
Metallisch grün glänzend und zwei weiße Haarflecken auf den Flügeldeckeln: Das Insekt sieht eigentlich recht hübsch aus. Doch der Zweipunktige Eichenprachtkäfer ist eine Gefahr für den Wald, in Rhön-Grabfeld wie in ganz Unterfranken. Die warmen Sommer der vergangenen Jahre haben ihn stark gemacht, weil die ausgetrockneten Eichen immer schwächer werden.
Ist die Eiche geschwächt, kann sich die Larve durch die Rinde bohren und in die lebenswichtige Bastschicht des Baumes eindringen. Hat der Schädling erst einmal die Eiche befallen, ist schnelles Handeln geboten. Das Holz muss so schnell wie möglich aus den Wäldern gebracht werden, um eine Ausdehnung der Schadflächen zu verhindern.
Gemeinsame Strategie gegen den Käferbefall
Gemeinsame Zusammenarbeit aller Akteure ist dann geboten. Und genau deshalb hat die Grabfeld-Allianz das Thema Eichenprachtkäfer auf die Tagungsordnung ihrer Lenkungsgruppensitzung gesetzt. Vor allem aber saßen Försterinnen und Förster sowie wichtige Vertreter des Staatsforstes und des Forstamtes mit am Tisch.

Wer jetzt noch fehlt, um die Strategie gegen den Eichenprachtkäfer zum ganzen Erfolg zu führen, das sind die Privatwaldbesitzer. Sie müssen überzeugt werden, an Schutzmaßnahmen teilzunehmen. Denn eine gesetzliche Handhabe dafür wie beim Borkenkäfer gibt es nicht.
Trockenes Klima schwächt die Eichen
Jürgen Hahn, Bereichsleiter Forst beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Bad Neustadt, erklärte anschaulich die Entwicklung. Nachdem man sich seit vielen Jahren hauptsächlich mit dem Fichtenborkenkäfer befassen musste, rücke plötzlich der Eichenprachtkäfer in den Fokus.
Der Klimawandel und ganz greifbar die fünf aufeinanderfolgenden Trockenjahre in der Region hätten die Eichenbestände so geschwächt, dass sich der Eichenprachtkäfer ungewöhnlich stark ausbreiten konnte. "Teilweise hatten wir an den Eichen Feuchtigkeitswerte wie bei geschlagenem Holz", machte Hahn die Austrocknung der Bäume deutlich.
Regenreiche Monate könnten Entspannung bringen
"Dieses Jahr könnte durch die vielen Regenfälle entspannter sein, aber wir können nicht in die Zukunft blicken", so Hahn. "Wir müssen die Lage ernst nehmen, aber es gibt noch keinen Grund für einen Abgesang auf die Eiche", formulierte es der AELF-Mann. Die Eiche werde auch weiterhin Bestandteil der Wälder bleiben, ist er sich sicher.
Aktuell registrieren die Försterinnen und Förster vermehrten Befall durch den Eichen-Schädling. Das erfordere eine schnelle Reaktion. Das Problem: Um die Bäume diesbezüglich im Auge zu halten, sind pro Jahr zwei Kontrollgänge nötig. Befallenes Holz müsste eigentlich bis spätestens Ende April aus den Wäldern gebracht werden. Doch angesichts milder Winter und aufgeweichter Waldwege könnten solche Maßnahmen mit dem Bodenschutz kollidieren. Aber auch andere Ebenen wie eine Naturparkverordnung oder Naturschutzauflagen stehen schnellem Handeln mitunter im Wege.
Wo kann man geschädigtes Holz lagern
Eine andere Schwierigkeit: Wo gibt es Flächen, um geschädigtes Holz zwischenzulagern? Wissenschaftlich geklärt sind nötige Mindestabstände zur nächsten Bewaldung nicht, empfohlen wird circa ein Kilometer. Beim AELF hat man auch für das Grabfeld schon einmal mögliche Flächen gesucht. Die Kommunen der Grabfeld-Allianz sollen sich nun daran orientieren, um Lagerplätze festzulegen. "Kriegen wir solche Flächen gemeinsam hin? Diese könnten sich ja auch Gemeinden teilen, auf ein paar Kilometer kommt es ja nicht an", so der Allianzvorsitzende Jürgen Heusinger.
Auch Heiko Stölzel, Betriebsleiter des Forstbetriebs Bad Königshofen der Bayerischen Staatsforsten, hat mit seinem Team den Eichenprachtkäfer scharf im Blick. Denn die Eiche soll auch in 100, 200 Jahren und mehr noch Bestandteil der Rhön-Grabfelder Flora sein. Denn für Arten wie Fichte oder Buche sehen Klimaberechnungen eher schwarz.
Riesige Verantwortung für den Wald
"Wir haben eine riesige Verantwortung", so Stölzel bei der Allianz-Sitzung. Für den Schutz der Eichenbestände müsse man dann auch höhere Kosten akzeptieren. Es gebe nicht nur die wirtschaftliche Funktion des Waldes, sondern auch eine gesellschaftliche, so der Forstbetriebsleiter weiter.
Auf die Forstbetriebe komme wegen des Eichenprachtkäfers wegen der doppelten Kontrolle in einem Jahr viel Arbeit zu. Bei einer angespannten Personallage sei dies eine zusätzliche Herausforderung für Staatsforsten wie auch Kommunalwälder.
Privatwald-Besitzer ins Boot holen
Wer mit ins Boot soll, sind die Privatwaldbesitzer, die aktuell nicht zu irgendwelchen Maßnahmen gezwungen werden können. Zwar brachte Jörg Mäckler, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Fränkische Rhön und Grabfeld, eine Verordnung ähnlich wie beim Borkenkäfer ins Gespräch, an die sich dann auch Privatwaldbesitzer halten müssten. Doch die Mehrheit schloss sich den Worten von Herbstadtds Bürgermeister Georg Rath an: "Wir müssen die Leute mitnehmen und ihnen bewusst machen, dass es um die Rettung des Waldes geht. Dann werden sie sogar Feuer und Flamme für das Thema sein."
Tatsächlich gibt es schon Vorplanungen zu Infoveranstaltungen für Privatwaldbesitzer rund um das Thema Eichenprachtkäfer.