
Ausschließlich Frauen waren jüngst zu dem Kurs "Waldwissen2go – women only" des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt geladen. Über 30 Waldbesitzerinnen aus den Rhön-Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen kamen, um sich ein Wochenende lang bei Försterinnen – es referierten ausschließlich Frauen – Waldwissen zu Baumarten, Naturschutz und Holzverkauf anzueignen. Eine der Referentinnen war Miriam Sautter, Forstrevierleiterin in Oberelsbach. Im Interview erzählt die 38-Jährige, warum Frauen und Männer im Wald manchmal andere Ziele verfolgen und verrät, worin Waldbesitzerinnen erfahrungsgemäß besser sind.
Miriam Sautter: Im Forstberuf nimmt der Frauenanteil nachgewiesen zu, bei den Privatwaldbesitzerinnen ist die Entwicklung diesbezüglich noch etwas verhaltener. In Bayern gibt es circa 1,2 Millionen Hektar Privatwald. Davon sind 442.000 Hektar, also ein gutes Drittel, in Frauenhand. Die große Veränderung, die wir wahrnehmen, ist also nicht, dass sich Besitzverhältnisse gravierend ändern, sondern dass die Eigentümerinnen, die Wald besitzen, sichtbarer und aktiver werden. Früher handelten oft Männer für sie. Unsere zarte Hoffnung ist es, Waldbesitzerinnen über Kurse wie diesen weiter aus der Reserve zu locken. Katja Sander als Koordinatorin der neuen Stabsstelle für Waldbesitzerfortbildungen unterstützt uns dabei tatkräftig.
Sautter: Die Gegenfrage muss doch lauten: Warum sollten Frauen für ihr Waldstück keine Verantwortung übernehmen? Ziele können Frauen für ihr Forststück mit Sicherheit genauso gut festlegen wie Männer. Die Umsetzung können sie gegebenenfalls immer noch in andere Hände geben, wenn sie wollen. Waldeigentümer, ob Mann oder Frau, sollten ihren Besitz aktiv verwalten. Manche Frauen muss man da vielleicht einfach ein wenig mehr ermutigen, insbesondere, wenn sie Waldstücke besitzen, die angesichts des Klimawandels umgebaut werden müssen.
Sautter: Unterfranken ist Klimawandel-Hotspot. Die Jahresdurchschnittstemperatur hat in der Region inzwischen 1,5 Grad Erwärmung mehrfach überschritten. Die Bäume reagieren. Von fünf Bäumen sind gemäß Bundeswaldinventur vier krank. Die Hochlagen der Rhön waren lange vom Borkenkäfer verschont. Nun ist er auch dort angekommen. Wir müssen aktiv sein und den Wald umbauen, um auf lange Sicht die wichtigen Funktionen des Waldes wie zum Beispiel Wasserfilter und Erosionsschutz zu erhalten.
Sautter: Meine prinzipielle Empfehlung lautet: Wer streut, rutscht nicht. Ein Reinbestand ist immer anfällig, ein Mischbestand dagegen stabiler. Die Baumarten werden sich definitiv verändern: Die Hochrhön wird sich von einer Buchenregion und Fichtenregion eher Richtung Eiche, Esskastanie, Walnuss und Kirsche verwandeln. Wenn man weiß, dass der Privatwaldanteil, gerade in der Hochrhön, sehr hoch ist, kann man erahnen, wie entscheidend es ist, dass Privat-Waldbesitzerinnen in ihren Waldstücken aktiv werden.
Sautter: Lange Zeit diente der Wald in erster Linie der Holzgewinnung. Im Wald fielen schwere, körperliche Arbeiten an, die traditionell Männern zugeschrieben wurden. Inzwischen gibt es natürlich mehr Hilfsmittel: Statt Kraft zählt Technik. Die Holzgewinnung ist außerdem nur noch ein Aspekt von vielen, das Thema Naturschutz ist stark in den Vordergrund getreten.
Sautter: Mit den Unternehmern und Dienstleistern mache ich durchweg positive Erfahrungen. Unter forstlichen Kollegen passiert es vereinzelt, dass ein Scherz grenzwertig ist. Das geschieht meist unbedacht. Wenn man weiß, wie man den anderen nehmen muss, rollt man innerlich mit den Augen und gut! Was mir auch schon widerfahren ist: Wenn ich Waldbesitzern Dinge abschlägig bescheiden musste, dass die sagten, 'Gut, dann wende ich mich an Ihren Chef!' Da habe ich den Eindruck, dass so etwas Frauen leider noch häufiger begegnet als Männern.
Sautter: Bestimmt! Aber es ist auch schon befriedigend, wenn die Kritiker bei meinem Chef dieselbe abschlägige Antwort bekommen.
Sautter: Ich finde, das Klischee, dass Frauen besser kommunizieren, stimmt sehr oft. Frauen sind tendenziell auch die besseren Netzwerker, machen sich mehr Gedanken um die Stimmung im Team, versuchen alle mitzunehmen. Waldbesitz hat auch eine emotionale Komponente. Diese Verbindung aufzunehmen, da sind oft Frauen empfänglicher.
Sautter: Männer denken laut Studien in erster Linie an das Thema Brennholz und wirtschaftliche Nutzung. Bei Frauen schwingt dagegen oft eine emotionale Komponente mit: Wald ist für sie Heimat, Grundbesitz, Familientradition. Sie erleben sich als aktive Gestalterinnen. Ihnen geht es tendenziell auch stärker um die Themen Nachhaltigkeit und Naturschutz.
Sautter: Manche trauen sich in geschützterem Rahmen eher, Fragen zu stellen. Im besten Fall merken die Teilnehmerinnen: Ich bin nicht die Ausnahme. Es gibt da draußen auch andere Waldbesitzerinnen. Der Kurs will Hilfe zur Selbsthilfe sein und zum Netzwerkbilden anregen.