Gabelstapler surren durch die Halle. Vor dem geschlossenen Tor stehen gestapelte Kisten. Sie haben allesamt dieselbe Größe, denn das macht es einfacher, sie zu transportieren. An der Rampe steht schon der Lastwagen, um die nächste Lieferung zum Kunden zu bringen. So läuft das jeden Tag: Trucks, randvoll beladen mit Obst, kommen von den großen Häfen hier an und liefern ihre Ware ab, andere holen sie ab und bringen sie zu den Kunden.
Erst am Abend kehrt Ruhe ein. Es sind keine surrenden Stapler mehr zu hören. Die Südfrüchte, die sich tagsüber kistenweise in der Halle auftürmten, sind dann schon an ihrem Ziel, auf dem Weg dorthin oder sie schlummern in den Reife- oder Kühlräumen.
Jeder Deutscher isst rund elf Kilo Bananen pro Jahr
Seit 15 Jahren betreibt die Firma Del Monte im Marktheidenfelder Stadtteil Altfeld im Gewerbegebiet Schlossfeld ein Distributionslager mit einer Bananenreiferei. Der international tätige Konzern, der seine Zentrale in den USA hat, ist nach eigenen Angaben der weltweit größte Vermarkter von Ananas und der drittgrößte von Bananen.
In Marktheidenfeld arbeiten 20 Mitarbeiter für Del Monte. Arne Bonneck ist als "Business Development Manager" für die Unternehmensentwicklung in Deutschland zuständig. Die Entscheidung für das Lager in Altfeld sei gefallen, als der Konzern noch weitere Reifereien im Norden und Westen Deutschlands betrieb und von Mainfranken aus den süddeutschen Raum belieferte.
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Denn die Bundesrepublik ist Bananenland. Im Durchschnitt verputzt jeder Deutsche im Jahr mehr als elf Kilogramm Bananen. In einem deutschen Supermarkt ist die krumme, gelbe Frucht wirtschaftlich eines der wichtigsten Produkte. 2019 wurden rund 1,3 Millionen Tonnen Bananen nach Deutschland importiert, vor allem aus Ecuador, Kolumbien und Costa Rica.
Die Banane ist recht ein sensibles Früchtchen
"Seit über 100 Jahren bekommen wir unsere Bananen aus Mittel- und Südamerika. Das hat sich, zum Beispiel bei den Schiffsrouten, gut eingespielt", sagt Bonneck zur Herkunft. Die Bananen werden dort unreif geerntet, in Kartons verpackt und per Schiff nach Europa geschickt.
Während dieser rund zwei Wochen langen Überfahrt lagern die Bananen kühl, idealerweise bei 14 Grad und dunkel, da sich bei dieser Temperatur die weitere Reifung verzögern lässt. Vom Hafen geht es in die Reifereien.
Erst dort sollen die sensiblen Früchtchen anfangen, gleichmäßig zu reifen. Die Kisten werden dazu in bis zu drei Etagen hohe Reifekammern gepackt, deren Raumtemperatur gesteuert werden kann, um den Reifeprozess zu kontrollieren. Die in der Banane enthaltene Stärke wandelt sich in Zucker um, die bisher grüne Banane wird gelb und süß. Nach fünf bis zehn Tagen ist sie reif – je nachdem, wie reif der Kunde seine Bananen mag.
Tipps vom Experten: Bananen richtig aufbewahren
Im Marktheidenfeld betreibt Del Monte inzwischen seine einzige Bananenreiferei in Deutschland. Von hier aus versorgt der Konzern sowohl den Großhandel als auch den Einzelhandel im ganzen Land sowie in den benachbarten Ländern. Es ist, sagt Bonneck, aber nicht der einzige Ort, an dem Bananen reifen. Auch Lebensmittelhändler hätten eigene Reifereien.
Bananen werden das ganze Jahr über gegessen. Eine saisonale Schwankung gibt es höchstens im Sommer, wenn Ferien sind oder es mehr einheimisches Obst gibt. Für ihre Lagerung zu Hause gilt: Bananen sollten am besten bei Zimmertemperatur lagern. Bloß nicht in den Kühlschrank legen, da Aussehen und Geschmack dort leiden! Sollen Bananen noch etwas nachreifen, tun sie das schneller neben Äpfeln.
Neben Bananen kommen auch Melonen, Limetten, Trauben und Ananas im Altfelder Lager an. Während die "Flugananas" trotz eines mehrfach höheren Preises bei einigen Käufergruppen begehrt ist, da sie zwei Wochen frischer ist als die verschiffte Frucht, würde es sich nicht lohnen, auch Bananen einfliegen zu lassen, sagt Bonneck. Der Preis wäre zu hoch.
Die Corona-Krise trifft auch den Bananenhändler
Schließlich ist die Konkurrenz groß: Chiquita, Dole und Del Monte sind nach Marktanteilen weltweit die drei größten Bananenhändler. "Wir können uns von den anderen nicht allein über das Produkt unterscheiden", sagt Bonneck. Daher rede sein Unternehmen darüber, dass es sich für Nachhaltigkeit in den Herkunftsländern engagiert. "Wir wollen dem Verbraucher zeigen, was wir dort tun, und er kann entscheiden, ob er das gut findet."
In Marktheidenfeld spende das Unternehmen an die Tafel Obst, das sich nur wegen optischer Mängel oder zu geringer Restlaufzeit nicht mehr verkaufen lässt, sagt Bonneck. Auch Schulen, Kindergärten und der Warema-Lauf erhielten Spenden. Zudem werde kein Obst weggeworfen, sondern in einer Biogasanlage in der Umgebung verwertet.
Doch treffen die Folgen der Corona-Pandemie auch den Konzern. Weil Del Monte Großhändler beliefert, falle der Absatz wegen der Schließung von Hotels, Restaurants und Caterern derzeit geringer aus, so Bonneck. Das Geschäft hatte sich bis Ende Oktober noch nicht einmal vom ersten Lockdown erholt, als Anfang November der zweite kam.
Neben Bananen trafen in der Vorweihnachtszeit vor allem auch nachgefragte Clementinen und Ananas am Marktheidenfelder Standort ein. Gabelstapler surren wieder durch die Halle.