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Wird der Führerschein in Main-Spessart wirklich immer teurer?
Wie man hört, sollen Preise bis zu 4000 Euro für die erste Fahrlizenz inzwischen üblich sein. Zwei Fahrschulinhaber aus Main-Spessart widersprechen.
Jürgen Kutzias, Inhaber von Jürgens Fahrschule, auf seinem Übungsgelände in Gemünden.
Foto: Simon Hörnig | Jürgen Kutzias, Inhaber von Jürgens Fahrschule, auf seinem Übungsgelände in Gemünden.
Celine Seeger
 |  aktualisiert: 12.09.2024 02:34 Uhr

Es ist für viele Jugendliche ein Schritt in Richtung Erwachsenwerden, ein Symbol der Autonomie und Freiheit: Der Führerschein. Dass dieser aber nun zum Luxusgut werden könnte und bis zu 4000 Euro kosten soll, besorgt nicht nur Fahrschülerinnen und Fahrschüler aus der Region. Auch Fahrschulinhaber aus Main-Spessart sehen sich immer höheren Kosten ausgesetzt. Trotz der gestiegenen Preise für Fahrstunden, sind sich die beiden Fahrlehrer Thorsten Heidingsfelder und Jürgen Kutzias aber einig: Der Führerschein kostet im Verhältnis nicht viel mehr als noch vor wenigen Jahren.

Für Heidingsfelder, Inhaber von fünf Fahrschulen im Raum Main-Spessart und Würzburg, liegt die Preissteigerung vor allem am fehlenden Fachpersonal. Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer zu finden, sei in den letzten Jahren immer schwieriger geworden: "Der Beruf ist kein Nine-to-five-Job", sagt Heidingsfelder. Nachtfahrten, unregelmäßige Arbeitszeiten, Theorie- und Praxisunterrichte machten den Beruf anspruchsvoll und immer unattraktiver, wie auch Fahrschulinhaber Kutzias aus Gemünden bestätigt: "Gute Fahrlehrer fehlen extrem."

Sämtliche Kosten in die Höhe geschnellt

Infolgedessen seien auch die Löhne in die Höhe geschnellt. Denn diejenigen, die sich für den Beruf entscheiden, wollen angemessen entlohnt werden, so Kutzias. Diese Personalkosten würden die Preise für Fahrstunden zusätzlich nach oben treiben. Neben dem Personal seien auch die dauerhaften Kosten einer Fahrschule wie Sprit, Versicherungen, Fahrzeuge sowie Reparaturkosten in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

Generell stellen die beiden Fahrlehrer aber auch fest, dass die meisten Schülerinnen und Schüler immer mehr Fahrstunden benötigen. Als Kutzias im Jahr 2007 seine Fahrschule in Gemünden eröffnete, konnten Fahrschülerinnen und Fahrschüler durchaus mit zehn bis zwölf Fahrstunden ihre Prüfung erfolgreich bestehen. Heute sei das nicht mehr so, man müsse meist mit mindestens 25 bis 30 Fahrstunden rechnen.

Thorsten Heidingsfelder von der Fahrschule Heidingsfelder aus Marktheidenfeld (Archivfoto).
Foto: Lucia Lenzen | Thorsten Heidingsfelder von der Fahrschule Heidingsfelder aus Marktheidenfeld (Archivfoto).

Dass es Ausreißer in beide Richtungen gebe und manche Schülerinnen oder Schüler bis zu 40 Fahrstunden oder mehr benötigten, sei aber auch klar. Dennoch zeichne sich ein Trend ab. Woran das liegt? "Das Gefühl für den Straßenverkehr fehlt ein bisschen", meint Heidingsfelder, der fünf Fahrschulen in Karlstadt, Marktheidenfeld, Esselbach, Lohr und Würzburg betreibt. Dem schließt sich Kutzias an: "Das visuelle Lernen fehlt. Viele bringen noch kein Wissen über Verkehrssituationen mit." Das wiederum führe zu einer hohen Anzahl an Übungsstunden, die oftmals den Führerschein besonders teuer werden lassen.

Mehr Anforderungen an Führerschein

Dass deutlich mehr Fahrstunden als noch vor zehn Jahren benötigt werden, liegt aber nicht allein an zu unaufmerksamen Fahranwärterinnen und Fahranwärtern. Vor allem die Anforderungen an den Führerschein sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen und machen diesen somit teurer, meint Kutzias. In der Theorieprüfung habe sich der Fragenkatalog in den letzten fünfzehn Jahren fast verdoppelt und Videosequenzen erhöhten den Anspruch deutlich.

In der Konsequenz sind auch die Durchfallquoten in der theoretischen Prüfung gestiegen, so Heidingsfelder. Seiner Ansicht nach ist auch der Verkehr komplexer geworden: "Es sind mehr Autos auf der Straße. Das Verkehrsaufkommen ist immer mehr geworden." Um das Fahren also richtig zu erlernen, benötigen die Fahrschüler mehr Übung – und mehr Fahrstunden. Insbesondere in Großstädten mit komplexen Verkehrssituationen erhöhe das die Anzahl an Fahrstunden – und somit auch den Preis der Fahrerlaubnis. Das mache den Führerschein beispielsweise in Würzburg teurer als in ländlichen Regionen wie in Karlstadt und Gemünden, so Kutzias.

Keine Preissteigerung

Trotz allem sei der Führerschein, nach Ansicht der beiden Fahrlehrer, nicht erheblich teurer geworden. Führerscheine, die bis zu 4000 Euro kosten, halten Heidingsfelder und Kutzias für absurd. Mit 20 bis 25 Fahrstunden können man mit einem Führerschein rechnen, der zwischen 2500 und 3000 Euro kostet, so Kutzias. Dem schließt sich auch Heidingsfelder an: "Wenn man einen Plan hat und es geschickt macht, ist es machbar, bis zu 3000 Euro zu zahlen." Lange Pausen und Zusatzprüfungen würden hingegen den Preis nach oben treiben.

"Unsere Preise sind seit fünf Jahren stabil", sagt Heidingsfelder. Auch Kutzias habe die Preise in seiner Fahrschule in Gemünden seit drei Jahren nicht mehr erhöht. Dass sich der Führerschein in den nächsten Jahren aber womöglich zu einem Luxusgut entwickeln kann, finden Heidingsfelder und Kutzias erschreckend. Ihr Ziel sei es, ihre steigenden Ausgaben zu decken und die jetzigen Preise zu halten: "Wir wollen hier kein dickes Geld verdienen", sagt Heidingsfelder.

 
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