"Vor zehn Jahren haben wir eine Stellenanzeige geschaltet und bekamen darauf viele gute Bewerbungen – das ist heute einfach nicht mehr so", sagt Katja Herrmann von der Druckerei Schleunung. "Man fragt sich schon: Wo sind all die Leute hin?" Schülerinnen und Schüler bewerben sich viel kurzfristiger, sagen den Ausbildungsplatz erst zu und wenig später wieder ab – eine Situation, an die sich Unternehmen anpassen müssen.
Wie der Firma Schleunung geht es vielen Unternehmen in Marktheidenfeld. Um Azubis, Berufseinsteiger und generell neue Mitarbeiter zu bekommen, müssen sie sich ganz anders ins Zeug legen. Deswegen starten die acht Unternehmen Warema, P&G, Schneider Electric, Flyeralarm, Fertig Motors, Hilite, Druckhaus Mainfranken und Schleunung zusammen mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Marktheidenfeld im September erstmals die Veranstaltung "Jobs mit Zukunft".
Busse bringen Jobsuchende direkt vors Werkstor
Wer sich für eine Ausbildung, ein Duales Studium oder einfach einen neuen Arbeitgeber interessiert, kann sich am 21. September auf dem alten Festplatz einfinden. Von dort starten drei Buslinien, die die Bewerberinnen und Bewerber direkt vor die Werkstore der teilnehmenden Unternehmen bringen. Eine Linie fährt zum Dillberg zu Warema, Fertig Motors, Flyeralarm und Fenster Paul. Ziel der zweiten Linie ist der Nordring/Äußere Ring, wo Interessenten P&G, Lermann, Schleunung, Druckhaus Mainfranken und Weidmüller besuchen könne. Die dritte Route fährt nach Altfeld zu Hilite, Schneider Electric und BE Technologie. Die Busse fahren von 16 bis 20 Uhr im 30-Minuten-Takt.
Zusätzlich gibt es eine Messe im Rathaus, bei der sich Arbeitgeber wie Sparkasse, Volksbank, Edeka Kühirt, Okalux, Bauzentrum Gebhardt oder die Stadt Marktheidenfeld präsentieren. Insgesamt nehmen 25 Unternehmen teil.
Vorbild für diese Aktion ist die Nacht der Ausbildung in Wertheim. Ziel von Johanna Ebersbach, die bei der Stadt ganz neu den Bereich Wirtschaftsförderung aufbaut, war es auch, sich von Veranstaltungen wie der Berufsmesse BIT, die der Landkreis organisiert, abzuheben. "Vor Ort bekommt man ein viel besseres Gefühl für ein Unternehmen, als an einem Messestand", ist die Hoffnung von Mit-Organisatorin Katja Herrmann. Firmen wie Schleunung hätten immer auch das Problem, dass sie in Berufen ausbilden, von denen die Schülerinnen und Schüler gar keine Vorstellung haben.
Auch Fachkräfte sind angesprochen
Die Webseite der Aktion soll auch eine Stellenbörse sein. Etwa 90 freie Arbeitsplätze in Marktheidenfeld sind hier aktuell gelistet. Zielgruppe von "Jobs mit Zukunft" sind also ausdrücklich nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Fachkräfte. Ebersbach und Herrmann hoffen, an diesem Abend auch Jobsuchende aus der weiteren Umgebung, vielleicht sogar aus Würzburg und Aschaffenburg, nach Marktheidenfeld holen zu können.
Das Pilotprojekt ist mit großem Aufwand verbunden, auch finanziell: Die Stadt Marktheidenfeld bezahlt den Busshuttle, die Unternehmen investieren in Vorbereitung und Präsentation. Dass dieser Aufwand sinnvoll und notwendig ist, habe im Kreis der planenden Unternehmen aber nie zur Debatte gestanden, sagt Ebersbach. "Für alle ist klar: Wir wollen den Wirtschaftsstandort Marktheidenfeld gut präsentieren und stärken." Das bestätigt Herrmann aus Unternehmenssicht: "Klar hat jedes Unternehmen seinen Ruf und wir konkurrieren auch um gute Mitarbeiter. Aber hier wollen wir eng zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen."
Welche Zukunft hat "Job mit Zukunft"? Nach dem ersten Aufschlag am 21. September wolle man sehen, wie die Veranstaltung angenommen wurde und wo Raum für Verbesserungen ist. Dann könnten sich Herrmann und Ebersbach vorstellen, das Event jährlich anzubieten.
Alle Informationen zur Veranstaltung gibt es auf www.jobsmitzukunft-marktheidenfeld.de. Das Event ist kostenlos und ohne Anmeldung.