Zur Konzernphilosophie gehört auch, die Sicherheit und der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, um Unfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen zu vermeiden. "Das ist uns sehr wichtig. Wir empfinden uns als große Familie, die viel in die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter investiert", sagt Werkleiter Roger Schweigert.
Einigung über Haustarif bei Lisi Automotive KKP rückt näher
Trotzdem gab es in der jüngsten Vergangenheit vermehrt Streikaktionen. Das Unternehmen hatte sich lange gegen Verhandlungen über einen Haustarif gesperrt. Doch mittlerweile sei man "nahe an einer Einigung dran". "Der Haustarif wird mit großer Sicherheit kommen", bestätigte Werkleiter Roger Schweigert.
Zuvor wird das 50-jährige Jubiläum gefeiert. Dafür ist am Samstag, den 22. Juni ein betriebsinternes Fest für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien sowie alle ehemaligen Mitarbeiter geplant. "Wir haben uns gezielt gegen einen Tag der offenen Tür entschieden. Der Tag soll nur unseren Mitarbeitern gehören. Denen, die im Unternehmen etwas bewegen", so Roger Schweigert.