
Los geht es immer mit der stabilen Seitenlage. Das wissen die Bambinis des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Karlstadt. "Ich lege mich hin", ruft die siebenjährige Sophie in die Runde. Als Ersthelferin sucht sie sich ihre Sitznachbarin Selina aus. Regungslos und mit geschlossenen Augen bleibt Sophie auf einer Matte liegen, alle Augen der Bambinis sind auf sie gerichtet. Selina geht mit gezielten Schritten auf sie zu, spricht ihre Freundin an, hört den Atem ab. Beim Sortieren der Gliedmaßen hilft Gruppenleiterin Franziska Greis kurz nach. Per gespieltem Hand-Telefon setzt Selina den Notruf ab und bleibt bei Sophie sitzen; alles routiniert und konzentriert.
Seit fünf Jahren leiten Franziska Greis und Melanie Ringelmann die Bambini-Gruppe des BRK Karlstadt. Mit dem Ersthelfer-Nachwuchs zwischen sechs und zwölf Jahren üben sie bereits intensiv kleinere Ernstfälle. Das zahlt sich aus: Kürzlich gewannen die Karlstadter Helferinnen und Helfer in ihrer Altersgruppe den Bezirkswettbewerb Unterfranken. "Wir waren megastolz", sagt Ringelmann. Damit qualifizierten sie sich für den Landeswettbewerb in München, was allerdings eine längere Anfahrt plus Übernachtung in der Landeshauptstadt bedeutet hätte. "Das konnten wir mit den Kleinen noch nicht machen", sagt Ringelmann. In den Gruppenstunden bleiben sie trotzdem dran, die Jüngsten an den Sanitätsdienst heranzuführen.

"Was machen wir als Erstes? Pflaster oder Verbände?", fragt Ringelmann. "Pflaster!", schallt es im Chor zurück. Wie hält ein Pflaster an Ellenbogen, Fingerkuppe oder Knie? Der siebenjährige Leo und der sechsjährige Paul probieren sich daran aus. Kaum kleben die Pflaster, geht es mit dem Verbinden weiter. Welche Verbände dürfen auf offene Wunden? Wie sieht eine Kompresse aus? All das lernen die Kleinen bereits. "Armverband ist das Beste", sagt Leo.
In der Jugendgruppe geht es verstärkt um Fallbeispiele
Und schon bekommt jede und jeder den Lieblingsverband verpasst. Sophie wickelt mit konzentriertem Blick und geübten Bewegungen Selinas Hand und Schienbein ein. Als auch ihr eigener Verband sitzt, humpeln die beiden durch den Raum. Ob sich die Eltern beim Abholen erschrecken würden? "Nein", sagt Selina, "aber beim ersten Mal haben sie sich erschreckt." Manchmal seien auch schon Kunstblut und Wunden aus Silikon im Einsatz gewesen, aber bei den Kleinsten eher selten, erklärt Ringelmann.

Die elfjährige Amy ist schon seit drei Jahren dabei und kann eigentlich schon alles. "Aber den Kopfverband kriege ich noch nicht so hin", sagt sie. Prompt sitzt der bei der nächsten Übung nicht richtig, aber Franziska Greis gibt Tipps. "Bei uns wird keiner ausgelacht", betont Ringelmann. Mit ihren elf Jahren kann Amy bald in die nächste Gruppe wechseln: Von zwölf bis 27 Jahren geht es in der Jugendgruppe weiter. Dann allerdings schon mit komplizierteren Themen, wie etwa Fahrzeugkunde und Fallbeispielen.
Von den Bambinis führt der Weg bis zum Sanitätsgrundlehrgang
Ab 16 Jahren darf man den Sanitätsgrundlehrgang machen – danach wechseln viele in die Bereitschaft, erklärt Ringelmann. Zu allen Einsätzen dürfen zwar erst die 18-Jährigen, aber bei einfacheren Absicherungen hätten auch Jüngere die Chance mitzugehen. Doch gerade der Nachwuchs in dem Alter fehle, weil dann Ausbildung und Studium anstehen. Bei den Bambinis seien es meist um die zehn Kinder, aber hier mache sich die Konkurrenz zu anderen Vereinen bemerkbar, wenn jemand etwa zur Feuerwehr oder zum Fußball wechsle.
Einsteigen kann grundsätzlich jeder ab sechs Jahren: Teils seien schon Jugendliche dazugekommen, die sich medizinische Berufe vorstellen können. Auch Erwachsene könnten die Erste-Hilfe-Kurse und Lehrgänge nachholen und in die Bereitschaft einsteigen. Die Jugendrotkreuzgruppen treffen sich alle zwei Wochen donnerstags von 17 Uhr bis 18.30 Uhr in der Rettungswache Karlstadt. Die Bereitschaft trifft sich alle drei Wochen ab 19 Uhr. Ein Vereinsbeitrag muss nicht gezahlt werden. Anmeldung unter meli-kar@gmx.de

