Der Landkreis, dem Thomas Habermann als Landrat seit 2003 vorsteht, besteht aus 37 Kommunen und 12 Verwaltungsgemeinschaften.
Thomas Habermann: Das ist ein schöner Grund zum Feiern, obwohl die alten Gebiete damals einen Verlust ihrer Identität befürchtet hatten. Ich sehe diese Neuordnung als gelungen an. Gefeiert wird in diesem Jahr aber nicht. Unser Landkreis-Name "Rhön-Grabfeld" ist tatsächlich erst 1973 offiziell ausgerufen geworden. Deshalb werden wir auch erst im nächsten Jahr groß feiern.
Habermann: Rhön-Grabfeld ist im Vergleich zu anderen Kreisen stark zentralistisch geprägt. Mit Bad Neustadt als der Stadt, die die größte Wirtschaftskraft und damit die meisten Arbeitsplätze anbietet. Man sieht es an der Arbeitsmarkt-Statistik. Da stehen wir zu vergleichbaren Kreisen gut da.
Habermann: Unsere Bürgerinnen und Bürger sind sehr wertbewusst, sind traditionstreu und heimatverbunden. Deshalb halten sie auch schwierige Zeiten gut aus. Und ich sehe immer mehr junge Menschen, die bewusst wieder nach Rhön-Grabfeld zurückkehren, weil sie hier im Vergleich zu den Ballungsräumen bezahlbar wohnen können. Die Lebensqualität von Rhön-Grabfeld zieht zusätzlich an.
Habermann: Nein. Man muss immer ein Bezugsdatum sehen: Vor der Wende hatten wir 75.900 Einwohnerinnen und Einwohner. Nach der Wende hatten wir einen enormen Zuwachs, der uns bis 1999 eine Bevölkerung von 87.000 bescherte. Danach gingen die Zahlen zurück. Wir liegen jetzt bei 79.000. Der Peak wird in etwa 15 Jahren erwartet. Da bekommen wir mit der zunehmenden Alterung schon Probleme.
Habermann: Mit Abstrichen: ja. Wir haben keine Kommune mit zu vielen Ortsteilen. Kleine Gemeinden habe den Vorteil, dass die Räte bei ihren Entscheidungen alles im Blick haben.
Habermann: Da muss man klar sagen, dass die Verwaltungen in den einzelnen Gemeinschaften einen sehr guten Job machen. Ohne das Expertenwissen der Mitarbeiter in den Verwaltungsgemeinschaften würden einige Gemeinden nicht so gut da stehen, wie es nun der Fall ist. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die VG Bad Neustadt. Auch den Zusammenschluss von Bastheim zur VG Mellrichstadt halte ich für einen intelligenten Schritt hin zu einer besseren Leistungsfähigkeit.
Habermann: Da ist viel Dynamik drin. Ein Landrat kann dazu nur beraten und ermuntern. Und man hat am Beispiel Bastheim gesehen, dass die Bevölkerung die Entscheidung mitträgt.
Habermann: Im Landratsamt haben wir beispielsweise durch den Sondereffekt "Corona" das Gesundheitsamt aufgestockt. Aus 15 wurden 60 Mitarbeiter. Andere haben diesen Teil outgesourct. Wir wollten das selbst machen. Natürlich wird das Arbeiten immer schwieriger, je mehr Aufgaben bewältigt werden müssen. Zusätzlich beobachte ich eine enorme Zunahme einer Verrechtlichung, einer Überregulierung. Da muss sich der Gesetzgeber schon fragen, welche Folgen das in den Kommunen hat. In unseren Verwaltungsgemeinschaften erlebe ich aber eine gute Struktur und ein ambitioniertes Personal. Das muss man auch mal loben. Meine Devise ist: Kleine Gemeinden und eine große, effizient arbeitende Verwaltung.
Habermann: Vor zehn Jahren habe ich noch gesagt, das 50. Bestehen feiern wir als Rhön-Grabfeld. Beim 60. könnte es schon einen Landkreis Bayerische Rhön geben. Das sehe ich - Stand jetzt - nicht mehr so. Aus meiner Sicht ist es nicht absehbar, dass einer dieses Thema politisch anpackt. Ich bin mir sicher, dass wir auch den 60. als Rhön-Grabfeld feiern.